Selbstständige, dominante und starke Littles

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Drachenkind
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Selbstständige, dominante und starke Littles

von Drachenkind » 06.11.2019

Hallo Leute,
Gibt es hier noch mehr Littles, die im Alltag eher stark, dominant und selbstständig/selbstbewusst auftreten? Viele Littles wirken ja auch sonst teilweise eher so, dass sie tatsächlich eher einen 'Beschützerinstinkt' triggern. Bei mir hat das schon ein paar Mal für Verwirrungen gesorgt, weil Leute mich da falsch eingeschätzt haben und andere Erwartungen an mich hatten. (Wurde zum Beispiel schon mehrfach als Dom eingeschätzt -.-) Hat sonst jemand Erfahrungen damit? Wie löst ihr diesen 'Widerspruch' in eurem Littlespace auf?
Zuletzt geändert von Drachenkind am 06.11.2019, insgesamt 1-mal geändert.
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Captain Felix
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Re: Selbstständige, dominate und starke Littles

von Captain Felix » 06.11.2019

Hallo Drachenkind,

ich behaupte mal, dass ich auch in diese Kategorie falle. Geht bei mir auch ein bisschen in den Littlespace über, indem ich dann auch als Kleiner manchmal starke Meinungen habe.

Ich bin mir leider nicht ganz sicher, was für Erfahrungen du dir von mir erhoffst. Wenn ich nicht gerade im Littlespace bin, arbeite ich, wie so viele andere Menschen auch. Mein Beruf ist eher technischer Natur und in meinem Team bin ich einer der erfahreneren Mitarbeiter, weshalb ich häufig anderen Tipps gebe, wie Sachen besser laufen können.

Allerdings kann ich mich nicht erinnern, dass das schon bei Fehleinschätzungen zu Leuten geführt hätte. Zumindest nicht so, dass ich das mitbekommen hätte. Wie ist das denn bei dir passiert? In welchem Kontext haben dich denn Leute falsch eingeschätzt und wie hast du das dann herausgefunden?

Viele Grüße,

Felix :)

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Drachenkind
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Re: Selbstständige, dominate und starke Littles

von Drachenkind » 06.11.2019

@Felix, habs mal präzisiert
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Re: Selbstständige, dominate und starke Littles

von Thias » 07.11.2019

Ja, tatsächlich kenne ich das gut. Bei einem BDSM-Stammtisch, wo ich ab und zu mal bin, wurde ich von Unbekannten schon mehrfach als dominant eingeschätzt. Ank wollte mir bei einem Weihnachtsmarktbesuch auch erst nicht glauben, dass ich daheim einen großen Berg Kuscheltiere in meinem Bett horte.

Ich glaube, das hat etwas mit meiner Jugendzeit zu tun. Meine Eltern nannten mich immer ein „Sensibelchen“ und ich habe wohl auch eine besonders intensive Empfindungswelt. Ich fotografiere gerne, weil ich Details wahrnehme, die andere übersehen. Die richtige Musik rührt mich oft zu Tränen und Leute haben mir auch schon nachgesagt, ich sei zu empathisch oder zu gut für diese Welt (im negativen Sinne von naiv, leichtgläubig, vertrauensseelig gegenüber Fremden). Ich bin einfach jemand, der Fremden tendenziell erst mal vertraut und gerne mit allen Leuten gut klarkommen möchte. Ungelöste Konflikte mit Personen nagen in mir und beschäftigen mich.

Weil mir aber mein Umfeld immer wieder eingeredet hat, ich müsste diese Gefühlswelt viel strikter kontrollieren und mir auch ein dickeres Fell zulegen, habe ich das wohl auch gemacht. So bis zum Alter von 13-14 wurde ich in der Schule sehr geärgert (heute würde man es Mobbing nennen) und die Reaktion meiner Eltern und Lehrer auf meine Bitte um Hilfe war halt: Das ist dein Problem, löse es, man wächst mit seinen Aufgaben, Schulwechsel kommt nicht in Frage.

