Little und Einsamkeit?

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Drachenkind
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Little und Einsamkeit?

von Drachenkind » 19.06.2019

Hallo Leute,
gibt es bei euch einen Zusammenhang zwischen Little-sein und Einsamkeit? Das ist ja schon ein Thema, was man eher bei vielen Leuten nicht erzählt und hat das Potenzial, zwischen einem selbst und den Menschen zu stehen.

Ich persönlich beobachte an mir häufig zwei Dinge:
1. Oft fühle ich mich Menschen, mit denen ich "erwachsen" zu tun habe nicht wirklich, vollständig nah, weil ich eben die Little-Seite nicht teile, die bei mir aber häufig stärker und deutlicher in der Lage ist, Emotionen zu zeigen (Ich teile das nur mit sehr wenigen Menschen, weil es auch nicht unbedingt in das Bild passt, was Menschen von mir haben)
2. Teilweise fühle ich mich "erwachsen" sehr gut, habe Spaß und eine gute Zeit, gleichzeitig fühlt die "Little"-Seite sich einsam. Fast ein wenig als würde sie von hinten an meiner Kleidung ziehen und sagen "Hallo, ich bin auch da."

Wie ist das bei euch? Teilt ihr das Little-Sein mit vielen Menschen oder macht ihr eher klare Grenzen? Wie geht es euch damit? Gibt es das bei euch auch, dass euer "Little" sich anders fühlt als euer "erwachsenes" Ich?

Ich freue mich auf eure Eindrücke,
Simon
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Captain Felix
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Re: Little und Einsamkeit?

von Captain Felix » 21.06.2019

Hallo Simon,

Ja, kenne ich sehr gut. Und zwar auch alle beiden Gefühle, die du beschreibst.

Ich vermute, dass das auch mit ein Grund ist, wieso ich es eigentlich nie geschafft habe, innige und lange Freundschaften mit Leuten außerhalb der Szene zu erhalten. Es ist einfach immer ein doch relativ wichtiger Teil der eigenen Persönlichkeit, den man nicht teilen kann. Und gleichzeitig nagt das immer an einem, wenn man gemeinsam Spaß hat und man wird wieder ein bisschen gedämpft.

Zudem bringt es natürlich logistische Schwierigkeiten mit sich. Mit anderen Leuten in einem Zimmer zu schlafen ist z.B. schon schwierig, wenn man gewisse Sachen (Kuscheltiere, Nachtwindeln etc.) für sich behalten will.

Ob ich mein Little-Sein nun mit vielen Leuten teile, hängt vermutlich an der Definition von "viel". Ich bin jedenfalls eigentlich täglich in Chatrooms oder Foren mit Szenebezug unterwegs. Insofern würde ich eher mit der Quantität der Interaktion als mit der der Kommunikationspartner argumentieren, dass das "viel" ist. In jedem Fall ist es mehr als die Interaktion, die ich außerhalb der Arbeit mit Menschen habe, die nicht Bescheid wissen. Wie sieht das denn bei dir aus?

Und jetzt zu der wichtigsten Frage, die mich (und vielleicht auch dich) am meisten interessiert: Wie geht man damit um bzw. was macht man dagegen? Ich habe leider bisher kein wirkliches Patentrezept gefunden, außer mich verstärkt mit Freunden aus der Szene oder anderen alternativen Szenen zu umgeben, die entweder Bescheid wissen oder auch entsprechend entspannt sind, dass es kein Problem darstellt, wenn man selber etwas komisch ist.

Viele Grüße,

Felix :)
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Re: Little und Einsamkeit?

