Hi Krümelmonster,
Regeln, die das Kleinsein etwas unterstreichen, finde ich ganz toll. Ich finde, wenn Regeln von jemandem gegeben werden, ist das gleichzeitig wie ein Bekenntnis des Big zum Little: "Du bist mir wichtig und ich möchte nicht, dass dir Leid widerfährt. Und weil du es noch nicht kannst, entscheide ich für dich, wie wir das jetzt handhaben." Um das Commitment immer wieder aufzufrischen, ist natürlich eine zumindest sporadische Kontrolle der Regeln wichtig.
Als Little geben mir Regeln das Gefühl der Geborgenheit. Da ist jemand, der schaut, was ich mache, und dem ich wichtig bin. Jemand, der mich zwar durch Regeln einschränkt, aber nur weil er mein Bestes für mich will. Entsprechend brauche ich auch bei allen Regeln das Gefühl, gemocht und beschützt zu werden. Natürlich ist das auch mit gewissen Einschränkungen verbunden, aber damit wird man immer wieder daran erinnert, dass man noch klein ist und Unterstützung braucht - und dass es jemanden gibt, der die in Form der Regeln gerne anbietet.
Der Grat zwischen Regel und physischer Grenze (sprich: Fesseln, Schlösser, etc.) ist bei mir etwas schwammig. In der Regel finde ich vieles gut, was man mit einem biologischen Kind auch machen würde, aber darüberhinaus nicht immer unbedingt. Beispielsweise fände ich ein Laufgeschirr super, an dem man geführt wird oder an dem einfach nur hinten ein Griff befestigt ist, damit man im Falle des Falles schnell an den richtigen Ort oder von dem falschen Ort wegbewegt werden kann. Segufix, Zwangsjacke, Halsband und ähnliche Utensilien, die ja auf diversen Fetischseiten immer wieder in Ageplay mit einbezogen werden, wären aber für meinen Little-Headspace nicht wirklich geeignet.
Folgend noch meine Einlassungen zu deinen konkreten Beispielen.
Jeder kann ein Little zum Mittagsschlaf in ein Gitterbett stecken und ein Schloss dran hängen, doch wie steht es wenn in die Tür offen gelassen wird und nur aufgetragen wird innerhalb dessen zu bleiben?
Würdet ihr euch da als Little dran halten, auch wenn die gerade erbaute Kissenburg kurz vor der Vollendung steht?
Generell bin ich gerne brav, weil das Lob gibt. Wenn eine Regel aber doch zu doof ist oder das Verlangen nach der Kissenburg doch zu gross und die Chance, dass man erwischt wird, ausreichend gering erscheint, würde ich mich eventuell doch aus dem Bett schleichen. Danach würde ich aber vermutlich zumindest ein bisschen schlechtes Gewissen haben. Als Strafe würde ich auch nicht erwarten, danach im Bett angebunden zu werden. Vielmehr würde ich erwarten, dass mir mein Big seine Enttäuschung darüber ausdrückt, dass das nicht funktioniert hat und dass wir vermutlich heute Abend etwas früher schlafen gehen müssen, um den Mittagsschlaf nachzuholen. Eventuell fällt dadurch leider auch ein Teil der Gute-Nacht-Geschichte weg, weil nicht mehr genug Zeit ist.
Und wie ist das z.B. wenn ihr euer Little im Auto anschnallt, darf es bei Ankunft selbst aussteigen oder bleibt es brav im Auto bis ihr es abschnallt?
Hier ist schon wieder ein Umstand, bei dem ich nichts gegen eine physische Einschränkung hätte. Gerne darf die Tür mit Kindersicherung gegen unerlaubtes Öffnen von innen gesichert sein. Und ebenso gerne hätte ich auch einen Kindersitz, der einen nicht alleine zu öffnenden Gurt hat. Eventuell sogar einen Gurt, der das Little besser im Sitz fixiert als das ein handelsüblicher Dreipunktgurt tut. Da ich aber, wie oben erwähnt, gerne brav bin, würde ich mich meistens auch daran halten, wenn es heisst, dass man noch sitzen bleiben und warten muss.
Ich hoffe das einige von euch damit etwas anfangen können oder gar weitere Anregungen oder Beispiele haben.
Um aus meiner letzten Beziehung zu berichten: Es gab z.B. nur einmal pro Tag Eis. Welcher Art, das war egal, es durfte jedenfalls nur eines sein. Denn wenn kleine Kinder zu viel Eis essen, verderben sie sich den Magen und sind dann die ganze Zeit nur quengelig. Entsprechend war man manchmal auch selber in der Verantwortung, zu entscheiden, ob man das Eis des Tages jetzt gleich haben möchte oder doch noch wartet, falls es später noch ein besseres gibt.
Eine weitere Regel, die eigentlich schon ein Klassiker ist: Bettzeit. Ich fand meine feste Bettzeit super und habe bisher wenig gehabt, das mich kleiner gemacht hat und mehr Geborgenheitsgefühl ausgelöst hat. Man liegt dann eingekuschelt im warmen Bett in dem Wissen, dass jemand darauf achtet, wie viel man schläft und auch morgen wieder da sein wird, um nachzusehen, ob man gut geschlafen hat. Natürlich kann es manchmal nervig sein, wenn man vielleicht lieber noch aufbleiben würde, weil da noch unbedingt die eine Episode der Serie geschaut oder das Buch fertig gelesen oder das Kissenschloss gebaut werden muss, aber am Ende überwiegt für mich doch das sich immer wiederholende Gefühl des Beschütztseins, das sich durch eine konsequente Durchsetzung der Regel einstellt.
A propos konsequente Durchsetzung: Natürlich muss es, meiner Meinung nach, zu jeder Regel Ausnahmen geben. An Silvester darf man wohl länger aufbleiben. (Wenngleich ich manchmal denke, es wäre doch toll, auch an Silvester rechtzeitig ins Bett gebracht zu werden, dann kurz zum Feuerwerk geweckt und direkt wieder ins Bett gesteckt zu werden.) Ebenso an anderen relevanten Feiern, wie Hochzeiten oder Geburtstagen. Zu viele Ausnahmen sollte es aber nicht geben, sonst fühlt sich die Regel wieder nur wie eine Empfehlung an und man fühlt sich doch wieder so, als könnte/müsste man selber entscheiden.
Zum Abschluss auch noch ein bisschen Negatives, zu dem ich auch gerne eure Meinung hätte. Regeln sind toll, um sich beschützt und geborgen zu fühlen. Fallen Sie dann aber weg, ist das eine starke Umstellung und kein schönes Gefühl. Am Ende meiner letzten Beziehung war ich etwas hilflos, wie ich mit den Regeln, die wir aufgestellt hatten, umgehen sollte. Anfangs habe ich versucht, daran festzuhalten, um mir das schöne Gefühl zu erhalten. Leider hat das überhaupt nicht funktioniert und je mehr ich mich daran gehalten habe, um so mehr habe ich mir immer wieder in Erinnerung gerufen, dass es eben jetzt niemanden mehr gibt, der sich dafür interessiert und es im Endeffekt allen Leuten ausser mir selbst egal ist, wann ich schlafen gehe, aufstehe oder wie viel Eis ich esse. Habt ihr das auch schonmal in dieser Form erlebt? Oder habt/hattet ihr Regeln, die nicht richtig durchgesetzt wurden und hat euch das gestört? Oder gefallen?
Viele Grüsse,
Felix :)