Ich habe dann irgendwann realisiert, dass es das Heulen, Schreien und hilflose, unbeholfene Herumfuchteln mit den Armen war, das die Leute im Bus von mir sehen wollten. Deshalb haben sie mich geärgert – weil ich dann so schön Terz gemacht und geheult habe.

Irgendwann habe ich mir geschworen, das Alles ganz tief in mich rein zu verschließen und mir nicht mehr anmerken zu lassen, wie es mir im Inneren geht. Als ich dann stoisch jedwede Attacke über mich habe ergehen lassen, haben sie sich tatsächlich schnell ein anderes Opfer gesucht – dann machte es ja keinen Spaß mehr. Außerdem habe ich mit Kampfsport angefangen, sodass ich mich heute mit meinen Armen gezielter wehren könnte.

Da ich auch gerne Präsentationen halte und das bis heute im Beruf regelmäßig tue, habe ich das selbstsichere Auftreten weiter perfektioniert. Auch wenn ich vor einem Meeting im Inneren durchaus noch aufgeregt bin, übernimmt da komplett die rationale Seite das Kommando und ich funktioniere. Oft weiß ich davon danach aber nur noch wenig – das ist dann wie ein Tunnelblick und wenn man mich hinterher fragt, wie die Präsentation gelaufen ist, dann kann ich mich kaum noch dran erinnern (Zuhörer sind aber regelmäßig begeistert, also muss es in der Regel gut gewesen sein).

Ich habe dieses Switchen also fest zum Bestandteil meiner Persönlichkeit gemacht: Ich kann im Alltag meine Ritterrüstung über den Gefühlen tragen und sie manchmal ablegen, wenn mir danach ist. Ganz tief drin ist da aber doch immer die Person, die sich Fürsorge und eine Begegnung auf Augenhöhe wünscht. Ich glaube, deshalb ziehen mich sowohl das ABDL als auch BDSM-Klinikszenarien so in ihren Bann. In beiden Welten kann man Fürsorge, Hilfsbedürftigkeit, Empathie, aber auch Machtgefälle und eine (professionelle) Distanz einbauen. Das kickt mich.

Um zu deiner Ausgangsfrage zurück zu kommen: Wirklich falsch eingeschätzt hat man mich also nicht, nur halt noch nicht vollständig durchschaut. Das ist ja vielleicht auch gar nicht so schlecht ;-).
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Re: Selbstständige, dominate und starke Littles

von Himmelsblaukalibrierer » 11.11.2019

Es mag "den" oder "die" Dom/Big oder eben "das" Little in all seiner stereotypen Veranlagung. Aber es gibt bestimmt eine Menge Leute, die beide Seiten in sich haben, gerade weil sie sich eigentlich sind. Ob man nun einen Beschützer sucht oder ein Beschützer sein will. Das ist kein so großer Unterschied.

Ich würde mich auch eher als Big sehen, der auch mal Kontemplation, Ruhe und Rückzug braucht und auch mal Schwäche und Verletzlichkeit zeigen mag.

Ich könnte mir auch keine Beziehung mit einer Little vorstellen, die nicht eine selbstständige Seite und eine im Ansatz starke Persönlichkeit hat.
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Re: Selbstständige, dominate und starke Littles

von Luci » 13.11.2019

Huhu,
ich würde mich auch eher in dieser Kategorie sehen. Ich finde das aber auch überhaupt nicht schlimm, ich mag es diese "Widersprüche" zu vereinen. Im BDSM Kontext bin ich auch eher als Switch unterwegs. Ich mag eben beide Seiten der Medaillie, ich will mich fallen lassen können, aber auch gerne den Ton angeben. Spannend ist es erst recht, wenn man als Little oder Sub heimlich den Ton angibt, also so dass es der "starke" Part gar nicht mitbekommt *hehe*

