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Zunächst einmal herzlichen Glückwunsch, dass du dir überlegst, andere Leute aus der Szene zu treffen. Das ist schon mal ein großer Schritt, den viele nie machen. Die Erfahrung zeigt, dass es sehr bereichernd sein kann, andere zu treffen, und dass daraus auch echte Freundschaften entstehen können. So schwierig es mitunter ist, diesen ersten Schritt zu machen, so sehr kann es sich auf lange Sicht lohnen.
Dieser Artikel soll dir helfen, eine grobe Orientierung zu bekommen, wie ein typischer Stammtisch funktioniert, was du dort zu erwarten hast, und wie du dich ungefähr verhalten solltest.
Vermutlich bist du auf den Stammtisch aufmerksam geworden, weil du online dafür eine Ankündigung gefunden hast. Bitte lies die Beschreibung aufmerksam durch, denn sie wird im Regelfall schon Hinweise darauf enthalten, was sich die Veranstalter erwarten, welche und wie viele Leute kommen, in welcher Art von Lokal das Treffen stattfinden wird, ob es einen Dresscode gibt, ob es was kostet, und noch vieles mehr. Solltest du anders auf den Stammtisch aufmerksam geworden sein, dann suche online nach solchen Informationen. Seriöse Stammtische kündigen ihre Treffen auf zumindest einer szenespezifischen Plattform (Fetlife, Windelhauptstadt, WBC, Kumu) an. Sollte keine weitere Beschreibung dabei stehen, dann kannst du davon ausgehen, dass es sich, wie bei den meisten Ageplay-Stammtischen im deutschsprachigen Raum, um einen sogenannten „Munch“ (englisch für „Mampferei“) handelt, d.h. um ein zwangloses Treffen in einer normalen Kneipe, einem Gasthaus oder Restaurant, und es wird nichts getan außer reden, essen und/oder trinken. Dahinter steht nur die Idee, mit Leuten persönlich in Kontakt zu kommen, Erfahrungen auszutauschen, oder über irgendwelche Dinge zu plaudern.
Falls noch Fragen offen sind: Die Beschreibung sollte dir auch zumindest eine/n Organisator/in nennen, den/die du bei Unklarheiten kontaktieren kannst. Zögere nicht zu fragen. Schließlich steht die Kontaktinformation ja nicht zum Spaß da. Die Organisatoren freuen sich im Regelfall über jeden Neuen, der interessiert ist, und werden daher ihr bestes tun, deine Fragen zu beantworten.
Wenn die Ankündigung den Veranstaltungsort und -zeitpunkt bereits enthält, dann kannst du im Regelfall dort einfach auftauchen. Die Organisatoren freuen sich aber trotzdem, wenn du zusagst, da es bei der Vorbereitung hilft, ungefähr zu wissen, wie viele Leute kommen. Bei vielen Stammtischen im deutschsprachigen Raum erfährst du den Veranstaltungsort oft erst, wenn du dich angemeldet hast. Das liegt nicht daran, dass die Organisatoren Geheimniskrämer sind, sondern daran, dass ein Tisch reserviert werden muss und je nach Teilnehmerzahl unterschiedliche Lokale in Frage kommen. Die Anmeldung ist meistens unverbindlich, also melde dich im Zweifelsfall an, falls du dir überlegst, hinzukommen. Melde dich aber auch bitte ab, falls du dann doch nicht kommen kannst, damit die anderen nicht bei einem Treffpunkt in der Kälte stehen und umsonst auf dich warten oder vom Kellner unmutig beäugt werden, weil sie zu dritt an einem Tisch für zehn sitzen.
Fast alle Ageplay-Stammtische im deutschsprachigen Raum finden in ganz normalen Kneipen, Gasthäusern oder Restaurants statt, daher sind Ageplay-Outfits oder fetischspezifische Kleidung meistens nicht angebracht. Beim ersten Treffen kennst du die anderen Leute nicht, du kennst die Location nicht, und du willst auch auf dem Weg dorthin vermutlich nicht besonders auffallen, daher solltest du auf jeden Fall in ganz normalen Straßenklamotten kommen. Wenn du das Lokal und die Stammtischgruppe einmal kennst, kannst du dich ja an den Kleidungsstil der anderen Besucher anpassen.
