das kleine Ich in Alltagssituationen

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SaphirWolf
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das kleine Ich in Alltagssituationen

von SaphirWolf » 03.06.2019

Vielleicht geht es dem ein oder anderen von euch auch ähnlich.

Es gibt ja oft genug Situationen im Leben, wo man doch lieber gerne Little wäre als jetzt unbedingt erwachsen.
Wie gut gelingt es euch da, euer kleines Ich unter Kontrolle zu behalten?

Hatte eine solche Situation vor kurzem als ich mit Arbeitskollegen ein paar Runden Bowlen war.
Musste mich da echt zusammenreisen mich nicht kindlich zu freuen oder zu ärgern wenn die Kugel mal wieder einen Kegel abräumte oder eben nicht.

Das kann aber auch gut der Grund sein, warum ich mich unter gleichgesinnten (z.B. auf WTs deutlich) wohler fühle als unter "Normalos"...
*wuff wuufff*

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Ronja Räubertochter
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Re: das kleine Ich in Alltagssituationen

von Ronja Räubertochter » 03.06.2019

Es gibt ja oft genug Situationen im Leben, wo man doch lieber gerne Little wäre als jetzt unbedingt erwachsen.
Wie gut gelingt es euch da, euer kleines Ich unter Kontrolle zu behalten?
Ich glaube, entscheidend ist hier was wir alles unter Little fassen und wo wir selbst Dinge sehen, die für alle anderen so nicht da sind.

Meine Mama hat zum Beispiel auch noch mit 55 so offensichtlich beim Spielen betrogen und sich dabei derart diebisch gefreut, dass man sie einfach lieb haben (und gewinnen lassen) musste. Ich würde ihr deshalb trotzdem keine Kindlichkeit im Fetischkontext andichten wollen. Und selbst wenn: ich habe nie Verdacht geschöpft, obwohl ich in der Hinsicht sensibilisiert sein sollte.

Ich würde meine Arbeitskollegen jetzt nicht unbedingt um eine Geschichte anbetteln, erzähle aber sehr wohl, dass ich das mag. Siehe da: ich bin nicht allein!
Freudig in die Hände klatschen, wenn der Kollege vom vorletzten Projekt mit einem Schokoosterhasen um die Ecke kommt. Kein Problem!
Wenn ich gefragt werde, wohin es in den Urlaub geht und dann erzähle, dass wieder mein Kinder-Überraschungs-Urlaub ansteht, bei dem ich das nicht weiß, dann blitzen die Augen der Kolleginnen. Das werden sie wohl auch mal versuchen beim Partner zu wünschen, hab ich gehört :-)

Im Grunde machen wir für unser Kind-Ich viele Dinge, die uns gut tun und ich glaube, dass einiges davon von vielen Menschen als wohlig empfunden wird. Die Frage ist dann gar nicht mehr so sehr, was tun wir, sondern wie und mit welcher Selbstverständlichkeit tun wir, was wir tun. Sich beim Bowlen ärgern und freuen fällt für mich komplett in den absolut alltagstauglichen Teil. So meine Erfahrung aus dem emotionalen Bereich von Ageplay im beruflichen und privaten Umfeld.

Wenn es allzu sehr exotisch, vor allem im materiellen Bereich wird, dann bleibt tatsächlich nur Zurückhaltung. Damit emotional umzugehen habe ich allerdings keinerlei Erfahrung, weil kein Bedürfnis mit Außenstehenden.

Danke und eine gute Zeit
Ronja
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baerschen
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Re: das kleine Ich in Alltagssituationen

von baerschen » 04.06.2019

Huhu,

super interessante Frage! Für meinen Teil würde ich sagen: ich unterdrücke es meist nicht besonders stark. Wenn ich mich freue, freue ich mich (beim Ärgern ist es etwas komplizierter, s.u.). Wenn ich an der Tanke ein Happy-Hippo-Eis möchte, kaufe ich es und grinse den Verkäufer schelmisch an. Ich erwische mich auch oft dabei, so kindische Kleinigkeiten zu machen, wie im Klamottengeschäft einfach mal an den Kleiderständern zu drehen oder im Möbelladen auf den Möbeln rumzutrommeln. :D Wenn mich jemand anguckt, gucke ich gaaanz unschuldig zurück.

Der Unterschied zum echten Kind ist natürlich, dass man es sein lässt, wenn man andere stört oder zu negativ aufzufallen beginnt, und zwar ohne dass Mama schimpft. :D Zum Ausgleich dafür muss man nicht erst fragen, ob man ein Eis haben kann.

Im Zusammenhang mit dem Job sehe ich meine Kindlich/-ischkeit teils auch als soziale Kompetenz: mal ein dummer Witz, und die Stimmung entspannt sich. Eine kleine kindische Handlung, und andere tauen auf. Man muss nur drauf achten, dass man die Situation nicht negativ beeinflusst - und wem gegenüber man es zulässt. Personen, die zum Lachen ins Bergwerk gehen, wird man damit nicht positiv beeinflussen. Meine Kollegen sind da zum Glück locker und nehmen es positiv auf.

