Huhu,
erstmal quasi offtopic zu Rechtschreibung vs. Fehler. Das Thema ist mir sehr wichtig: Mir ist sehr wichtig, dass Leute, die nicht gut rechtschreiben können, das selbe Recht zu schreiben haben wie Germanistikprofessoren. Die Arroganz, sie zu kritisieren, stößt mir immer wieder sehr bitter auf. Hier habe ich das noch nicht erlebt, und dafür bin ich dankbar.
Dem könnte man nun entgegenhalten, dass es hier auf KuMu im Vergleich nur wenige Bilder und meines Wissens nach auch keine Videos gibt, sondern die Inhalte im Wesentlichen aus Texten bestehen und diese auch eher nicht in leichter Sprache verfasst sind. Da schafft man sich schon dadurch ein ausgewähltes Publikum und hat in weiterer Folge natürlich keine Probleme. Das ist jetzt ungefähr so, als würde man an einem humanistischem Gymnasium mit Latein und Altgriechisch betonen, dass man selbstverständlich auch Kinder mit Rechtschreib- oder Grammatikschwäche aufnimmt.
Im Übrigen habe ich auch absichtlich vom Bemühen um korrekte Rechtschreibung geschrieben. Dies kann auch auf unterschiedliche Weise bewerkstelligt werden. Wenn jemand aufgrund einer diagnostizierten Legasthenie weiß, dass er*sie Gefahr läuft, schlecht lesbare Texte zu produzieren, kann er*sie ja auf verschiedenste Hilfsmittel zurückgreifen. Das geht von Korrektursoftware bis hin zu Text-To-Speech-Lösungen, bei der die Software selbst korrekte Sätze baut.
Aber natürlich ist es schwierig eine Grenze zu ziehen, wo man Faulheit oder Ignoranz als schlechtes Benehmen durchaus kritisieren kann und wo man Rücksicht auf Schwächen nehmen muss. Aus Erfahrung aus diesem und einem anderen Forum kann ich jedoch sagen, dass wenn sich jemand ordentlich vorstellt und auch auf seine*ihre Handicaps hinweist, es zu keinen Konflikten kommt.
Jetzt aber on topic: Für mich läuft vieles auf das Gegensatzpaar „Aufgeschlossenheit vs. Toleranz“ heraus.
Wie jetzt: Gegensätze? Ja, wenn man die Begriffe wörtlich nimmt. Im weiteren Sinne ist Toleranz natürlich sehr erstrebenswert. Z.B. im Umgang mit „Randgruppen“ ist Toleranz sozusagen eine gesellschaftliche Minimalforderung. Aber genaugenommen sind beide Begriffe, Toleranz sowie Randgruppe, diskriminierend. Letzterer schon wörtlich (Rand vs. Mitte), ersterer implizit (jemanden zu ertragen, grenzt diese Person aus). Ich benutze beide Begriffe im weiteren Sinn dennoch, aber mit einer gewissen inneren Hammschwelle.
Den Begriff Aufgeschlossenheit sehe ich wiederum als eine Geisteshaltung, die sich gerade dem Anderssein zuwendet: Jede „Randgruppe“, aber auch jede „Mainstream-Gruppe“, bringt ihren ganz eigenen Erfahrungsschatz mit. Aufgeschlossen zu sein, heißt, die eigene Hemmschwelle zu überwinden und sich aktiv mit dem Anderssein auseinanderzusetzen (im Positiven wie im Negativen, man darf auch Vorbehalte haben und im Gespräch äußern!)
Für mich geht diese Unterscheidung schon einen Schritt weiter. Ich finde, Du beschreibst hier recht schön, wie Gruppendynamik ablaufen kann, wenn es schon einen Mainstream und einen Rand gibt, aber meine Frage hat eher darauf abgezielt, nach welchen Merkmalen sich überhaupt die Gruppen bilden.
Und damit wäre ich natürlich bei unseren Themen angekommen. Beispiel „Fetisch - Regression“:
Wenn ich CGLRE lebe, werde ich automatisch damit konfrontiert, dass es eine ganze Bandbreite von CGL ohne RE bis zum reinen Fetisch gibt. Vielleicht wäre meine erste Reaktion Ablehnung, also klare Abgrenzung, Ziehen einer roten Linie. Sie kann auch Toleranz oder Akzeptanz sein, also das Hinnehmen der Tatsache, dass es „die anderen“ gibt. Das ist ok und verständlich, aber immer noch eine Abgrenzung. Wenn ich aber aufgeschlossen und offen, interessiert, für das Anderssein bin, kann sich mein ganzes Leben ändern. Meistens bereichernd. Und meine eigene Position im Leben wird mir klarer, es ist also auch eine Selbsterfahrung.
Lg Micha
Man merkt schon: Der Unterschied Fetisch vs. Regression wird sehr oft als Gegensatz dargestellt. Aber ist es wirklich so, dass es nur auf die Aufgeschlossenheit ankommt, ob man sich trotz des Gegensatzes versteht? Meine Vermutung wäre nämlich, dass es andere Gegensatzpaare gibt, die viel wichtiger sind, als der Gegensatz zwischen Fetisch und Regression. Ich merke nämlich, dass mein "Fetisch-Netzwerk" quer durch diese Trennlinie verläuft und ich glaube nicht, dass das nur daran liegt, dass wir alle so aufgeschlossen sind, sondern ich glaube, dass die entscheidenden Kriterien andere sind, als die, welche am öftesten behauptet werden.
Liebe Grüße aus Niederösterreich!