Ja, einen ca. 35cm großer Königspinguin. Leider weiß von den Erwachsenen damals niemand mehr so genau, wie das begonnen hat, aber es muss wohl wie bei dir Liebe auf den ersten Blick gewesen sein.
Beim Spazierengehen mit meiner Tagesmutter im Alter von so vier Jahren habe ich ihn entdeckt und mir am Schaufenster eines kleinen Einrichtungsgeschäfts die Nase platt gedrückt. Normalerweise verkaufte der inhabergeführte kleine Laden im Dorf Tapeten und Farben, aber aus nicht mehr nachvollziehbaren Gründen stand da auf einmal dieser Plüschpinguin im Schaufenster (vermutlich als Deko zusammen mit anderen Tieren) und den musste ich ab da unbedingt jedes Mal beim Spazierengehen besuchen. Man könnte meinen, er habe schon da mit mir gesprochen, so ähnlich wie das Luci in ihrer wunderschönen Geschichte „
Die Kuscheltierakademie“ beschrieben hat.
Wie lange diese glückliche Zeit währte, ist ebenfalls nicht überliefert, nur dass ich tagelang Rotz und Wasser geheult habe, als er plötzlich wieder fort war. Auf den Tipp meiner Tagesmutter hin hatten meine Eltern ihn nämlich gekauft, aber bis zu meinem Geburtstag noch monatelang im Kleiderschrank versteckt. Was er sich bei der ganzen Aktion gedacht hat, hat er mir immer noch nicht verraten, aber immerhin seit fast 30 Jahren wohnt er jetzt bei mir. Heute ist er ein rüstiger Senior, der schon etwas zerzaust ist (man könnte auch sagen er sieht geliebt aus), aber noch immer in meinem Bett sitzt und als Königspinguin standesgemäß zumindest formal über einen größeren Staat an weiteren Stofftieren herrscht. In der Realität herrscht da aber nur friedlicher Laissez-faire und alle liegen eigentlich nur faul herum.
Mit ihm fing die große und bis heute anhaltende Liebe zu Pinguinen an. Unter den Stofftieren liegt der Pinguinanteil entsprechend bei etwa Zweidrittel, aber es gibt auch ein buntes Multikulti mit vielen weiteren, oft älteren Tieren. Auch der weiße Hase, der bis zu jenem fünften (?) Geburtstag mein absolutes Lieblingskuscheltier gewesen ist, gehört noch dazu, obwohl ich ihn damals sehr ungerecht behandelt habe, als ich ihn einfach von einem Tag auf den anderen durch einen Pinguin ersetzt habe. Damals habe ich wohl zum ersten Mal im Leben jemandem das (Stofftier)-Herz gebrochen
Es klingt verrückt, ja, aber er ist bis heute mein Vorbild, was Körbe bekommen und Schlussmachen betrifft. Er hat mich damals ohne sichtbaren Neid, ohne Eifersucht oder Groll einfach gehen lassen und das ist auch mein Anspruch, wenn mir andere Menschen sagen, dass sie mich nicht mehr in ihrem Leben brauchen. Das mit Würde, Anstand und ohne Groll zu respektieren ist verdammt schwer, aber was der Hase konnte - jemanden loszulassen, den man von Herzen geliebt hat - ist fortan auch mein Anspruch an mich selbst.