Aber dafür sind wir ja erwachsen und können uns - so wie Du es beim Bowling getan hast - notfalls auch mal zusammenreißen.

Schwieriger wird es, wie gesagt, beim Ärgern. Wenn ich stundenlang an einem Problem sitze, dass sich nicht lösen will, und dann kommen gleichzeitig mehrere Anfragen von Kollegen rein, dann fällt es mir schon mal sehr schwer, nicht die Tastatur aufzuessen. Und je mehr ich mich zusammenreiße, umso mehr steigt der innere Druck. Als Kind hätte ich die Tobsucht zelebriert, aber das ist etwas, das man z.B. auf der Arbeit besser so sein lässt, wie man es sein lassen kann. Mir persönlich hilft dann, mich bewusst in die neue Situation hereinzubegeben (also mich auf den Kollegen und sein Anliegen zu konzentrieren und die Situation aus seinen Augen heraus zu denken, anstatt in Gedanken bei meinem Ursprungsproblem zu bleiben).

Also: ich finde, dass man sein inneres Kind schon mal rauslassen darf. Solange es niemanden unverhältnismäßig stört. Und dass es manchmal sogar gut für alle ist, es zu tun.

Lg Micha
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Re: das kleine Ich in Alltagssituationen

von Thias » 05.06.2019

Bei mir ist das tatsächlich ziemlich anders als bei Euch. Ich gebe mich im Alltag, insbesondere vor fremden Menschen oder entfernten Bekannten sehr kontrolliert – selbst im Erwachsenenkontext wird das manchmal sogar schon als zu strikt empfunden.

Gelegentlich habe ich also schon Kommentare wie „Mach dich mal locker“, „Sei nicht so verkopft“, „Hör mal auf zu denken“, „Mensch bist du ein Langweiler“, „Sei kein Spielverderber“ oder ähnliches gehört – insbesondere wenn ich mit einer Gruppe unterwegs bin, die schon viel Alkohol konsumiert hat - ich selbst trinke nämlich keinen.

Mittlerweile verfolge ich in Gruppen zwar einen laxeren „Leben und leben lassen“-Kurs und interveniere nur noch bei den richtig dummen Ideen (Auf abgestellte Güterwaggons klettern: Ihr wisst schon, dass man da einen tödlichen Stromschlag kriegen kann?) , trotzdem habe ich oft eine gewisse Außenseiterrolle inne (was ich aber auch nicht schlimm finde) .

Dabei dürfte auch eine Rolle spielen, dass ich ziemlich introvertiert bin. Das macht es für andere nicht leicht, zu verstehen, ob ich gerade Spaß habe oder schlecht drauf bin. Außerdem tue ich mir auch schwer damit, nonverbale Kommunikation wahrzunehmen und richtig zu interpretieren: Wenn in meinem Freundeskreis ein Pärchen zusammen gekommen ist, war ich immer der Letzte, der das mitbekommen hat, während die anderen felsenfest überzeugt waren, dass man doch schon seit Wochen ganz deutlich gesehen habe, dass sich da was entwickelt.

Nach der ein oder anderen Party wurde ich auch schon von Kumpels gefragt, warum ich denn nicht zumindest mal mit der Frau geredet hätte, die den ganzen Abend mit mir geflirtet habe? Einfache Antwort: Ich hab‘s nicht gemerkt, was mich echt ärgert – weshalb ich manchmal den Verdacht habe, dass meine Kumpels sich solche Geschichten ausdenken, weil sie wissen dass mich das ärgert.

Umgekehrt habe ich mir auch manchmal Hoffnungen gemacht und wurde dann bei der Einladung zum romantischen Essen von der Frau fast ausgelacht: Wie ich mir denn (nach einem Gespräch von mehreren Stunden auf einer Party) irgendwelche Illusionen machen könne, dass da vielleicht Interesse an mehr bestünde, wo sie mir doch die ganze Zeit klar signalisiert habe, dass sie einfach nur ein bisschen nett zu mir sein wolle und sich quasi halb aus Mitleid mit mir unterhalten habe.

Aus der Erkenntnis, dass ich mich auf meine Intuition in sozialen Situationen nicht verlassen kann, habe ich für mein Verhalten abgeleitet, erst mal eher distanziert zu bleiben – schon lange vor MeToo, denn belästigen möchte ich natürlich keinesfalls jemand. In so Situationen hätte ich mir manchmal gewünscht, dass ich die kindliche Unschuld für mich an Anspruch nehmen und einfach mal machen könnte. Aber das ist schwer, wenn du überall als der arg distanzierte, kontrollierte Typ bekannt bist- jede kleine Öffnung in die kindlich impulsive Richtung wird gleich argwöhnisch beäugt.