Kennst du schon jemanden aus der Szene, und sei es nur virtuell über ein Forum oder einen verwandten Tumblr-Blog? In diesem Fall kommt doch einfach beide gemeinsam zum Stammtisch. Zu zweit ist die Hemmschwelle niedriger als alleine, und Problem 6 (siehe unten) fällt dann auch weg.
Zugegeben, das kann für introvertiertere Menschen schon ein Problem sein. Im Regelfall kommen Neulinge aber sehr gut mit den anderen ins Gespräch, da sie für diese einmal ganz grundsätzlich interessant sind. Wenn du also irgendwie Redebereitschaft signalisierst (indem du z.B. nicht konzentriert in dein Limonadenglas starrst), sollte recht rasch jemand mit dir Kontakt aufnehmen. Es lohnt sich auch, wenn du vorab jemand von den Organisatoren z.B. wegen einer Frage kontaktiert hast (siehe Punkt 2), dann dann kennt ihr euch zumindest schon ein wenig, und du kannst da anknüpfen und wirst von ihnen oft auch noch anderen Leuten vorgestellt.
Nein, keine biografischen Details. Aber wenn du kommst und hallo gesagt hast, sag auch einfach noch deinen Namen und vielleicht wie du auf den Stammtisch aufmerksam geworden bist. Der Name braucht übrigens nicht dein echter Name zu sein, dein Nickname von einem Online-Forum reicht völlig.
Neue Leute bei einem Stammtisch sind für die anderen sehr interessant, und es kann manchmal sein, dass dir unerwartet viele Fragen gestellt werden. Solltest du dich dabei fühlen wie im Monty-Python-Sketch mit der spanischen Inquisition, dann sage es bitte den anderen ganz klar, falls dir eine Frage zu privat, zu peinlich, zu intim oder zu was-auch-immer ist. Wie viel du von dir erzählst, ist ganz alleine dir überlassen. Du musst keine Frage beantworten, die du nicht beantworten willst.
Es kann schon sein, dass du einigen Mut zusammen nehmen musst, um zum Stammtisch zu kommen, aber es ist keine gute Idee, sich Mut anzutrinken. Gerade im Fetisch-Kontext kann es sehr peinlich werden, wenn jemand etwas zu viel getrunken hat. Moderater Alkoholkonsum auf Ageplay-Stammtischen ist sicher kein Problem (außer vielleicht für deine/n Big), aber alkoholbedingtes schlechtes Benehmen ist eines und kann dazu führen, dass du dauerhaft hinauskomplimentiert wirst.
Klar darfst du bei einem Ageplay-Stammtisch Windeln anhaben, aber was nicht gut ankommt ist, wenn du sie zur Schau stellst. Das heißt, du solltest darauf achten, dass sie von Kleidung bedeckt und nicht auf den ersten Blick deutlich erkennbar sind. Windeln, die du als Reserve in der Tasche hast, sollten idealerweise auch dort bleiben. Es sollte selbstverständlich sein, dass deine Windeln auch nicht riechbar sein sollten. Allfällige notwendige Windelwechsel bitte diskret durchführen.
Falls du dich fragst, ob die anderen Leute am Stammtisch Windeln tragen, so lautet die Antwort: Vielleicht, vielleicht nicht. Es ist in jedem Fall deren Sache und nichts, was du irgendjemanden fragen solltest.
Das Kuscheltier kann mitkommen, wenn dir das Sicherheit gibt, sollte aber erstmal in deiner Tasche bleiben. Alles andere lässt du bitte zu Hause.
Du solltest nicht die Hoffnung haben, beim Stammtisch einen Spielpartner oder gar den Mann/die Frau fürs Leben zu finden. Die anderen Anwesenden sind nicht gekommen, weil auf Partnersuche sind, sondern weil sie einen netten Abend verbringen wollen. Anbagger-Versuche kommen im Regelfall extrem schlecht an und machen eher Feinde als Freunde.
