10 Prinzipien zur Gestaltung einer erfüllenden CGL-Beziehung

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Swan
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10 Prinzipien zur Gestaltung einer erfüllenden CGL-Beziehung

von Swan » 11.03.2022

CGL ist eine komplementäre Beziehungsdynamik, in der sich das Wesen und die Persönlichkeit des Caregivers und des Littles gegenseitig ergänzen und eine größere Einheit bilden. Aus diesem Grund empfinden die Partner ein einzigartiges und intensives Gefühl der Verbundenheit miteinander - sie spüren, dass sie zusammengehören, dass sie der fehlende Teil des anderen sind. Zusammen erzeugen Caregiver und Little ein Gefühl der gemeinsamen Identität, des Angekommenseins, des Gesehenwerdens bis hin zu einem Gefühl in Verbindung mit dem Partner genau richtig und in einem safe place, in einem Zuhause zu sein, in dem alles zusammenpasst.

Die gute Nachricht: Die CGL-Dynamik ist unabhängig vom Verliebtsein. Sie ist also nichts, was nur zu Beginn einer Beziehung entsteht oder nur für eine bestimmte Zeit da sein kann. Durch das wachsende Vertrauen der Partner im Umgang miteinander, durch gemeinsames Erleben und voneinander Lernen werden die Gefühle mit der Zeit gleichsam tiefer und leichter zu handhaben. Ihre Intensität ist dann immer weniger erschreckend und wird immer mehr zu einer nie versiegenden Quelle von Energie, Freude und Liebe. Die CGL-Dynamik bringt damit ideale Voraussetzungen für eine langfristig erfüllende Partnerschaft und ein glückliches Zusammenleben.

Die nicht so gute Nachricht: Die CGL-Dynamik ist nicht automatisch in einer positiven, sondern sie kann auch in eine negative Spirale abgleiten und sich in diese Richtung verstärken (wie bei allen anderen Beziehungsformen auch). Die Partner fühlen sich nicht richtig gesehen, unverstanden, Erwartungen werden enttäuscht, Gefühle von Zwang, nicht genug und anders sein zu müssen, entstehen. Daraus ergeben sich, gerade beim Little, schnell Ängste und Unsicherheit, die dann weiter und tiefer in die immer schmerzhaftere Negativspirale führen können.

Die bewusste Gestaltung der CGL-Beziehung ist daher immens wichtig, um die positive Dynamik zu halten, negative Muster zu durchbrechen und im Laufe der Beziehung und der gemeinsamen Entwicklungen auch ganz zu vermeiden. Der Caregiver ist für diese Gestaltung in der Verantwortung, und das gilt auch und insbesondere für die Art und Weise der Gestaltung. Der Caregiver ist kein Master, er führt die Beziehung nicht rein direktiv, nicht per hierarchischer Anordnung. Er führt sie, indem er sein Little immer(!) mitnimmt, dessen Gefühle, Gedanken und Meinungen liebevoll einholt, einordnet, versteht, mit seinen eigenen verbindet und anhand dieser gemeinsamen Wirklichkeit Entscheidungen trifft, durch die sowohl die Beziehung als auch Little und Caregiver in positiver Dynamik miteinander verbunden sind. Das Little unterstützt ihn aktiv(!) in diesem Prozess, in dem Wissen, dass die Beziehung und beide Partner von der richtigen Gestaltung und den richtigen Entscheidungen des Caregivers abhängen.

Die folgenden zehn Prinzipien helfen, eine gesunde CGL-Beziehung zu gestalten und die wundervolle Dynamik zwischen Caregiver und Little in der positiven Spirale zu halten:

1. Committed sein


Wichtigstes Fundament ist die einvernehmliche Bereitschaft von Caregiver und Little zu dieser besonderen Form der Beziehung. Es geht darum, dass beide Partner für sich und ihr Leben entscheiden, sich mit all den Challenges einer CGL-Beziehung aufeinander einzulassen. Halb drin und halb draußen zu sein, heute die Beziehung zu wollen und das Morgen offen zu lassen, untergräbt das notwendige Vertrauen und die Verlässlichkeit der beiden Partner in- und zueinander. Es verhindert ein volles Involvement und die gemeinsame Identität. Das Commitment muss unbedingt frei und durch beide Partner individuell erfolgen. Es sollte vor dem Start der CGL-Beziehung gegeben und regelmäßig reflektiert und erneuert werden.