Ich bin etwas vom Thema abgekommen, wollte aber letztlich nur sagen, dass ich mein inneres Kind sehr strikt unter Kontrolle halte. Ich möchte wetten, ihr würdet die Vorstellungskraft der meisten meiner Freunde und Bekannten sprengen, wenn ihr ihnen sagtet, dass ich daheim ein Bett voll mit Kuschels habe, Geschichten mag und mir tief im Herzen viel Kindliches bewahrt habe. So kennt mich nämlich kaum jemand.
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Re: das kleine Ich in Alltagssituationen

von baerschen » 07.06.2019

Bei mir ist das tatsächlich ziemlich anders als bei Euch.
...Nicht so ganz :). Vieles von dem, was du beschrieben hast, könnte ich, als Liste ausgedruckt, so „check, check, check“ abhaken. Das ist die andre Seite der Medaille bei mir.

Das Kindliche ist für mich dann auch so ein Ding, das zwischen Kompensation meiner verkopften Seite, einer bewussten Entscheidung und einem reinen Impuls / Bedürfnis hin- und herschwankt. Je nach Situation / Laune gewinnt mal die eine, mal die andere Seite. Meistens dominiert die vierte, die erwachsene Seite ziemlich deutlich, nur eben nicht immer.

In diesem Moment stelle ich mir einen Tetraeder mit diesen vier Aspekten als Eckpunkte vor... das sagt alles, oder? :D

Lg Micha
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Re: das kleine Ich in Alltagssituationen

von Drachenkind » 24.06.2019

Ich schließe mich da klar Thias an, auch wenn mich das selber immer mehr stört.
Im Alltag bin ich als ein sehr rationaler, klar denkender, disziplinierter und kontrollierter Mensche bekannt. Eher so derjenige, der alles organisieren und durchstrukturieren kann und sich von Nichts über Gebühr beeindrucken oder beeinflussen lässt. Gleichzeitig ist mein erwachsenes Ich erfahrungsbedingt auch ein ziemlich zynischer, sarkastischer und manchmal etwas bissiger Charakter, was vom Little-Verhalten sehr weit weg ist. Die meisten Menschen wären glaube ich sehr schockiert, selbst wenn sie nur von meinen Kuscheltieren wüssten, von süßen Tiermotiv-Windeln brauchen wir da gar nicht erst anfangen.
Bei mir läuft aber soziale Interaktion (und vieles andere) generell sehr bewusst und reflektiert ab, sodass ich eigentlich sowieso neben dem was ich tue auch gleichzeitig über das warum, wieso, weshalb und danach nachdenke und mein Handeln danach ausrichte.
Dadurch passiert es mir in sozialen Situationen auch eigentlich nie, dass ich mich im Bezug auf Little-Dasein besonders kontrollieren müsste - mache ich eh immer. Das Little-sein kommt dann eher sehr bewusst wenn ich mir mal erlaube, das fallen zu lassen. Das ist dann eher mein persönlicher kleiner leuchtender Komet, den ich in der untersten Schrankschublade versteckt habe und nur ab und zu mal hervorhole, damit ihn mir bloß keiner wegnehmen kann :)
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"Da erkannte er, dass die schönen Gedanken scheu und empfindlich sind, und dass Hass und Unfriede sie immer verjagen."
Selma Lagerlöf, Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgänsen

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Re: das kleine Ich in Alltagssituationen

von Explorer » 09.07.2019

Das kann aber auch gut der Grund sein, warum ich mich unter gleichgesinnten (z.B. auf WTs deutlich) wohler fühle als unter "Normalos"...
Aber es gibt doch auch so viele coole Dinge, die wir als Erwachsene tun können!
Es ist schon etwas feines, das beste aus beiden Welten zu haben! :)
Das ist dann eher mein persönlicher kleiner leuchtender Komet, den ich in der untersten Schrankschublade versteckt habe und nur ab und zu mal hervorhole, damit ihn mir bloß keiner wegnehmen kann :)
Was bringt Dich auf den Gedanken, dass Dir das jemand wegnehmen könnte? Eigenschaften sind seeeeehr schwer zu stehlen. :P

Wie schon erwähnt kommt es wohl stark auf die Selbstverständlichkeit in der Situation an: Wenn ich mich nun wie ein kleines Kind kichernd darüber freue, dass mein Lieblingseis wieder zu haben ist und ich mich für diese Gefühlsregung nicht schäme, wird es vom Umfeld wohl auch tendenziell natürlicher aufgenommen, als wenn ich mir jede Sekunde des Tages Gedanken darüber mache, ob ich zu kindlich wirke.
Es gibt natürlich Grenzen, aber hier und da darf man das oder ähnliches wohl schon tun, ohne unangenehm aufzufallen. <3
It's not a bug, it's a feature.


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