von baerschen » 02.11.2020
Huhu,
erstmal zu deiner letzten Frage: Ich glaube, dass es bei den meisten Leuten viele Auslöser gibt. Ich stelle mir das immer wie einen Rangierbahnhof vor: Viele kleine Erlebnisse, die man hatte, wirken wie Weichen, die einen ein bisschen mehr der weniger in eine bestimmte Richtung leiten. Am Ende kann man gar nicht mehr sagen, welche Weiche ausschlaggebend war, man sieht nur, auf welchem Gleis man steht.
Das Thema Therapie finde ich ziemlich schwierig. Ich denke, man muss sehr unterscheiden zwischen etwas, das einem vorübergehend gut tut und einer echten Therapie.
Eine Therapie soll helfen, aus gewohnten Denkmustern (im Kreis denken) auszubrechen, die einen daran hindern, aus einer verfahrenen Situation herauszukommen. Denn in diese Situation hat man sich in der Regel durch die Gedankenspiralen selbst hineinmanöveriert, ohne es überhaupt zu merken. Das geht dann so weit, dass man sich innerlich geradezu weigert, aus den Gedankenkreisen auszubrechen - das ist nämlich ziemlich hart.
Und daraus folgt ganz offensichtlich, dass nur jemand anderes - jemand, der darin trainiert ist, diese Kreis-Denkmuster zu erkennen und entgegenzuwirken - einem da heraushelfen kann.
Little-Sein kann gut tun, kann für eine Zeit Stress abbauen, aber wenn man wirklich therapiebedürftig ist, hilft es leider gar nichts. Denn es spielt sich notwendigerweise innerhalb der eigenen Gedankenkreise ab, die man eigentlich durchbrechen müsste.
Ich kann mir gut vorstellen, dass Kleinsein „therapiebegleitend“ eine gute Ergänzung sein kann, weil positive Gefühle die „Heilung“ unterstützen können - so wie Spazierengehen oder leichter Sport z.B. antidepressiv wirken kann. Aber ein Therapieersatz kann es leider wohl nicht sein.
Wenn man aber nicht therapiebedürftig ist, sondern nur vorübergehend vom Leben überfordert, wie wir es alle mal erleben, dann kann ich es mir schon als heilsam im Sinne von „Hilft mir, mich besser zu fühlen“ vorstellen. So wie Aspirin gegen „normale“ Kopfschmerzen hilft, aber nicht auf Dauer gegen eine chronische Schmerzerkrankung.
Lg Micha