von Drachenkind » 22.06.2019

Hey Felix,
Danke für die Rückmeldung, ich war mir nicht sicher, ob jemand antworten würde, ist ja doch ein recht persönliches Feld.
Ich persönlich habe da auch kein wirkliches Rezept, habe aber auch noch nicht ernsthaft versucht, wirkliche Szenekontakte zu knüpfen. Meine sonstigen Beziehungen führe ich einfach ohne den Bereich, meist sind das auch Freundschaften, die auf bestimmten Aktivitäten o. Ä. beruhen und da würde das Little-Sein eher nicht passen, das beruhigt mich auch meist etwas. Vermutlich würden die meisten damit nicht mal Ein Problem haben, aber mit den wenigen Menschen mit denen ich es geteilt habe hat sich danach auch nichts geändert - ich würde es ja da eh nicht 'leben'.
Gegen akute Einsamkeit-Anfälle neige ich eher zum klassischen Self-Care, also Versuch von Selbstakzeptanz + Komfortwindel + Klammer (Mein Faultier) + Bett/Hängematte. Meist sieht die Welt am nächsten Tag schon wieder heller aus. Auch wenn das auf lange Sicht natürlich keine Menschen ersetzt, bei denen man 'man selber' sein kann, kann man ich mich da meist mit Selbstreflektion und/oder Ablenkung rausziehen.
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Re: Little und Einsamkeit?

von Luci » 24.06.2019

Huhu,

ich finde es super schwierig eine Antwort zu formulieren, dies ist Versuch Nummer 3 mittlerweile, weil sich das bei mir irgendwie ambivalent verhält :D
Also erstmal kann ich sagen, dass ich meinen Little-Anteil sehr schütze. Eigentlich weiß niemand davon, ich habe es niemanden aktiv erzählt und es sind quasi nur mein Freund und meine Freunde aus der Szene eingeweiht. Ich weiß nicht genau wieso, ich denke, dass die eine oder der andere potentiell schon davon erzählt bekommen könnten, ohne dass sich etwas ändern würde, aber ich finde das so ein extrem empfindliches Thema, dass ich es nicht teilen möchte mit Muggeln, da ich mich dadurch extrem verletzlich fühle.
Das seltsame daran ist allerdings, dass ich vieles was für mich zum Little- und Wohlfühl-Bereich gehört, ich mit allen Freunden teile. Also damit mein ich, dass ich mich jetzt nicht vor anderen verstelle. Ich bin genauso bunt und kindlich gekleidet, habe unsere Wohnung mit Kuscheltieren vollgestellt, bin weiterhin verspielt und albern und verhalte mich so, wie es auch für den Little-Anteil in mir schön ist. Dieser Anteil oder wie man das auch immer nennen möchte ist nämlich ein fester Teil meiner Persönlichkeit, den ich entsprechend nicht verstecken möchte und kann. Lediglich Schnuller und Windeln halte ich unter Verschluss, weil es mir zu mühsam wird das zu erklären, aber selbst sowas wie Kinderbesteck, Fläschchen und eben alle Kuscheltiere und mein Playmobil stehen hier offen rum und haben auch schon fragende Blicke auf sich gezogen ^^.
Also wenn man das mal ganz nüchtern betrachtet, dann zeige und lebe ich meine Little Seite schon iwie aus, wenn Muggel-Freunde da sind, aber ich benenne es nicht so und erzähle ihnen auch nichts davon, dass ich eben Little bin... Ich hoffe ihr versteht was ich meine, ich finde es selbst iwie schwer zu erklären ^^

Und andererseits hab ich mittlerweile viele nette Menschen in der Szene kennengelernt die auch meine Freunde sind. Mit denen kann ich das dann auch intensiver leben, darüber quatschen und eben auch manchmal gemeinsam klein sein. Aber prinzipiell ist es kaum anders als mit meinen stino Freunden, nur dass wir halt über diesen Themenkomplex mehr quatschen.

Ich hoffe, dass ihr versteht was ich meine ;)

LG von Luci
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Re: Little und Einsamkeit?

von baerschen » 30.06.2019

Huhu,

Das Thema ist für mich sehr wichtig, auch sehr schwierig zu beantworten, gerade weil es mich auch betrifft. Aber auch, weil es sich quasi der verbalen Beschreibung entzieht. Für mich ist es auch der dritte Versuch...