LG von Luci
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Re: Selbstständige, dominate und starke Littles

von Wernerho » 16.11.2019

Hallo,

ja auch ich muss ständig in der Switch Version leben, das heisst im Altag eher dominant auftreten gegenüber Mitarbeitern, aber auch Patienten gegenüber. Ansnsten denek ich doch das man immer in der Switch Situation ist, egel ob man Geld verdienen muß, mit dem Auto irgendwo hinfahren muß, oder....

zu hause dann eher das Littel Leben heisst auch Kuscheltiere, schmusen mit den Katzen, meine Modelleisenbahn, oder... Meine "kindliche" Faszination für alles was auf Schienen fährt ist geblieben, und Zugfahren am besten getoastet mache ich sehr gerne. Ansonsten würde ich mich gerne mal wieder wie früher von einem Partner verwöhnen lassen als Littel, angesichts meines Alter aber wohl kaum noch realisierbar.

Viele sehen einen "Papa" in mir, der ich auch mal sein kann, aber nicht permament sein möchte, weil es mir auf Dauer zu anstrengend ist, nach starken Problemen im Erwachsenen - Job.

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Re: Selbstständige, dominate und starke Littles

von cvetoslava » 23.11.2019

Hi,

ich schreibe hier mal so, lasst Euer Verhalten nicht vom Aussehen bestimmen, auch ein Riese kann zum Beispiel sanft sein statt dominant.

LG KV
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Re: Selbstständige, dominate und starke Littles

von nisashi » 30.11.2019

schönes thema

mir geht es ähnlich wie thias
je nach dem wie es die Situation erfordert bin ich auch mal der inoffizielle chef
mir wurde von unserer Führungsebene Honig ums maul geschmiert das sie mich unbedingt in der zentrale brauchen und ich deswegen die interne stelle im office nicht bekomme
aber meistens kommt mein kleines ich zum Vorschein
aber ich kann auch gern mal zum erklärbär (Lehrer) werden oder auch mal giftig <--- diese Seite versuch ich aber bestmöglich zu unterdrücken

wenn sich so zurück denk haben mir die 14 Jahre sehr gut getan und mein Erwachsenes ich hat sich um 180° grad zum kind/ jugendlichen gedreht

je mehr erwachsen umso mehr klein sein
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Re: Selbstständige, dominate und starke Littles

von baby.pingu » 01.03.2021

gelöscht
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Re: Selbstständige, dominate und starke Littles

von benxbln » 01.03.2021

hehe, ja, ein interessantes Thema, das beschäftigt mich auch manchmal, weil ich mich mal kurz für einen Moment fremd in mir selber fühle, wenn ich z.B. in Windeln in der Stadt bin, mich eigentlich ganz klein fühle, und dann bin ich wieder als Großer gefordert und muss helfen oder schimpfen oder sowas :)... Halt Groß sein.. Das switchen ist für mich nicht immer einfach. Ich kann im anderen Leben auch mal stark argumentieren und mich durchsetzen müssen. Das steht schon etwas in Konflikt mit meinem Kleinsein. Ich bin sonst eigentlich auch eher jemand, der gerne kuschelt, sich nicht wirklich gerne streitet und lieb ist mit der anderen. Aber kann auch nicht einfach alles um mich herum passieren lassen. So muss ich mich auch manchmal behaupten und meine kleena-windel-Junge-Identität an die Seite schieben....

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Re: Selbstständige, dominate und starke Littles

von Lorr » 17.03.2021

Ich kenne das auch sehr gut. Grundsätzlich gibt es unter den Littles auch viele Menschen, die einen anspruchsvollen und verantwortungsvollen Beruf haben, der sie oft dazu verdonnert wichtige Entscheidungen zu treffen, Mitarbeiter zu führen oder anderen Menschen Lösungsmöglichkeiten für ihre wie auch immer gearteten Problemen aufzuzeigen.

