Gleiches Verhalten, anderer Name – anderes Gefühl?

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Ronja Räubertochter
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Gleiches Verhalten, anderer Name – anderes Gefühl?

von Ronja Räubertochter » 27.09.2018

Hallo ihr Lieben Fories,
mir ist in ein paar Gesprächen etwas aufgefallen: Und zwar ist es so, dass über die exakt gleichen Verhaltensweisen sehr unterschiedlich gesprochen wird. Auf der einen Seite gibt es die kindlichen Formulierungen und auf der anderen Seite das BDSM-Vokabular.

Jetzt bin ich natürlich neugierig: Macht die gleiche Kindmensch-BDSM-Pralinensorte in anders-gelabelt-farbiger Schachtel einen gefühls-geschmacklichen Unterschied für euch?

Danke und eine gute Zeit
Ronja
Tätärätätä!

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namensloser
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Re: Gleiches Verhalten, anderer Name – anderes Gefühl?

von namensloser » 28.09.2018

Ja, gibt es bei mir auf jeden Fall. Ich würde es in meinem Fall aber eher "Gleiches Verhalten, andere Situation - anderes Gefühl" nennen.
Ich genieße es bei bestimmten Freunden auf der einen Seite Little sein zu dürfen, auf der anderen Seite aber auch als Erwachsener Sub sein zu dürfen.
Das sind zwei völlig unterschiedliche Gefühlswelten. Es gibt gewisse Worte oder Gegenstände die ziehen mich eher in die eine oder die andere Seite, aber die größten Unterschiede zwischen eigentlich gleichen Dingen oder Verhalten entstehen bei mir dann wenn ich schon in einer der beiden Gefühlswelten drin bin.
Es gibt Dinge die gefallen mir in der einen und machen mir in der anderen schon fast Angst, was genau werde ich hier im "Ageplay und klein sein" Bereich nicht sagen, und dann gibt es Dinge die gehören für meine kleine Seite einfach dazu oder machen, dass ich mich wirklich wohl fühle, die empfinde ich als Sub aber als höchst peinlich oder demütigend, das wäre Beispielsweise die Kleidung die little me gerne trägt, leggins, Kleider, was auch immer, Hauptsache niedlich (und nicht selten ziemlich bunt), oder auch Windeln, die gehören zu meiner kleinen Seite wohl dazu, aber als Sub? Hallo, ich bin doch keine Frau und auch kein kleines Kind!

Was genau du jetzt mit kindlichen Formulierungen und BDSM Vokabular meinst, weiß ich jetzt nicht aber kindliche Formulierungen ziehen mich dann potenziell eher in die kleine Gefühlswelt wärend BDSM Vokabular mich eher in die andere Richtung zieht.
Bei mir ist es aber ohnehin eher so, dass ich mich relativ schnell in die kleine Gefühlswelt ziehen lasse und es deutlich länger braucht bis ich in der Sub Gefühlswelt angekommen bin.

Ich hoffe dir damit deine Frage aus meiner Sicht ein wenig erklären zu können.

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eedoo
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Re: Gleiches Verhalten, anderer Name – anderes Gefühl?

von eedoo » 30.09.2018

Ich weiß jetzt nicht genau, auf welches BDSM-Vokabular du dich genau beziehst, aber ich nehme an , es geht darum, dass manche Leute für gewisse Sachen erwachsene Wörter benutzen und manche lieber kindliche Ausdrücke?

