Das Kind-Ich ist doch anders, oder?

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Ronja Räubertochter
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Das Kind-Ich ist doch anders, oder?

von Ronja Räubertochter » 11.08.2019

Hallo ihr lieben Fories,
ich fühle mich Kindmenschen näher als anderen, weil... oder im Alltag muss ich dieses und jenes Grundbedürfnis des Kind-Ich unterdrücken... So oder so ähnlich lese ich immer mal wieder Beiträge.
Ich habe für mich in Anspruch genommen, dass das bei mir nicht so sei und ich einfach aus jeder meiner Welten die Rosinchen futtere. Trotzdem habe ich in letzter Zeit bewusster beobachtet, was da so bei mir passiert.
Mein Eindruck ist, dass Ronja und Frau Räubertochter sich nicht grundlegend charakterlich unterscheiden, aber manche Charakterzüge jeweils deutlich stärker ausgeprägt sind.

Ronja ist beispielsweise viel neugieriger und begeisterungsfähiger als Frau Räubertochter. Richtig verpackt kann man quasi alles zur Rosine werden lassen. Das mag ich sehr! Mit der eigenen Minischaufel, barfuß und sie selbst ein immer größer werdender Erdklumpen, wird die lästige Gartenarbeit zum Abenteuerspielplatz. Wenn am Ende ein selbstgebauter Fledermausdetektor herauskommt und es eine kindgerechte Begleitung gibt, dann kann sie ganz sehr geduldig Löten. Frau Räubertochter fänd das nur laaaangweilig!
Frau Räubertochter kann sich sehr gut alleine beschäftigen, plant Zeiten nur für sich ein, die sie sehr genießt. Dagegen braucht Ronja immer ein Gegenüber, will bespaßt werden. Sie wüsste gar nicht, wohin mit ihren ganzen Entdeckungen, ihrer Abenteuerlust und vor allem, wie sie ihre radikale Emotionalität alleine verarbeiten sollte. (Hier übrigens meine neue Antwort: im Großalltag gibt es den Gegenspieler nicht. Ein "normales" Räubertochter-Kindischsein ja, ein Ronja-an-die-Hand-genommen-werden-und-komplett-abschalten nein - absolut ohne Wehmut!). Das verschwimmt natürlich alles, kann innerhalb von Sekunden wechseln und es gibt eine Menge Dinge, die Ronja und Frau Räubertochter gleichermaßen ausmachen. Trotzdem bleiben eben verschiedene Schwerpunkte, die für mich auch das Rosinennaschen aus beiden Welten nicht nur vereinfachen, sondern gerade dadurch Spannung entstehen lassen.

Haben deine verschiedenen Altersmenschen unterschiedlich ausgeprägte Eigenarten? Oder richtig unterschiedliche Charaktereigenschaften? Wenn ja, wie unterscheiden sie sich? Welche magst du besonders? Hat dein Kindmensch-Ich Charakterausprägungen, die du nicht so magst?

Danke und eine gute Zeit
Ronja Räubertochter
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Tätärätätä!

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baerschen
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Re: Das Kind-Ich ist doch anders, oder?

von baerschen » 14.08.2019

Huhu Ronja,

Danke, das ist eine schöne, aber auch nicht ganz einfache Frage! Ich fange mal mit dem großen Bären an... Für mich als Erwachsenen ist das bisschen Kind(isch)sein ein kleiner Ausbruch aus dem Konventionenkorsett, in das man sich schnürt, weil „man“ das eben so macht. Ein kleines bisschen Freiheit, das ich mir einfach erlaube - als Alternative zu meinem meist sehr kontrollierten Charakter. Und es ist eine Perspektive: Ich schaue sozusagen von oben auf die Kleinig-Keiten, die mir so „passieren“ bzw. die ich mir durchgehen lasse.

Das kleine Baerschen ist vermutlich eine Art Gegenentwurf zu dem Micha, der ich mit acht Jahren war, und den ich im Rückblick als ziemlich verkrampft, verschüchtert und um Kontrolle kämpfend sehe. Und der Angst vor anderen Kindern hatte...

Als Little wäre ich wohl auch etwas schüchtern, aber nur manchmal, und ansonsten ein fröhlicher Junge, der die Dinge nimmt, wie sie kommen, der mit Emotionen kein Problem hat: Wenn er sich freut, lacht er, wenn er traurig ist, weint er; wenn er sich verliebt, schreibt er Ankreuzzettel. :D Vor allem hat er keinerlei Hemmungen, auf andere Kinder völlig unverkrampft zuzugehen und mit ihnen so zu spielen, wie es sich gerade ergibt, und ist sich nach Überwinden der ersten Schüchternheit sicher, dass sie ihn genauso gern mögen wie er sie mag.

Das ist tatsächlich ein ziemlicher Unterschied zum großen, verkopften Bären, der sich ein paar Unverkopftheiten erlaubt. Zugegebenermaßen ist das „echte“ Kleinsein für mich nicht viel mehr als ein Idealbild oder ein Tagtraum, da ich so gut wie nie mit anderen Littles klein bin und da auch einige Hemmungen habe - außer im Rabatzz beim Legospielen. :D Aber das ist eh eine andere Baustelle und momentan für mich gar nicht so schlimm :D

Lg Micha
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Astro
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Re: Das Kind-Ich ist doch anders, oder?

von Astro » 22.08.2019

Das ist eine sehr gute Frage. Aber ich weiß gar nicht, ob ich darauf überhaupt adäquat antworten kann. Ich selber bin kein richtiges Little, weil ich meinen Kopf niemals von Erwachsenendingen frei kriege. Und das wird in der Tat manchmal zum Problem, weil ich mir dann selber im Wege stehe. Bei mir kommt das Verlangen nach Little-Dingen (meist beschränkt es sich bei mir dabei aber wirklich nur auf Toast tragen) immer dann zum Vorschein, wenn ich beruflich so gefordert bin, dass ich selbst nach einer 50-Stunden Woche nicht abschalten kann, sondern mir im Kopf herum schwirrt, was ich noch alles tun muss. Oft nehme ich mir dann auf der Arbeit vor, es mir abends gemütlich zu machen. Wenn ich dann aber zu Hause bin habe ich oft gar keine Lust mehr - weil ich zu gestresst bin, und weiß, dass ich eh nicht abschalten könnte. Und wenn ich es mir dann doch mal gemütlich mache merke ich immer, dass es mir vor meiner Frau doch peinlich ist so herum zu laufen. Und das, obwohl sie immer wieder betont, dass es sie nicht stört. Aber da kommt dann eben mein großes ICH, mit all seiner Sozialisation und schon ist es mit der Entspannung dahin. Ganz gut abschalten kann ich eher beim Sport - oder, wenn ich beim Ü18-Toben im Rabazz bin. Da denke ich interessanterweise kaum an die Arbeit, und auch nicht, dass man als Erwachsener nicht auf einem Spielplatz herum tobt. Aber da toben ja auch alle.
Kurzum: Ein richtiges Little-Ich existiert bei mir nicht, oder ich habe noch nicht heraus gefunden, wie man es entdeckt.


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