Puh, sorry. Ich wollte wirklich nicht, dass das so eine große Sache wird - aber bis Wien zu einem Stammtisch, um das in angenehmer Atmosphäre zu diskutieren ist es mir dann doch etwas zu weit
Klar kann man jetzt sagen, das Getröstetwerdenwollen sei eine kindliche Verhaltensweise, aber das stimmt nicht wirklich; bei Kindern kommt es einfach nur öfter vor, erstens, weil sie verletzlicher sind, und zweitens, weil es ihnen noch nicht ausgelernt wurde. Aber auch Erwachsene brauchen immer wieder emotionalen Beistand, und das macht sie jetzt nicht automatisch kindlicher, genauso wenig, wie es jemandem eine Elternrolle gibt, wenn er diesen Beistand gibt. Das ist ein altersunabhängiges Bedürfnis, es wird von Erwachsenen nur weniger, verklausulierter oder im schlimmsten Fall nicht geäußert.
Ich fürchte, da habe ich das Konzept schlecht erklärt. Alle drei "Ichs" stecken nämlich in jedem von uns und wir können aus jeder dieser Rollen agieren- folglich haben Erwachsene selbstverständlich hin und wieder das Bedürfnis nach emotionalem Beistand. Auch ist es nicht per se schlecht, aus dem Eltern-Ich zu agieren und diesen zu geben, aber nur als ersten Schritt und dosiert, um dann wieder auf die Sachebene kommen zu können.
Auch auf die Gefahr hin, dass das weiter offtopic wird, aber ich muss da heftig widersprechen. Variante 4 zeugt nicht wirklich von emotionaler Intelligenz und gibt Person A wahrscheinlich überhaupt nicht das, was sie wollte. [...] Person A weiß in 90% der Fälle, wie das Sachproblem zu lösen ist (nämlich wo der nächste Handyladen ist), sonst hätte sie nämlich schlicht und ergreifend direkt nach der Adresse des Handyladens gefragt.
Manchmal sieht man bekanntlich den Wald vor lauter Bäumen nicht. Wenn wir stark aus dem Kind-Ich agieren, dann ist es gut möglich, dass wir vielleicht theoretisch wüssten, dass es einen Handyladen gibt und auch, dass wir dort hin gehen sollten, aber es trotzdem nicht in die Tat umsetzen, weil wir zu sehr emotional blockiert sind. Nach dem Handyladen zu fragen würde Person A erst tun, wenn sie bereits wieder aus dem Erwachsenen-Ich agiert (entweder durch Selbstkontrolle oder durch Führung von außen).
Die Kontrolle von Emotionen (guten wie Übermut und schlechten wie Angst) ist nun einmal eine klassisch "erwachsene" Eigenschaft, die sich - wie du selbst schreibst - erst mit der Zeit entwickelt, aber zwingend nötig ist, um in einer komplexen sozialen Gesellschaft wie einer menschlichen zu funktionieren.
Unsere Gesellschaft kennt viele Hierarchien - nicht nur zwischen Eltern und Kindern, sondern auch zwischen Firmenchefs und Angestellten oder Regierungschefs/Staatsbediensteten und Bürgern, Fußballtrainern und Spielern etc. Ein solches Machtgefälle verleitet bei Interaktionen solcher ungleichen Personen das Abgleiten in eine Situation, in der eine Person aus dem Kind und eine aus dem Eltern-Ich agiert. Fatal ist besonders die Konstellation, wenn die eigentlich hierarchisch höhere Person aus dem Kind-Ich agiert - das ist dann ein klassischer Fall von Managementversagen.
Ich bleibe also bei "meiner" Einschätzung - die Rollen in einer Beziehung (auch einer Partnerschaft) sind nicht festgelegt, sondern ergeben sichsituationsbezogen daraus, aus welchem Ich die Personen agieren. Debei können sie in einer sich gegenseitig verstärkenden Konstellation aufeinander treffen oder zur Sachebene zurück finden.