Ist es nicht meistens so, dass Phantasie und Reales unterschiedliche Wege gehen?
Jein. Man hat halt so seine Phantasien, die im Kopf herumgeistern und die im Laufe der Zeit immer mehr ausgeschmückt werden und so vor sich hin wachsen, bis man endlich mal jemanden findet, mit dem man sie ausleben könnte, und dann steht man mit der Person da und fängt quasi wieder bei null an...
also man könnte ja versuchen, das ganze Phantasie-Geistesgewächs, das man sich da im Kopf groß gezüchtet hat, eins zu eins umzusetzen, aber meistens ist das einfach schon viel zu ausgeklügelt, als dass das beim ersten Versuch irgendwie funktionieren könnte. Ich kann mir ja auch eine Beethoven-Klaviersonate merken und im Kopf hundertmal abspielen, aber wenn ich sie dann auf dem Klavier spielen möchte und noch nie Klavier gespielt habe, dann muss ich auch wieder ganz von vorne anfangen...
und so kann es halt sein, dass man, wenn man versucht, seine Phantasie in die Realität umzusetzen, sich entweder erstmal dumm fühlt, weil man gedacht hatte, das würde jetzt sofort funktionieren oder frustriert ist, weil man sich so viel mehr erwartet hatte...
was aber nicht heißt, dass Phantasien nicht umsetzbar sind (also klar, es gibt Phantasien, die gar nicht umgesetzt werden wollen und nur für den Kopf da sind, aber von denen spreche ich jetzt nicht). Ich hab das selbst in meiner Beziehung erlebt, dass ich nach vielen kleinen Schritten plötzlich überrascht war, wie viel von meinen Phantasien mittlerweile Realität geworden waren. Voraussetzung ist natürlich ein/e Partner/in, der/die dafür offen ist, und Zeit. Wie gesagt, die Phantasie, die im Kopf schon ein großes Gewächs ist, muss in der Realität erst wieder gepflanzt werden und Zeit zum Wachsen haben. Wer da sofort den tollen Baum erwartet, wird enttäuscht werden, aber wer dafür arbeitet, dass der Baum wachsen kann, kann nach einiger Zeit schon was bekommen, was sehr nahe an der Vorstellung ist.
Und ganz ehrlich: das mit einem anderen Menschen erleben zu können, ist wunderschön, und ich kann mir nicht vorstellen, das irgendwas online-virtuelles daran auch nur annähernd herankommt. Online kann man zwar die Phantasie im Kopf füttern, aber die Gefühlswelten, die sich durch die Nähe zu und Intimität mit einer anderen Person ergeben, haben eine ganz andere Dimension. Weshalb reine Online-Beziehungen für mich nicht vorstellbar sind.
Worte gesprochen/geschrieben sind ja ganz nett, aber... *Ich drücke dich ganz doll* gibt mir ehrlich gesagt nicht wirklich die Umarmung die ich mir grade wirklich wünsche.
dass muss ja doch niemand mitbekommen, das ist peinlich 