Was am Stammtisch besprochen wird, bleibt am Stammtisch. Solltest du dort jemanden treffen, den du vielleicht kennst oder Erzählungen über Leute hören, die du zu kennen glaubst, dann sollte das am Stammtisch bleiben und nicht in deinem Freundes- oder Bekanntenkreis herumerzählt werden. Mach keine Fotos von Leuten ohne deren Erlaubnis. Auch wenn darauf nur normal bekleidete Menschen in einem normalen Lokal zu sehen sind, ist Fotografieren auf Stammtischen tabu. Frage Leute nicht nach ihrem echten Namen, falls sie ihn dir nicht gesagt haben, und auch nicht nach ihrer E-Mail-Adresse oder gar Telefonnummer. Dies sind Informationen, die gegeben, nicht erfragt werden. Wenn die Person sie dir geben will, wirst du sie bekommen, ohne danach zu fragen.
Wir hoffen, diese Tipps machen es dir leichter, den Weg zu deinem ersten Stammtisch zu finden. Das erste Mal ist immer ein etwas eigenwilliges Gefühl dabei, eine Mischung aus Unsicherheit, unbekannten (oder, noch schlimmer, vielleicht bekannten) Leuten gegenüberzutreten und aus angespannter Erwartung, was da auf dich zukommen wird. Alle Stammtischbesucher wissen, wie sich das anfühlt. Daher keine Angst – niemand wird dich beißen, wenn du etwas unsicher bist. Das ist ein anderer Fetisch, der bei unseren Stammtischen eher nicht ausgelebt wird. 😉 Wenn die Anspannung zu groß ist, dann stell dir einfach vor, du gehst zum Stammtisch des Bienenzüchtervereins. Und wenn du schon vor der Türe stehst, dann nimm auch wirklich die Türklinke in die Hand und geh hinein. Wir wünschen dir viel Spaß und hoffen, dass du nette Leute kennenlernst!
Dies ist die überarbeitete deutsche Übersetzung eines Artikels, den ich vor längerer Zeit in englischer Sprache auf Fetlife unter https://fetlife.com/users/424095/posts/676906 gepostet habe. Ich bitte, eventuelle sprachliche Unebenheiten, die durch die Übersetzung entstanden sind, zu entschuldigen. Fehlerkorrekturen gerne per PN.
Wir alle sehnen uns nach einer Beziehung mit einem Partner/einer Partnerin, die uns ergänzt und unsere Interessen und Neigungen teilt. Das ist bei Ageplayern nicht anders als bei anderen Menschen. Allerdings ist die Zahl der Menschen, die an Ageplay interessiert sind, begrenzt, und die allerwenigsten Ageplayer finden eine Beziehung zu jemandem, der diese Neigung auch teilt. Was also tun, wenn man mit einem/einer Person zusammen ist, die nicht aus der Szene kommt und mit Ageplay und Windeln allem Anschein nach nichts am Hut hat?
Das Wichtigste zuerst: Wenn Ageplay und/oder Windeln für dich wichtig sind, dann muss das dein/e Partner/in wissen. Ich sage das mit Nachdruck, obwohl ich der festen Meinung bin, dass man sich nicht leichtfertig als Ageplayer outen soll und dass es in 99,9% aller Fälle auch absolut unnötig ist. Es gibt allerdings eine Person, die es unbedingt wissen muss, und das ist der/die Lebens-/Liebespartner/in.
Um dieses unausweichliche Gespräch erfolgreich zu gestalten, solltest du folgende Grundsätze beachten:
Nein, es ist nicht das erste, was er/sie von dir erfahren sollte. Zuerst sollt ihr euch mal kennenlernen und herausfinden, ob ihr abseits von Ageplay und Windeln zueinander passt. Der Zeitpunkt, dieses Thema anzusprechen, ist dann gekommen, wenn absehbar ist, dass die Beziehung ernsthaft wird, dass ihr beide euch aufeinander einlasst und beisammen bleiben wollt. Das ist ein guter Zeitpunkt, weil dein/e Partner/in das Recht hat, dich als ganze Person zu kennen, weil ihr zu diesem Zeitpunkt noch relativ unbeschriebene Blätter füreinander seid und weil es die Verliebtheit am Anfang einer Beziehung viel einfacher macht, über diese Dinge zu sprechen und sie beim Partner zu akzeptieren.
