Aus was besteht Babypuder?
Klassischerweise besteht Baby Puder aus dem Mineral Talk, chemisch ein Magnesium-Silizium-Salz mit Wasseranteilen (Magnesiumsilikathydrat). Talk dient im übrigen auch als Grundlage für andere kosmetische Puder und ist in Rouge oder Kajalstiften enthalten - der standardisierte Name in der Liste der Inhaltsstoffe lautet TALC. Im Zuge der Berichte über mögliche Gesundheitsgefahren und dem Verbraucherwunsch auf Talk zu verzichten, sind auch Puder auf den Markt gebracht worden, die Stärke (DISTARCH PHOSPHATE) oder Kalk (CALCIUM CARBONATE) enthalten. Funktionell sind die Puder identisch [5].
Was ist die Funktion Babypuder?
Babypuder wird im Windelbereich wegen seiner feuchtigkeitsbindenden Eigenschaften eingesetzt. Ist die Haut über einen längeren Zeitraum feucht, verliert sie einen Teil ihrer Barrierefunktion. Irritative Stoffe und Mikroorganismen können in tiefere Hautschichten eindringen und es kann Entzündungen und Ausschlägen im Intimbereich kommen. Außerdem wird Reibung reduziert, wenn kleine Kinder in ihren Windeln herumrutschen [5]. Sonstige hautpflegende Eigenschaften hat Babypuder keine - bei modernen Einwegwindeln mit Superabsorber besteht daher keine Notwendigkeit für Babypuder. Nur Liebhaber von Stoffwindeln könnten davon profitieren.
Wie ist das jetzt mit den Gesundheitsgefahren?
Chemisch gesehen gilt Talk nach derzeitigem Wissenstand als ungiftig. Im Zusammenhang mit Babypuder wird aber über folgende Gefahren berichtet:
- Versehentliches Einatmen größerer Mengen Puders mit Erstickungsgefahr. Da feuchtes Babypuder aufquillt, kann das Einatmen von großen Mengen Puder die Atemwege blockieren und so zum Erstickungstod führen. Dies ist für Babys, die nach der auf dem Wickeltisch stehenden Puderflasche greifen und sie ggfs. in den Mund nehmen eine reale Gefahr - entsprechende Einzelfälle sind dokumentiert [4]. Für eure Littles sollte das aber keine Bedrohung darstellen.
- Das Einatmen von Stäuben über einen längeren Zeitraum und in großer Menge kann sogenannte Pneumokoniosen verursachen - krankhafte Veränderungen des Lungengewebes, die zur Versteifung der Lunge führen und die Atmung erschweren. Dabei handelt es sich jedoch um Berufskrankheiten, die z.B. bei Bergleuten oder Industriearbeitern nach jahrzehntelanger, täglicher Exposition in großen Mengen auftreten. Für manche Stäube (wie Asbest) gelten sehr strenge Grenzwerte, weil Größe und Oberfläche der Partikel so beschaffen sind, dass sie leicht zu krankhaften Veränderungen der Lunge führen können. In der EU für Kosmetika verwendeter Talk muss bestimmte Anforderungen erfüllen - Größe, Form und auch die Reinheit müssen kontrolliert werden, sodass Pneumokoniosen durch das Einatmen von talkhaltigem Babypuder ausgeschlossen sind [1-3].
- Krebsgefahr: Es gibt Hinweise darauf, dass die langfristige (wiederum mehrere Jahrzehnte andauernde) perineale Anwendung von Körperpuder auf Talkbasis bei Frauen das Risiko für Eierstockkrebs erhöht und daher möglicherweise für den Menschen krebserregend ist (IARC-Gruppe 2B). Als möglicher Mechanismus dafür gilt die Migration von Partikeln des Puders bis in die Eierstöcke, der jedoch in einer Studie mit eingefärbtem Puder nicht nachgewiesen konnte. Inwiefern eine frühere Verunreinigung des Talk mit Asbest, die in den 1970er und 1980er Jahren noch nicht routinemäßig geprüft wurde, dafür eine Rolle spielte, ist umstritten und war Gegenstand eines Verfahrens gegen Johnson&Johnson in den USA. Zusammenfassend kann man sagen: Eine hohe Krebsgefahr geht von Talk definitiv nicht aus, gelegentliche Anwendung sollte also unbedenklich sein. Wenn, dann sollte ganz auf Puder verzichtet werden [1-3].
- Cosmetic Ingredient Review: Safety Assessment of Talc as Used in Cosmetics
- IARC Monographs on the Evaluation of Carcinogenic Risks to Humans: Carbon Black, Titanium Dioxide, and Talc
- Fiume et al: Safety Assessment of Talc as Used in Cosmetics
- Silver et al: Respiratory failure from corn starch aspiration: A hazard of diaper changing
- Leyden: Corn Starch, Candida albicans, and Diaper Rash