Ich glaube das prägt auch viele von denen, die hier schon geschrieben haben. Einige kenn ich persönlich, andere vom Hörensagen und weiß/ahne in welchen beruflichen Situationen sie sich befinden.
Das führt eben auch häufig dazu, dass man im Alltag selbstsicher auftritt und weiß was man will. Dass das dann von anderen als dominant wahrgenommen wird ist ja verständlich und drängt uns dann noch mehr in diese Entscheider-Rolle, in der wir auch manchmal nicht sein wollen

Mir fällt es auch schwer diese Rolle lichtschalterartig zu verlassen, weil ich sonst ständig gewohnt bin die Kontrolle und den Überblick zu haben.

Auch in der Partnerschaft sendet man (ich zumindest) so oft falsche Signale. Beim Kochen zu wissen wie das geht oder handwerklich zu wissen wie es geht oder im Umgang mit Tieren über vieles bescheid zu wissen sind nur einige Alltagsbesispiele, die ich aus meinem Leben gut kenne.
Damit schießt sich mein Little dann oft selbst ins Knie. Je öfter man der ist, der "einen Plan von einer Sache hat", desto schwieriger wird das umschalten für mich.

Mir würde es vielleicht auch daher heute viel leichter Fallen beim Ageplay in eine dominante Rolle zu verfallen. Denn das habe ich ja in meinem Leben schon häufig geübt. Es würde mir aktuell sogar leichter fallen als mich fallen zu lassen. Erstaunlich schrecklich, wenn ich so als Little darüber nachdenke!

Was kann man gegen diesen sich selbst verstärkenden Mechanismus nur tun?

Grüße
Der Lorr
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Re: Selbstständige, dominante und starke Littles

von LisMa » 14.05.2021

Das kenne ich auch relativ gut. Ich habe meistens viele private Projekte und habe dadurch schon ziemlich viel Wissen angesammelt, was Technik angeht. Ansonsten habe ich auch relativ wenig Menschen auf die ich mich verlassen kann und so versuche ich eben mit den Dingen alleine klarzukommen. Ich muss auch relativ viel Verantwortung für verschiedene Dinge übernehmen, da hat es Mini-Me manchmal schwer. Ich studiere auch und bin dadurch gezwungen anspruchsvolle Texte zu lesen (und auch hoffentlich zu verstehen :D), von daher wird das mit Welt erklären und "einen Schritt voraus" sein für Daddys schwierig. Das Einzige, was mich da "rettet", ist meine Körpergröße, ich bin eben nicht groß und von daher springt dann doch bei Menschen der Caregivermodus an.
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Re: Selbstständige, dominate und starke Littles

von halflifeprincess » 21.05.2021

Weil mir aber mein Umfeld immer wieder eingeredet hat, ich müsste diese Gefühlswelt viel strikter kontrollieren und mir auch ein dickeres Fell zulegen, habe ich das wohl auch gemacht. So bis zum Alter von 13-14 wurde ich in der Schule sehr geärgert (heute würde man es Mobbing nennen) und die Reaktion meiner Eltern und Lehrer auf meine Bitte um Hilfe war halt: Das ist dein Problem, löse es, man wächst mit seinen Aufgaben, Schulwechsel kommt nicht in Frage.

Ich habe dann irgendwann realisiert, dass es das Heulen, Schreien und hilflose, unbeholfene Herumfuchteln mit den Armen war, das die Leute im Bus von mir sehen wollten. Deshalb haben sie mich geärgert – weil ich dann so schön Terz gemacht und geheult habe.

Hallo Thias,

dein Beitag finde ich wirklich klasse!