Die meisten Leute sind überrascht, dass ihr/e Partner/in wesentlich gelassener reagiert hat, als sie das erwartet hätten. Das erklärt sich schon daraus, dass man meistens Menschen als Partner sucht, die ähnliche Werte teilen wie man selbst. Wenn du selbst sexuellen Kinks gegenüber aufgeschlossen bist, sollte es eigentlich unwahrscheinlich sein, dass du mit einem extrem konservativen Partner zusammen bist. Außerdem ermöglicht die Liebe zu einer Person, diese als Ganzes zu akzeptieren. Wenn eure Beziehung ernst gemeint ist, dann sollte er/sie dich als den Menschen akzeptieren, der du bist, und keinesfalls sollte es eure Beziehung beenden. Sollte das dennoch geschehen, dann wäre die Beziehung früher oder später auf jeden Fall zerbrochen, denn zwei Partner, die einander nicht akzeptieren können, haben keine echte Beziehung.
Der perfekte Moment wird nie kommen und ist nur eine billige Ausrede, um das Gespräch auf den Sanktnimmerleinstag zu verschieben. Redet darüber, wenn die Stimmung passt und ihr euch wohl und entspannt fühlt. Beim Sex ist es vielleicht keine so gute Idee, kuschelige Momente können hingegen sehr gut funktionieren.
Überrasche dein/e Partner/in nicht, konfrontiere ihn/sie auf keinen Fall mit nackten (oder gewindelten) Tatsachen, sondern lenke das Gespräch behutsam auf das Thema. Bereite das Gespräch für dich vor. Du solltest ihm/ihr etwas erzählen können, um deine Gefühle zu verstehen. Falls er/sie Fragen hat, beantworte sie ehrlich. Versuche, dich dabei in die Lage einer Person zu versetzen, die deine Phantasien nicht teilt.
Achte darauf, dass du deinem Partner/deiner Partnerin erzählst, was dir Ageplay bedeutet, welche Gefühle du dabei erlebst und welche positiven Auswirkungen es auf dich hat. Es ist wesentlich wichtiger, dass er/sie deine Motivation versteht und was es dir gibt, als ihm/ihr zu beschreiben, was du genau tust, um diese Gefühle zu erleben. Er/sie ist sicher wesentlich weniger daran interessiert, wie oft du in die Windeln machst, als daran, was dieses Gefühl für dich bedeutet. Dein Partner ist vielleicht verwirrt darüber, dass du ein Kind sein möchtest, daher ist es wesentlich, dass du mithilfst, diese Verwirrung aufzulösen, um eine gemeinsame Basis zu schaffen.
Natürlich solltest du nicht mit der Tür ins Haus fallen und auch keine Kraftausdrücke verwenden, aber du solltest ehrlich sein. Sag nicht „ich möchte gelegentlich Windeln tragen“, wenn du jedes Wochenende welche trägst. Behaupte nicht, dass du Blasenprobleme hast, wenn du Windeln trägst, weil es dir Spaß macht. Jede Lüge, jedes Beschönigen belastet eure Beziehung miteinander, muss später eingestanden werden, kann Probleme verursachen. Und wenn es dein Wunsch ist, irgendwann den Punkt zu erreichen, an dem du täglich gewickelt sein kannst, wie willst du das mit dem Satz „ich möchte gelegentlich Windeln tragen“ erreichen? Das geht nur, wenn die Karten auf dem Tisch liegen. Du musst nicht alle Karten sofort ausspielen, aber du darfst nie falsch spielen.
Eine Beziehung entwickelt sich zwischen Menschen. Sei dir sicher, dass deine Beziehung eine zwischen dir und deinem Partner/dener Partnerin ist (mit Windeln als Teil davon) und nicht zwischen dir und deinen Windeln (und einer anderen Person). Wenn es zweiteres sein sollte, wird die Partnerschaft nicht funktionieren. Wenn es ersteres ist, dann achte darauf, dass es dein/e Partner/in weiß und handle so, damit bei ihm/ihr niemals Zweifel daran aufkommen.
