Definiere "klassische Zeitung"!
Ich bin mit Zeitungen aufgewachsen und habe wirklich früh angefangen sie zu lesen. Erst den Sportteil der Regionalzeitung, dann ein bisschen Politik und dann bin ich nach und nach immer mehr zur Frankfurter Rundschau gewechselt, die die "Haus- und Hofzeitung" unserer Familie war
Dazu wenn ich in Hamburg war das Hamburger Abendblatt, das man halt las, auch wenn es eine Springerzeitung war
Und hin und wieder mal ein wenig Süddeutsche, taz, Zeit, Jüdische Allgemeine Wochenzeitung^^ Den klassischen Spiegel kenne ich allerdings irgendwie nur aus Arztpraxen - als Konkurrenz für auto motor sport, Geo oder Ökotest^^
Besonders ins Hirn gebrannt hat sich in meiner Beziehung die Zeit, in der die Dotcom-Ära und meine Jugend sich überschnitten und die Zeitungen mit Werbemillionen überschüttet wurde. In dieser Phase gab es Samstags immer einen super fetten, sehr guten Wochenendteil. Gleichzeitig waren die Wochenende-Spiele meines Fußballvereins von Samstag auf Sonntag gewechselt und so habe ich immer zwischen einem späten Frühstück und dem Mittagessen den Wochenendteil der Zeitung gelesen
Heute lese ich überhaupt keine Papier(tages)zeitungen mehr, außer ich will Bahn fahren und mein Handyakku ist leer und ich habe kein Ladegerät mit. Ich lese weiterhin viel bei der Zeit, bei der Süddeutschen, bei der taz - gelegentlich auch bei der FAZ, dem Freitag und dem Guardian. Bei Spiegel Online lese ich auch und einiges ist durchaus Clickbaiting, aber wenn man das vernunftbegabt liest ist es finde ich okay. Natürlich gibt es dort draußen auch eine Menge Schwachsinn, vielleicht auch mehr als früher, andererseits war es auch vom Niveau her auch früher schon schlimm was die Bild, die Hamburger Morgenpost, die B.Z. oder Kölner Express geschrieben haben.
Ich glaube nicht, dass die Qualität allgemein so massiv nachgelassen hat. Individuell vielleicht schon wenn man sich z.B. die Frankfurter Rundschau anschaut, andererseits muss man zum Beispiel die Zeit dagegen halten, die Gewinne schreibt, ihren Umfang vergrößert hat und bei der ich in den letzten 10-15 Jahren keinen Qualitätsverlust wahrnehmen konnte. Das Menschen unzufrieden mit Medienberichterstattung sind hat es auch schon immer gegeben, siehe die sehr unterschiedlichen Berichterstattungen der Printzeitungen über den Göttinger Mescalero-Brief.
Ich glaube, dass es der Medienwelt gut tun würde, wenn wir alle die Medien nicht nur per Klick bezahlen würden, sondern eher dauerhafter in Form eines Abos. Für mich persönlich sehe ich nur das Problem, dass ich nicht mehr bereit bin, mich auf ein Medium zu beschränken, so wie man das früher für Printzeitungen gemacht hat, dazu bin ich zu sehr verwöhnt und mag die unterschiedlichen Blickwinkel. Ich würde mich sehr freuen, wenn es ein Spotify bzw. Netflix für Zeitungen geben würde, also z.B. 20 EUR pro Monat und ich kann mir 5 beliebige Tageszeitungen für einen Vollzugriff aussuchen und kriege dann noch ein paar Artikel bei den anderen Zeitungen hinzu. Aber wahrscheinlich muss es den Zeitungen noch viel schlechter gehen, bevor sie über sowas nachdenken...