Es tut mir echt leid für dich, dass deine Eltern da nicht etwas verständnisvoller und mitfühlender gewesen sind. Da fühle ich total mit dir. Meine Elern sind auch wirklich unbegabt darin Gefühle zuzulassen oder gar zu zeigen. Da bin ich schon immer anders gewesen als sie. Ich hatte halt nie das Gefühl über die Sachen, die mich emotional belastet haben mit ihnen sprechen zu können. Da fühlt man sich halt echt allein und auch irgendwie sich selbst überlassen, ich verstehe also sehr gut, was du da durchmachen musstest.

Ich hatte auch schon viele Negativerfahrungen in meinem Leben. Auch ich hatte als Kind und in meiner Jugend ein paar Erlebnisse im Zusammenhang mit Mobbing. Das ist grausam, gar keine Frage. Aber ich habe mit der Zeit etwas total wichtiges erkannt. Es lag nie an den anderen oder dem Umfeld. Sondern an mir selbst. Es ist vorallem die Art und Weise wie man über sich selbst denkt und ob man zu sich und seinen Überzeugungen stehen kann. Die meisten Menschen, die Mobbing erfahren haben, können genau das nicht und das macht sie emotional so verwundbar. Weil sie sich oft einfach hilflos und wertlos fühlen und genau diese Schwachstelle nutzen Mobber aus.

Es ist also gar nicht nötig eine imaginäre Ritterrüstung überzustreifen, um dein wahres Ich vor anderen zu verbergen. Es wird immer Menschen geben, die dich genau dafür schätzen, wer du bist. Meiner Erfahrung nach ist Selbstvertrauen und mit sich selbst ins Reine zu kommen, das Wertvollste, was ein Mensch entwickeln kann. Und du kannst selbstbewusst sein und trotzdem deine sensible Seite als Little leben :)

Lg, Kira
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Re: Selbstständige, dominante und starke Littles

von Graógramán » 22.05.2021

Hallo ihr Lieben,

es ist schön dass hier das Leid etwas geteilt und somit für alle in der Diskussion weniger wird. Ich danke euch für eure Beiträge. In einigen Fällen kann auch ich mich wiederfinden.

Ich war lange im Inneren sehr ängstlich. Niemand hätte geglaubt dass da ein Kind in mir schlummert. Ich habe als pädagogische Kraft gelernt Regeln durchzusetzen, mich mit Kolleg*innen und Klient*innen zu reiben. Auf der Arbeit bin der selbstbewusste, kann jetzt aber auch mal zeigen, dass ich ein Mensch mit Schwächen bin. Ich bin es leid mich gänzlich zu verstecken. Das Unterdrücken von Emotionen macht krank. Das ist schon lange bewiesen. So bin ich bestimmend, aber auch humorvoll, sage wenn mir was zuviel ist, rechtfertige mich nicht. Ich bin es Leid die Rolle als Mann zu spielen die die Gesellschaft mir zuschreibt. Ich bin ein Mensch, mal dominanter und selbstbewusster und manchmal halt ängstlicher und traurig. Ist das nicht eigentlich normal?

Also ihr Littles da draußen, emanzipiert euch :-)
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Re: Selbstständige, dominate und starke Littles

von Thias » 28.05.2021

Es lag nie an den anderen oder dem Umfeld. Sondern an mir selbst. Es ist vorallem die Art und Weise wie man über sich selbst denkt und ob man zu sich und seinen Überzeugungen stehen kann. Die meisten Menschen, die Mobbing erfahren haben, können genau das nicht und das macht sie emotional so verwundbar. Weil sie sich oft einfach hilflos und wertlos fühlen und genau diese Schwachstelle nutzen Mobber aus.

Es ist also gar nicht nötig eine imaginäre Ritterrüstung überzustreifen, um dein wahres Ich vor anderen zu verbergen. Es wird immer Menschen geben, die dich genau dafür schätzen, wer du bist. Meiner Erfahrung nach ist Selbstvertrauen und mit sich selbst ins Reine zu kommen, das Wertvollste, was ein Mensch entwickeln kann. Und du kannst selbstbewusst sein und trotzdem deine sensible Seite als Little leben :)


Hallo Kira,

Vielen vielen Dank für deine lieben Worte! Leider war ich in letzter Zeit nur noch selten hier und habe sie nicht direkt gesehen.