Ich kann dazu nur sagen, dass es für mich sehr wichtig ist, bei gewissen Sachen keine erwachsenen Wörter (und schon gar nicht - igitt! - Vulgärausdrücke) zu verwenden. Das ist für mich eine Sache des Selbstverständnisses, dass Sachen, die mit meiner Little-Rolle im Ageplay zu tun haben, von mir auch nur in einer Sprache beschrieben werden, die "altersgerecht" ist. Und zusätzlich ist es natürlich ein extra Reiz bei der Sache, diese Worte auch nicht verwenden zu "dürfen".
“I’d spell it out for you, only I can’t spell.” –Fran Kubelik

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Re: Gleiches Verhalten, anderer Name – anderes Gefühl?

von Jona Windeltiger » 17.10.2018

Ich finde die Frage auch spannend, muss aber auch sagen, dass ich sie nicht ganz endgültig verstanden habe. Könntest du uns ein Beispiel geben, Ronja? :)
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Ronja Räubertochter
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Re: Gleiches Verhalten, anderer Name – anderes Gefühl?

von Ronja Räubertochter » 18.10.2018

Erwischt! Da habe ich noch mal drüber nachgedacht und dann habe ich festgestellt, wie sehr privat die Beantwortung sein wird und hab rote Öhrchen bekommen und dachte, ich lass das mal, aber die eigene Frage nicht beantworten geht auch so gar nicht. Also los!
Ich finde die Frage auch spannend, muss aber auch sagen, dass ich sie nicht ganz endgültig verstanden habe. Könntest du uns ein Beispiel geben, Ronja? :)
Ja. Nein. Das Problem ist, dass ich selbst gar nicht so ganz genau weiß, was ich eigentlich meine. Das ist so ein emotionales Ding, das mehr Wollknäul im Kopf macht, als löst. Ich hatte ein bisschen gehofft, dass sich das Thema von selbst entwickelt und im Wollknäul ein roter Faden entstehen kann. Ich versuche es trotzdem mal.

Also, für mich ist das ein bisschen so: Grundsätzlich finde ich als Erwachsenenmensch einige andere Menschen, bei den ich meine eine natürlichen Dominanz zu spüren, attraktiv. Und auch, wenn ich nicht ohne kann, fällt es mir gleichzeitig ziemlich schwer, mich unterzuordnen, Regeln anzuerkennen und Strafen zu akzeptieren. Auf der einen Seite ist genau diese Herausforderung - auch im Alltag - für mich und bisher zum Glück auch für meine Partnermenschen besonders schön. Auf der anderen Seite kann das im echten Leben auch ziemlich anstrengend werden. Künstliche, zeitlich begrenzte Szenarien reizen mich wiederum überhaupt nicht. Meine ursprünglichen, ersten Spielereien im Bereich BDSM waren deshalb insgesamt auch eher schwierig in der Umsetzung.

Irgendwie hat mein Kopf im Laufe der Zeit und der Entdeckung von ganz liebevollem Ageplay die Annahme von "nicht der Entscheider zu sein" und dann auch ganz nach und nach "Strafe akzeptieren" leichter gemacht, wenn sie innerhalb des Ageplay (auch in den Alltag integriert) geschieht. Ich denke, das wurde durch Mattis entdeckt/unterstützt und von Pippilotta-Birk gerne angenommen und ausgebaut.

Der Unterschied ist für mich, dass Erziehung innerhalb von Ageplay als unvermeidbar! akzeptiert ist, wohingegen ich als erwachsener Mensch sehr empfindlich auf den Versuch reagiere mich in irgendeine Richtung/Form zu disziplinieren – und zwar auch leider immer noch innerhalb des BDSM. Insofern kann zum Beispiel die komplett gleiche Strafe oder Androhung von Strafe emotional für mich ganz unterschiedlich sein. Verantwortungsvoll eingesetzt können übrigens beide Emotionsräume wertfrei und gut genutzt werden und beide haben innerhalb meiner BDSM-Ageplay-Interkationen ihre Berechtigung, wenn auch Prozentual nicht ganz gleich aufgeteilt.

Und genau diese sehr unterschiedlichen Gefühle übertrage ich auf Gespräche (Formulierungen) mit Menschen, die meine innere Verknüpfung gar nicht kennen.