Zunächst die Dinge, wie ich sie erlebt habe. Vor nur wenigen Jahren war ich in der Szene so gut wie inaktiv, und lebte auch sonst recht zurückgezogen. Mich mit einem Freund zu treffen, war sozusagen das Highlight des Monats, fiel mir aber auch schwer. So kam es, dass mich an manchen Tagen ein Gefühl - ich nannte es für mich so - von einer „elementaren Einsamkeit“ überfiel. Es war wie ein Gefühl, mit vielen Menschen aus meiner Vergangenheit (ich war schließlich längst nicht immer so zurückgezogen gewesen) in einer engen Verbindung zu stehen, die aber einseitig von mir ausging und für die jeweils anderen unzugänglich war, einfach weil ich nicht da war.

Ich las auch, was Littles und Ageplayer in Foren schrieben, aber ich schrieb selbst nicht, weil es so Lichtjahre entfernt schien. Im Grunde war diese Welt nicht real für mich, sondern wie ein Märchenwunderland von einem anderen Planeten.

Zum Glück habe ich irgendwann angefangen, ein wenig aus meinem selbstgewählten Loch herauszukriechen, bin mal zu einem Stammtisch gegangen und habe mit Kumu ein Forum gefunden, in dem ich wieder schreiben konnte. Und schließlich habe ich einige der Protagonisten aus dem Märchenwunderland-Film kennengelernt. Und auch mit alten Muggel- Freunden wieder getroffen.

Mit mir passierten zwei Dinge:

- Die Einsamkeits-„Anfälle“ kamen zwar noch, aber wurden immer weniger heftig. Und zwar nicht, weil ich mit den Leuten, die ich kennengelernt habe, dauernd über Ageplay gesprochen hätte, sondern vielmehr, weil es eine Verbindung gab, über die man gar nich sprechen musste, und von der doch alle wissen.

- Und mein Wunsch, (symbolisch gesprochen) in die Welt zu gehen, mich auf den Marktplatz zu stellen und zu schreien: „Ich bin ein Little, und das ist auch gut so!“ verlor an Bedeutung. Ich bin immer noch überzeugt, dass es sich lohnt, wenigstens dort, wo man etwas bewegen kann (z.B. in der BDSM-Szene oder unter liberal denkenden Personen, für Sichtbarkeit und Akzeptanz zu kämpfen. Aber es fühlt sich nicht mehr wie eine Frage von Leben und IstDochKeinLeben an.

Und noch was hat mich beeinflusst: dass alle so normal waren. Nicht normal im Sinne von stino, sondern einfach im Leben stehend, die gleichen Probleme bewältigend, an vielen Dingen interessiert, die die Welt so zu bieten hat.

Nun ist es so, dass es durchaus Situationen und Personen (Muggels) gibt, in bzw. mit denen man gern sein „Geheimnis“ teilen möchte. Und auch so, dass es Personen gibt, bei denen man das Gefühl hat, es wird immer ein bisschen in der Beziehung mit ihnen fehlen. Aber das ist nicht notwendigerweise dominant, und auch nicht ungewöhnlich: Ich habe Freunde, mit denen ich niemals unbefangen über Sex reden würde, und andere, mit denen ich z.B. mein Interesse an Wissenschaft und Philosophie nicht teilen kann. Ich glaube, dass es eine Freundschaft nicht ausmacht, ob man jedes Detail übereinander austauscht, sondern viel mehr, ob da ein Band ist, über das man keine Worte verliert, das einen aber einfach ein Verbundenheitsgefühl vermittelt, einen fähig macht, dem anderen in der Not zu helfen und Vertrauen gibt, dass es umgekehrt auch so ist.

Dennoch kenne ich das Gefühl, dass irgendetwas fehlt. Gerade bei Freunden, mit denen man gern mal albern und kindisch ist, kann sich leicht dieser „Bis hierher und nicht weiter“ - Gedanke einstellen, den sicher viele von uns kennen, und der einem einen leichten Stich versetzt.

Ich kann schlecht von mir auf andere schließen, aber ich glaube, das ist alles normal. Bei aller Sehnsucht nach innigster Freundschaft wird man Freunden immer einen Raum lassen, in dem sie ganz privat sein können - und man selber auch.

Zusammenfassend denke ich, dass es sehr hilft, Menschen kennenzulernen, die dieses „Geheimnis“ teilen, aber nicht den Anspruch zu stellen, dass damit alles sofort gut wird, sondern erstmal relaxed zu bleiben (so schwer es fallen mag) und sich die Dinge entwickeln zu lassen.

