Erwischt! Da habe ich noch mal drüber nachgedacht und dann habe ich festgestellt, wie sehr privat die Beantwortung sein wird und hab rote Öhrchen bekommen und dachte, ich lass das mal, aber die eigene Frage nicht beantworten geht auch so gar nicht. Also los!
Ich finde die Frage auch spannend, muss aber auch sagen, dass ich sie nicht ganz endgültig verstanden habe. Könntest du uns ein Beispiel geben, Ronja?
Ja. Nein. Das Problem ist, dass ich selbst gar nicht so ganz genau weiß, was ich eigentlich meine. Das ist so ein emotionales Ding, das mehr Wollknäul im Kopf macht, als löst. Ich hatte ein bisschen gehofft, dass sich das Thema von selbst entwickelt und im Wollknäul ein roter Faden entstehen kann. Ich versuche es trotzdem mal.
Also, für mich ist das ein bisschen so: Grundsätzlich finde ich als Erwachsenenmensch einige andere Menschen, bei den ich meine eine natürlichen Dominanz zu spüren, attraktiv. Und auch, wenn ich nicht ohne kann, fällt es mir gleichzeitig ziemlich schwer, mich unterzuordnen, Regeln anzuerkennen und Strafen zu akzeptieren. Auf der einen Seite ist genau diese Herausforderung - auch im Alltag - für mich und bisher zum Glück auch für meine Partnermenschen besonders schön. Auf der anderen Seite kann das im echten Leben auch ziemlich anstrengend werden. Künstliche, zeitlich begrenzte Szenarien reizen mich wiederum überhaupt nicht. Meine ursprünglichen, ersten Spielereien im Bereich BDSM waren deshalb insgesamt auch eher schwierig in der Umsetzung.
Irgendwie hat mein Kopf im Laufe der Zeit und der Entdeckung von ganz liebevollem Ageplay die Annahme von "nicht der Entscheider zu sein" und dann auch ganz nach und nach "Strafe akzeptieren" leichter gemacht, wenn sie innerhalb des Ageplay (auch in den Alltag integriert) geschieht. Ich denke, das wurde durch Mattis entdeckt/unterstützt und von Pippilotta-Birk gerne angenommen und ausgebaut.
Der Unterschied ist für mich, dass Erziehung innerhalb von Ageplay als unvermeidbar! akzeptiert ist, wohingegen ich als erwachsener Mensch sehr empfindlich auf den Versuch reagiere mich in irgendeine Richtung/Form zu disziplinieren – und zwar auch leider immer noch innerhalb des BDSM. Insofern kann zum Beispiel die komplett gleiche Strafe oder Androhung von Strafe emotional für mich ganz unterschiedlich sein. Verantwortungsvoll eingesetzt können übrigens beide Emotionsräume wertfrei und gut genutzt werden und beide haben innerhalb meiner BDSM-Ageplay-Interkationen ihre Berechtigung, wenn auch Prozentual nicht ganz gleich aufgeteilt.
Und genau diese sehr unterschiedlichen Gefühle übertrage ich auf Gespräche (Formulierungen) mit Menschen, die meine innere Verknüpfung gar nicht kennen.
Zwei Beispiele:
Für mich ist es zum Beispiel wirklich schrecklich kurz vor dem Schlafen gehen noch bestraft zu werden, weil ich dann warm und weich und kuschelig bin. Es gibt aber die Regel, dass beim Ins-Bett-gehen die Welt wieder in Ordnung gebracht sein muss. Man kann also dem Ronjakind erklären, dass die Welt und so und wie schade und so und meine Ronja wird das verstehen und akzeptieren. Oder man kann der Frau Räubertochter sagen, jetzt ist es so weit und meine Frau Räubertochter wird es im Vorfeld auf einen Machtkampf ankommen lassen und die Regel in Frage stellen, obwohl das die Situation nur verlängert und verschlimmert.
Am Ende wird die Welt so oder so wieder in Ordnung gebracht, aber mein Ronjakind fühlt sich innerhalb der Unvermeidbarkeit geliebt und geborgen, meine Frau Räubertochter fühlt sich im schlimmsten Fall ungerecht behandelt (was faktisch natürlich nicht stimmt und wo ich sehr an mir arbeite) und ist traurig, was sie gar nicht sein muss. Die Welt ist ja nun bereinigt - auch da arbeite ich an mir.
Auf ein Gespräch übertragen heißt das, wenn mein Gegenüber zum Beispiel über Spanking spricht, ist das Gefühl, die Assoziation komplett anders, als wenn der Mensch über Über´s- Knie-legen redet (und zwar selbst dann, wenn ein Großer über Spanking bei seinem Kindmensch spricht. Und auch dann, wenn das so genannte Über´s-Knie-legen in Wirklichkeit härteres Spanking ist, als das so genannte Spanking.). Vielleicht sprechen wir also die ganze Zeit aneinander vorbei, obwohl wir über den gleichen Inhalt sprechen und sogar das Gleiche meinen. Das Gefühl habe ich manchmal und daraus ist die Frage entstanden, ob überhaupt jemand diese gefühlsmäßige Unterscheidung trifft und wenn ja, wie.
So vielleicht. Oder ein bisschen anders. Ist das kompliziert! Ich hoffe es ist etwas zu verstehen.
Danke und eine gute Zeit
Ronja
*Nachträgliche Kürzungen oder Satzsortierereien sind leider nicht mehr möglich, weil die Kopfwolle verfilzt ist!^^