Ich würde nicht so weit gehen, das Umfeld und die Anderen komplett auszuklammern, aber ich stimme dir vollkommen zu, dass die eigene Wahrnehmung, das Selbstwertgefühl und die Seelenruhe einen entscheidenden Einfluss haben. Letztlich liegt es an uns, wie sehr wir uns von anderen Menschen aus dem Konzept bringen lassen, unter ungelösten Konflikten leiden und vorgegebenen Normen und Lebensentwürfen genügen wollen.

Nichtsdestoweniger ist das ja nur die rationale Einsicht, ihre Umsetzung im Alltag kann trotzdem einige Probleme machen. So geht es mir jedenfalls manchmal immer noch. Von sehr vielen Menschen ist es mir herzlich egal ob sie mich mögen oder nicht, aber ein böses Wort oder eine barsche Reaktion von einer Person, die mir viel bedeutet und das kann dan noch tagelang in mir nagen. Mit Ritterrüstung meine ich genau das: Wenn ich merke, dass mich irgendwas zu sehr beschäftigt oder belastet, muss mich öfters regelrecht rational zwingen, aus dem Gedankenkarussell auszusteigen, sonst würde sich das aufschaukeln und mir meine Gefühlswelt völlig entgleiten. Das Sensibelchen steckt jedenfalls immer noch in mir, nur meistens kann ich es ganz gut im Zaum halten.

LG
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Re: Selbstständige, dominante und starke Littles

von baerschen » 28.11.2021

Huhu,

ich habe als Kind ähnliche Erfahrungen wie @thias gemacht und ich glaube aus ähnlichen Gründen. Ich hatte allerdings sehr unterstützende Eltern, sonst wäre ich wohl komplett abgestürzt - als Kind habe ich das Mobbing damit erklärt, dass „in meinem Kopf was nicht in Ordnung“ sei! In Wahrheit lag es aber wohl daran, dass meine Gefühlswelt zu intensiv war, um sie in mir zu behalten.

Statt einer emotionalen habe ich mir eine intellektuellle Ritterrüstung zugelegt. Das heißt, ich denke sehr viel nach, versuche mich zu bilden, analysiere Konflikte, um sie zu glätten, versuche Enttäuschungen gedanklich zuvorzukommen, aber komme auch leicht ins Grübeln.

Ich spüre viel Verantwortung und nehme sie auch wahr, aber nicht gerne auf hierarchisch-dominante Weise. Hierarchien, Dominanz und Autorität lehne ich (eigentlich schon seit meiner Kindheit) ab. Zum Glück arbeite ich in einem Team, das ebenso auf Kooperation setzt.

Mein Little-Sein ist zu einem großen Teil davon geprägt, die intellektuelle Ritterrüstung abzulegen: nicht alles durchdenken müssen, spontan und wild sein, vor allem aber auch: verletzlich und schwach. Einfach rauszulassen, was man fühlt: Freude und Trauer. Lachen und weinen. Das Jetzt wichtig sein zu lassen. Die Zukunft zu vergessen. Grenzenlos stolz sein, aber sich auch bodenlos schämen, Enttäuschungen nicht verstecken. Protestieren, entspannen. Müüüde sein… nicht ins Bett wollen…

Ich könnte so weiter machen, aber ich lass es mal dabei. Vielleicht stellt sich die Frage: Wo bleibt der*die CG? Vielleicht ist es so, dass ich nicht so sehr das Gefühl brauche, beschützt zu werden, weil ich auch im täglichen Leben nichts mit Hierarchien anfangen kann. Aber ich finde den Gedanken, dass ein CG Grenzen setzt, eigentlich ganz reizvoll. Hat eben nur nicht den ganz hohen Stellenwert bei mir.

lg Micha
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