Lg Micha
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Re: Little und Einsamkeit?

von Thias » 30.06.2019

Ich würde da ein vorsichtiges Jein zu schreiben – der Grund dafür ist, dass du explizit nach dem Zusammenhang mit dem „Little-sein“ gefragt hattest und das kann ich verneinen. Es ist nicht so, dass ich mich einsam fühle, weil ich Emotionen im Alltag unzureichend ausleben oder keine Nähe zulassen könnte – obwohl ich ein sehr kontrollierter Mensch bin.

Trotzdem kann ich nicht behaupten, dass mir das Gefühl der Einsamkeit bzw. Zurückweisung fremd wäre – ich mache das aber eher am Vertrauen und insbesondere an Unverbindlichkeit fest. Erst gestern war ich eigentlich mit drei langjährigen Freunden für die Extraschicht im Ruhrgebiet verabredet (eine große Eventveranstaltung) und obwohl das schon seit Wochen geplant war (und ich Tickets besorgt hatte), sind alle drei noch kurzfristig abgesprungen – der Letzte fünf Stunden vorher, denn er wolle doch lieber mit Kumpels das WM-Viertelfinale schauen, aber das Geld für das Ticket würde ich natürlich erstattet bekommen. Finanziell haben mir alle Leute das Ticket ersetzt, aber allein macht natürlich so eine Veranstaltung viel weniger Spaß und so kurzfristig konnte ich dann auch keinen Ersatz mehr finden.

Das Gleiche vor drei Jahren, als ich meinen 30. Geburtstag gefeiert habe – da habe ich ein Ferienhaus im Sauerland gemietet und meine besten Freunde aus Schule, Studium und vom Sport eingeladen. Obwohl die Einladung vier Monate vorher rausging und ich eigentlich eine Rückmeldefrist gesetzt hatte, wusste ich trotz Erinnerungen bis eine Woche vorher nicht, ob ich mit drei Leuten oder mit 14 Gästen rechnen darf. Zwei Mädels haben dann noch am Vorabend zugesagt, als ich ihre Betten längst an Nachrücker vergeben hatte und sind dann einfach spontan mit Luftmatratze und Schlafsack vorbei gekommen.

Da mich das damals extrem gestört hatte, hatte ich das dann beim Abendessen doch mal angesprochen und dabei bemerkt, dass das Verhalten keinesfalls böse gemeint war, aber dass das niemand sonst als gravierendes Problem empfunden hat. Offenbar bin ich also doch sehr sensibel, was Spontanität, Planbarkeit und auch Perfektionismus angeht: Ich wollte da das perfekte Wochenende mit generalstabsmäßiger Planung organisieren und die anderen wollten lieber spontan schauen, wonach ihnen der Sinn steht und waren durchaus bereit, dafür auch großzügig über organisatorische Unzulänglichkeiten hinwegzusehen oder zu improvisieren.

Rückblickend ist es dann noch ein echt wunderbares Wochenende geworden und ich komme mit den Leuten auch weiterhin gut klar – von gezielter Zurückweisung also keine Spur. Bei manchen Freunden, bei denen das extrem ist, habe ich den Punkt Unzuverlässigkeit/Spontanität einfach als „Macke“ akzeptiert, die durch andere Dinge wett gemacht wird.

Mir ist allerdings klar, dass eigentlich nicht meine Freunde, sondern ich die „Macke“ habe und da zu sensibel mit einem deutlichen Hang zum Neurotizismus drauf reagiere. Deswegen ist der Hauptkompensationsmechanismus dieser Gefühlsmischung aus Melancholie, Einsamkeit und Selbstwertzweifeln ein klassisch kindlicher: Mein Lieblingskuscheltier ganz fest an mich drücken und mir vorstellen, er sei lebendig und würde mir als perfekter Freund zur Seite stehen.