Alles, was bisher gesagt wurde – auf den/die Partner/in in seinem/ihrem Tempo zugehen, ihm/ihr helfen, deine Gefühle zu verstehen, Ehrlichkeit, und ihn/sie nie über deine Liebe im Unklaren zu lassen – sind Zeichen deines Respekts ihm/ihr gegenüber. Respekt beruht immer auf Gegenseitigkeit: Erwarte keinen Respekt von jemandem, dem du keinen Respekt erweist. Ich persönlich halte Respekt für das wichtigste Fundament einer Beziehung, denn es zeigt dem Anderen, dass er/sie als vollwertige Person wahrgenommen wird, und wie wertvoll er/sie für dich ist (das gilt im übrigen auch für D/s-Beziehungen, wo Respekt ebenso auf Gegenseitigkeit beruhen muss). Beziehungen enden dort, wo der Respekt füreinander verloren geht.
Es ist sehr unwahrscheinlich, dass dein/e Partner/in von Anfang an deine Neigung teilt und enthusiastisch mitmacht. Es ist hingegen sehr wahrscheinlich, dass er/sie deine Ageplay-Neigung als Teil deiner Persönlichkeit akzeptiert. Das ist alles, was du am Anfang brauchst. Es ist das Fundament, auf das alles andere mit der Zeit aufgebaut werden kann, und es gibt genug Beispiele, wie sich anfängliche Akzeptanz über längere Zeit dann doch zu aktiver Teilnahme am Spiel entwickelt hat.
Wahrscheinlich bedeutet Ageplay oder Windeln deinem Partner/deiner Partnerin nicht so viel wie dir. Daher, aber auch wenn ihr dazu eine ähnliche Einstellung habt, ist es notwendig, offen darüber zu sprechen, welche Rolle Ageplay oder Windeln in eurer Beziehung haben können. Ebenso, wie es für dich ungesund ist, deine Neigung nicht ausleben zu können, ist es für ihn/sie ungesund, mit deiner Neigung auf eine Weise konfrontiert zu werden, die Unbehagen auslöst. Ihr müsst ausverhandeln, was für euch gemeinsam möglich ist, ein Übereinkommen finden, mit dem ihr euch beide fürs erste wohl fühlt. „Fürs erste“, denn nach einiger Zeit werdet ihr wieder darüber sprechen müssen. Das kann dann bedeuten, dass weniger Ageplay stattfinden wird, oder aber, dass mehr möglich ist. Das gilt übrigens auch für andere Dinge in eurer Beziehung: es ist wirklich wichtig, viel über die gegenseitigen Bedürfnisse zu sprechen, und Lösungen auszuhandeln, die für beide okay sind. Und diese Lösungen bei Bedarf nachzujustieren.
„Die einzige Konstante im Universum ist die Veränderung“ (Heraklit). Eine gute Beziehung ist ein ständiges Geben und Nehmen auf gleicher Augenhöhe. Keiner sollte dem anderen mehr abverlangen, als er selbst einbringt. Im Idealfall wächst man über längere Zeit aneinander und miteinander, und die Dinge, die eine/r von euch in die Beziehung einbringt, können ein gemeinsames Gut für euch beide werden. Auch Ageplay und Windeln können, selbst wenn sie ursprünglich nur von einer Person in die Beziehung gebracht werden, mit der Zeit (und dabei kann es sich auch um Jahre handeln) ein gemeinsames Gut werden, das die Beziehung vertieft, Intimität schafft und von beiden Partnern als wertvoller Bestandteil empfunden wird. Dazu braucht es eigentlich nur Liebe, Respekt, viele offene Gespräche, und Geduld.
Anmerkung: Dies ist eine deutsche Übersetzung eines Artikels von h3g3l, der unter http://www.adisc.org/forum/showthread.php/83378-To-Tell-or-Not veröffentlicht wurde. Die Übersetzung und die Veröffentlichung auf Kuddelmuddel erfolgen mit freundlicher Genehmigung der Admins von adisc.org.