Zwei Beispiele:
Für mich ist es zum Beispiel wirklich schrecklich kurz vor dem Schlafen gehen noch bestraft zu werden, weil ich dann warm und weich und kuschelig bin. Es gibt aber die Regel, dass beim Ins-Bett-gehen die Welt wieder in Ordnung gebracht sein muss. Man kann also dem Ronjakind erklären, dass die Welt und so und wie schade und so und meine Ronja wird das verstehen und akzeptieren. Oder man kann der Frau Räubertochter sagen, jetzt ist es so weit und meine Frau Räubertochter wird es im Vorfeld auf einen Machtkampf ankommen lassen und die Regel in Frage stellen, obwohl das die Situation nur verlängert und verschlimmert.
Am Ende wird die Welt so oder so wieder in Ordnung gebracht, aber mein Ronjakind fühlt sich innerhalb der Unvermeidbarkeit geliebt und geborgen, meine Frau Räubertochter fühlt sich im schlimmsten Fall ungerecht behandelt (was faktisch natürlich nicht stimmt und wo ich sehr an mir arbeite) und ist traurig, was sie gar nicht sein muss. Die Welt ist ja nun bereinigt - auch da arbeite ich an mir.

Auf ein Gespräch übertragen heißt das, wenn mein Gegenüber zum Beispiel über Spanking spricht, ist das Gefühl, die Assoziation komplett anders, als wenn der Mensch über Über´s- Knie-legen redet (und zwar selbst dann, wenn ein Großer über Spanking bei seinem Kindmensch spricht. Und auch dann, wenn das so genannte Über´s-Knie-legen in Wirklichkeit härteres Spanking ist, als das so genannte Spanking.). Vielleicht sprechen wir also die ganze Zeit aneinander vorbei, obwohl wir über den gleichen Inhalt sprechen und sogar das Gleiche meinen. Das Gefühl habe ich manchmal und daraus ist die Frage entstanden, ob überhaupt jemand diese gefühlsmäßige Unterscheidung trifft und wenn ja, wie.

So vielleicht. Oder ein bisschen anders. Ist das kompliziert! Ich hoffe es ist etwas zu verstehen.

Danke und eine gute Zeit
Ronja

*Nachträgliche Kürzungen oder Satzsortierereien sind leider nicht mehr möglich, weil die Kopfwolle verfilzt ist!^^
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Re: Gleiches Verhalten, anderer Name – anderes Gefühl?

von Himmelsblaukalibrierer » 28.10.2018

Hallo Ronja!

Nur aus Interesse und weil mich das Thema zur Zeit bewegt (und weil ich über deinen gesamten Eintrag noch nachdenken müsste): wenn du sagst, dass dich "künstliche, zeitlich begrenzte Szenarien wiederum überhaupt nicht reizen", in welchem Kontext spielt ihr dann? Wenn du sagst, dass es für dich Begriffe aus der Erwachsenenwelt/nicht-erotischen/nicht-rollenspielerischen Welt ("Spanking") gibt und welche aus der kindlichen/rollenspielerischen Welt ("Übers-Knie-Legen"), dann ist es doch klar, dass es zwei Welten gibt für dich. Um dein gesamtes Thema zu verstehen: bist du dann in Gegenwart deines Partners immer quasi little und ohne/bei der Arbeit/... erwachsen?

Und eine Seitenfrage, bitte nicht persönlich nehmen, geht mehr an viele Leute in der Szene: warum ist es künstlich, wenn zwei Erwachsene eine sexuelle Fantasie ausspielen? Wenn ich mir mit meiner Partnerin vornehme Sex im Flugzeug zu haben und wir einen Flug buchen und "mile high" dann Sex haben dann würde das doch auch niemand künstlich nennen, obwohl es ebenso durchgeplant ist?