Ich habe aber mittlerweile eingesehen, dass es absolut keinen Sinn macht, einer Person ein Fehlverhalten in irgendeiner Form nachzutragen – man macht nur sich selbst unglücklich damit. Das heißt nicht, dass man es nicht ansprechen oder sein Missfallen darüber nicht äußern dürfte, aber das klassische, beleidigte Schmollen habe ich mir „verboten“. Ich habe zwar oft das Bedürfnis genau das zu tun, aber als sehr kontrollierter Mensch kann ich mich auch aktiv dagegen entscheiden und das hat sich rückblickend immer als die bessere Verhaltensweise erwiesen. Entweder ich konnte mit offener Ansprache eine Einsicht und Verhaltensänderung bewirken oder hab mir durch großzügiges Hinwegsehen zumindest selbst viel schlechte Laune erspart. Dennoch: Wenn mal jemand wieder zu unverbindlich ist, dann entfremdet mich das von dieser Person zumindest kurzfristig mehr als alles andere.

Wenn ich jemand mein Wort gebe, dann fühle ich mich da dran gebunden und versuche wirklich alles, um meine gegebenen Zusagen auch einzuhalten. Manchmal ist es mir schon passiert, dass die Leute selbst schon vergessen hatten, dass ich es Ihnen etwas versprochen hatte. Dann war die Überraschung auf beiden Seiten groß, als ich ein Versprechen eingelöst habe, das ihnen gar nicht mehr bewusst war. Aber das ist ein anderes Thema...
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Re: Little und Einsamkeit?

von Ronja Räubertochter » 01.07.2019

Hallo Drachenkind,
eine wirklich gute Frage, die auch mich ein paar Tage beschäftigt hat. Einsam bin ich nicht, aber ich fühle mich manchmal fremd.

Interessanterweise tatsächlich gar nicht, wenn ich mit Nichtwissern Zeit verbringe, die ich meist genieße. (Angebliche!) Kindlichkeit ist da und wird so akzeptiert, nicht hinterfragt und selten kommentiert. Mehr brauche ich in diesem Zusammenhang nicht. Ich fühle mich sicher, souverän und angenommen. Da vermisse ich tatsächlich meistens nichts. baerschens Grenze, „Bis hierher und nicht weiter“, empfinde ich da zum Beispiel nicht.

Komisch wird es für mich auf Stammtischen:

Es scheint auf diesen Treffen ein ganz besonderes Zusammengehörigkeitsgefühl zu geben, das dazu führt, dass wildfremden Menschen, mit denen man... ok, nicht ganz zufällig... ein Bier trinkt, Fragen gestellt werden, die derart persönlich sind, dass ich sie nicht mal Freunden einfach so aus dem Nichts stellen würde. Schon gar nicht vor einer Gruppe.

Abgesehen davon, wurde ich schon aufgefordert jetzt bitte sofort eine Windel anzuziehen, mir wurde schon Übers-Knie-legen angedroht und mir wurde verboten das ach so scharfe Messer zu nutzen. Ich wiederhole: Von Menschen die ich gerade 2 Stunden kannte!

Ich besuche absolut sehr gerne Stammtische und würde das auch uneingeschränkt weiterempfehlen. Ich habe da immer eine sehr gute Zeit mit all den interessanten Menschen und begeistere mich für die ???, freue mich über Zootiere oder renne wie eine Irre durch´s Rabbatz. Wir reden hier von Einzelfällen und trotzdem: Über den emotionalen, zarten Teil meines Ronja-Kindes, da halte ich eine sehr starke, schützende Hand.
Da fühle ich mich dann manchmal sehr außerhalb der Gruppe und mit all der positiven, fröhlichen Verspieltheit der anderen, die so offensichtlich vollkommen unbeschwert sind. Eher als Beobachter. Irgendwie entfremdet.

Bei mir führt das leider außerdem dazu, dass ich die inhaltlich-emotionale Auseinandersetzung mit der Thematik außerhalb meiner Partnerschaft so gut wie komplett verweigere. Da werde ich dann doch ganz untypisch sehr reserviert und genau diese Auseinandersetzung vermisse ich manchmal.

Danke und eine gute Zeit
Ronja
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ThiasFliwaDad-HannoverDrachenkindbaerschen
Tätärätätä!


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