Eine häufige Frage, die sich uns als Mitglieder einer Gesellschaft stellt ist: „Wem soll ich es erzählen? Wann soll ich es erzählen? Ist es notwendig, es irgendjemandem zu erzählen?“ Dieser Konflikt ergibt sich, weil, um es direkt zu sagen, die AB/DL-Neigung und AB/DL-Verhalten in unserer Gesellschaft nicht die Norm sind. Das bedeutet nicht, dass sie „schlecht“ oder „falsch“ wären, aber es bedeutet, dass es keine vorhersehbaren gesellschaftlichen Verhaltensweisen gibt, wie Leute reagieren könnten, wenn sie von deiner AB/DL-Neigung erfahren. Als Folge haben viele von uns sehr starke Hemmungen, ihre Neigung oder ihren Standpunkt zu diesem Thema anderen mitzuteilen.
Das Coming out als AB/DL ist im besten Fall ein unsicheres Unterfangen und kann im schlimmsten Fall dazu führen, dass Beziehungen beendet werden, man öffentlich bloßgestellt, schikaniert oder belästigt wird, oder sich emotional oder körperlich unwohl fühlt. Trotzdem ist es nicht so, dass man seine Neigung anderen nicht mitteilen sollte; es sollte nur unter bestimmten Bedingungen und in vorsichtiger, aber dennoch geradliniger Weise geschehen.
Da dieser Artikel davon ausgeht, dass das Coming out eine fundamentale Änderung einer Beziehung bewirken kann (z.B. unveränderte oder vertiefte Beziehung, „Gewissen entlasten“, oder Beziehungsende), ist es wichtig, zwischen drei grundsätzlichen Arten von Beziehungen zu unterscheiden, da die Bedingungen, Risiken und möglichen positiven Auswirkungen in diesen Beziehungsarten unterschiedlich sind.
Freunde:
Familie:
Liebesbeziehungen:
Freunde sind ein schwieriger und unberechenbarer Haufen. Mit engen Freunden hast du vielleicht sehr intime Gespräche und engen Kontakt, während losere Freundschaften auch mit Leuten bestehen können, die dich nur sehr oberflächlich kennen. Freunde haben kein Anrecht, keinen Anspruch und keine Notwendigkeit, von deiner AB/DL-Neigung zu erfahren. Wenn du dich einem Freund offenbarst und alles gut geht, werden sie sich immer fragen, ob du gerade Windeln trägst, wenn du mit ihnen unterwegs bist. Wenn es nicht gut geht, dann hast du ihnen alles in die Hand gegeben, was sie brauchen, um deinen Ruf zu ruinieren, was sehr belastend sein und dich sozial isolieren kann.
Es gibt keinen Grund, warum deine Kinder oder Geschwister von deiner AB/DL-Neigung wissen müssten. Deine Eltern sollten es jedoch wissen, falls diese Neigung dein alltägliches Leben in wesentlicher Weise einschränkt. Was ist damit gemeint? Beginnen wir mit dem einfacheren Fall, Kinder und Geschwister: Deine Kinder und Geschwister brauchen keine intimen oder sexuellen Details aus deinem Leben zu erfahren. Bei Kindern ist es — im besten Fall — äußerst merkwürdig und kann im schlimmsten Fall gegen dich eingesetzt werden, um dir den Gehorsam zu verweigern oder die Eltern-Kind-Dynamik in anderer Weise zu untergraben. Geschwister können eventuell Unterstützung bieten, falls du diese sonst nirgendwo findest und du dir sicher bist, dass dein Bruder/deine Schwester hilfsbereit, liebevoll und mitfühlend (und nicht bösartig oder gleichgültig) ist. Kurz gesagt, wenn du sonst nirgendwo Unterstützung findest, könntest du sie vielleicht bei Geschwistern finden, auch wenn diese Unterstützung eher von Emotionen als von Erfahrungen bestimmt sein wird. Nun zu Eltern: Wenn du bei ihnen wohnst und somit ihren Regeln folgen musst, kann es riskant sein. Es gibt sehr wenig, was du von einem Coming out den Eltern gegenüber gewinnen könntest, wenn deine AB/DL-Neigung nicht dir oder anderen Probleme verursacht oder deine Fähigkeit, ein normales Leben zu leben, stark einschränkt. Wenn du einmal ausgezogen bist, verändert sich die Eltern-Kind-Dynamik, aber das bedeutet immer noch nicht, dass deine Eltern intime Details über dich wissen müssten, und das beinhaltet, was du im Schlafzimmer oder sonst zum Spaß tust.