Viele Grüße
Himmelsblaukalibrierer

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Ronja Räubertochter
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Re: Gleiches Verhalten, anderer Name – anderes Gefühl?

von Ronja Räubertochter » 28.10.2018

Hallo Himmelsblaukalibrierer!
und weil ich über deinen gesamten Eintrag noch nachdenken müsste
Mach das ruhig mal! Ich bin doch sehr neugierig auf ein paar mehr Erfahrungen^^
wenn du sagst, dass dich "künstliche, zeitlich begrenzte Szenarien wiederum überhaupt nicht reizen", in welchem Kontext spielt ihr dann? Wenn du sagst, dass es für dich Begriffe aus der Erwachsenenwelt/nicht-erotischen/nicht-rollenspielerischen Welt ("Spanking") gibt und welche aus der kindlichen/rollenspielerischen Welt ("Übers-Knie-Legen"), dann ist es doch klar, dass es zwei Welten gibt für dich. Um dein gesamtes Thema zu verstehen: bist du dann in Gegenwart deines Partners immer quasi little und ohne/bei der Arbeit/... erwachsen?
Nein. In erster Linie bin ich in Gegenwart meines Partners eine Person, die auf Augenhöhe agiert, ihre Interessen sehr wohl durchsetzt und habe gleichzeitig viele Rollen. Jede dieser Rollen tritt mal mehr mal weniger hervor. Ganz normal. Wie in den meisten anderen Beziehung auch. Innerhalb dieser Beziehungsrollen gibt es eben auch welche, die im Spannungsfeld von Dominanz und Submission oder Groß und Klein spielen. Die sind auch immer da. Diese ganzen Rollen zu finden, ein Gefühl dafür zu entwickeln, was wann wie möglich ist, ist für uns ein ziemlich langer Prozess (der nie abgeschlossen ist) und erfordert viel Aufmerksamkeit füreinander. Geduld, Wohlwollen und Reden ist eh Universallösung für alles^^
Wir wissen langsam wie wir ticken, können uns gut lesen und kriegen das im Moment ganz gut hin. Dass wir den Bereich Dominanz/Sumission, Groß/Klein sich weiter entwickeln lassen, kann ich mir gut vorstellen. Nach heutigem Stand werde ich aber eher nie meine Selbstständigkeit, Eigenverantwortung aufgeben und mich in allen Lebensbereichen unterordnen. Dafür bin ich nicht der Typ ;-)

Wenn ich arbeite ist letztlich auch jede Rolle da, mal mehr, mal weniger. Ich habe schon sehr frustige Situationen im Kollegenkreis mit dem Anstimmen von "Probier´s mal mit Gemütlichkeit" aufgelöst. Anschließend konnte dann auch das ätzende Gemecker aufhören und wir konnten nach einer konstruktiven Problemlösung suchen. Dann wieder ganz ernst und konzentriert.
Und eine Seitenfrage, bitte nicht persönlich nehmen, geht mehr an viele Leute in der Szene: warum ist es künstlich, wenn zwei Erwachsene eine sexuelle Fantasie ausspielen? Wenn ich mir mit meiner Partnerin vornehme Sex im Flugzeug zu haben und wir einen Flug buchen und "mile high" dann Sex haben dann würde das doch auch niemand künstlich nennen, obwohl es ebenso durchgeplant ist?
Viel persönlicher als deine Fragen kann es fast nicht mehr werden ;-)

Naja, ich falle schon mal nicht in dein niemand. Ich finde es sehr wohl künstlich über Sex im Flugzeug zu sprechen, anschließend einen Flug zu buchen und dann genau diesen Sex im Flugzeug zu haben. Macht mir keinen Spaß. Sorry!

Im Bett liegen und dem Lieblingsmenschen ins Ohr flüstern, man könnte doch mal im Flugzeug und dann passiert erstmal gar nichts und zu einem zufällig passenden Zeitpunkt kommt die Bitte doch ohne Höschen einzusteigen. Passt!

So! Jetzt aber du!

Danke und eine gute Zeit
Ronja
Tätärätätä!


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