Bisher haben wir über Beziehungen gesprochen, bei denen man nicht notwendigerweise stark emotional involviert sein muss. Liebesbeziehungen unterscheiden sich davon jedoch, weil die Bindung hier bis zur und während der Ehe stetig intensiviert wird, bis das Paar entweder miteinander schwimmt oder gemeinsam untergeht. Wenn absehbar ist, dass eine Liebesbeziehung „ernsthaft“ wird, solltest du deinem Partner/deiner Partnerin von deiner Neigung erzählen. KEINESFALLS solltest du dich verloben oder verheiraten, wenn du es nicht erzählt hast. Diese zwei Punkte, der Zeitpunkt des Coming out, und die Warnung, deine Neigung keinesfalls zu verheimlichen sollen weiter erklärt werden, letzteres zuerst: Wenn du nicht von deiner Neigung erzählst, kommunizierst du nicht offen. Da Verlobungen und Ehen Kommunikation ERFORDERN — und zwar offene und vollständige Kommunikation –, ist die Unfähigkeit, zu diesem Zeitpunkt zu kommunizieren, ein zuverlässiger Indikator für ungesunde Verhaltensweisen in der Beziehung, was später zu Trennung und Scheidung führen wird. Was den Zeitpunkt betrifft, die „Ernsthaftigkeit“ der Beziehung, damit ist der Punkt gemeint, wenn die Beziehung keine vorübergehende Verliebtheit mehr ist, sondern eine emotionale Bindung einsetzt. Da jede Beziehung anders ist, gibt es keine eindeutigen Kriterien, wann das der Fall ist, aber es gibt einige Indizien:
Die Empfehlung ist, deinem Partner von deiner Neigung zu erzählen, BEVOR diese Dinge in eurer Partnerschaft passieren. Der Preis für das Coming out kann vielleicht das Ende der Beziehung sein, aber es nicht mitzuteilen, IST das Ende der Beziehung. In einer echten und ehrlichen (also einer gesunden) Beziehung muss über diese Dinge gesprochen werden. Jemandem, der dich wegen eines Interesses verlässt, das niemandem schadet, nur weil du Windeln trägst oder kindliche Gegenstände magst, kannst du auch nicht vertrauen, dass er/sie bereit ist, dir für den Rest deines Lebens zur Seite zu stehen.
Diese Punkte sollten dir helfen, Klarheit zu finden, ob du dich anderen mitteilen willst. Beachte jedoch, dass es keine Veranlassung gibt, es irgendjemandem zu sagen, und du keinen Druck verspüren solltest, es zu tun — außer in dem einen Fall, dass du dein Leben mit dem eines anderen verbindest, so wie in Liebesbeziehungen, die ernsthaft werden. Deine Freunde erzählen dir nichts von ihren Masturbationsgewohnheiten oder über wen sie sexuelle Fantasien haben, und ebensowenig musst du ihnen mitteilen, was dir sexuelle oder emotionale Befriedigung verschafft.
In diesem Artikel habe ich Grundsätze für das Coming out in drei Arten von Beziehungen besprochen: mit Freunden, mit Familie, und in Liebesbeziehungen. Zusammengefasst ist zu sagen, dass ein Coming out mit Freunden und Familie weder notwendig noch empfehlenswert ist und diesbezügliche Entscheidungen von Fall zu Fall getroffen werden sollten; in Liebesbeziehungen ist es jedoch unbedingt notwendig, und zwar wenn absehbar ist, dass die Beziehung ernsthaft wird, aber noch bevor sie ernsthaft geworden ist.