2. Abhängigkeit schenken

Mit der Entscheidung zu einer CGL-Beziehung gehen die Partner eine starke gegenseitige Abhängigkeit zum jeweils anderen und zur gemeinsamen Dyade ein. In vielen Fällen ruft das Bewusstsein über diese Abhängigkeit Ängste hervor, weil der Partner dadurch ein immens großes Gewicht für das eigene Leben erhält. Gegenbewegungen aus der CGL-Dynamik heraus, um sich wieder unabhängiger zu fühlen, sind häufig die Folge und können leicht in die negative Spirale führen. Deshalb ist es wichtig, dass beide Partner (fälschlicherweise wird häufig nur die Abhängikeit des Little gesehen) die selbstgewählte Abhängigkeit als Geschenk ansehen, von dem sie überzeugt sind, dass der Partner damit liebevoll umgeht und es mit größtem Respekt behandelt. Abhängigkeit kann viele Dimensionen umfassen (emotional, körperlich, sexuell, sozial, finanziell...) und darf nicht erwartet, sondern kann nur gegeben werden. Freiheit ist immer nur die Wahl von Abhängigkeiten, und insbesondere das Little braucht hier einen sicheren Raum und häufig viel Zeit, um dem Caregiver ihre Abhängigkeit schenken zu können.

3. Sich öffnen wollen


Tiefe Nähe und wahre Verbundenheit zwischen Caregiver und Little können nur entstehen, wenn beide sich dem anderen gegenüber als die Menschen öffnen, die sie wirklich sind - mit allen Gefühlen, Gedanken und Merkmalen der Persönlichkeit (vor allem auch mit den schwierigen). Wenn der Partner den anderen so sieht, nimmt und liebt, wie dieser wirklich ist, erzeugt das ein großes Befreiungs- und Freiheitsgefühl und stärkt zudem den individuellen Selbstwert sowie das Selbstbewusstsein. Dafür muss bei beiden Partnern der Wille gegeben sein, sich offen dem anderen zu zeigen, sich nicht vor ihm, sich selbst oder dem Leben zu verstecken, das innere Kind rauszulassen und nicht zu verschließen. Gerade für Littles ist dieser Schritt oft scary, so dass das Öffnen zwar gewollt sein muss, aber unbedingt als Entwicklung angesehen werden sollte, die man gemeinsam, behutsan und ohne Zwang angeht. Immer versuchen, offen miteinander sein, auch und gerade wenn es schwer fällt, ist dabei ein guter Wegweiser.

4. Zukunft aufbauen

Das Leben ist nicht nur CGL-Beziehung, aber letztere ist eine wunderbare Voraussetzung, um ersteres zu gestalten. Caregiver und Little ergänzen sich nicht nur zu einem wirkungsvollen Team mit sehr hoher Identifikation, Loyalität und Verbundenheit. Gerade durch das gegenseitige Öffnen lernen die Individuen in vielen Fällen überhaupt erst kennen, was sie im Leben wirklich wollen und was ihre tatsächlichen Bedürfnisse sind. Dabei können die intensiven Gefühle der Dynamik auch verunsichern, wenn nicht klar ist, welchen Platz im Leben sie haben und wie sie in die sonstigen Lebensbereiche einzuordnen sind. Deshalb ist es für eine erfüllende und langfristig gesunde Beziehung entscheidend, gemeinsam Pläne für das zukünftige Leben zu entwerfen und umzusetzen (privat, familiär, beruflich, sozial, kulturell...). Eine Zukunft und ein Leben gemeinsam aufzubauen, hilft der CGL-Beziehung ihren Platz zu finden und perspektivische Sicherheit auszustrahlen.

5. Freundschaftsebene pflegen


DIe bewusste Gestaltung der CGL-Beziehung benötigt eine Meta-Ebene jenseits der intensiven Gefühlswelten der Dynamik. Allein das gemeinsame Draufschauen auf die Beziehung und ihre Muster, auf positive und negative Trigger und Dynamiken, auf das individuelle Befinden der beiden Partner velangt nach einem gemeinsamen Raum für offene und neutrale Reflexion. Deshalb ist der Aufbau und die Pflege einer zusätzlichen Freundschaftsebene zwischen den Partnern super wichtig. Auf dieser Ebene interagieren nicht Caregiver und Little miteinander (da das aufrgrund der Persönlichkeitsstrukturen natürlich nie ganz und vollkommen so sein kann, ist das ein regulatives Prinzip), sondern die beiden Individuen, die sich für diese Art der Beziehung miteinander entschieden haben. Auf dieser Ebene wird gemeinsam und neutral über die Situation und Entwicklungen der Beziehung und der Partner gesprochen, und es werden Entscheidungen darüber getroffen, wie die beiden Partner damit umgehen wollen. Die Freundschaftsebene ist auch bei Streit und starken Spannungen, also in der Negativspirale, ein sicheres Auffangbecken und bietet einen sanften Boden, um sich gemeinsam neu zu setteln und auszurichten.

6. Liebe und Respekt lernen


Beide Partner brauchen beides, aber in umgekehrter Priorität. Die Little braucht bedingungslose Liebe und möchte respektiert werden, der Caregiver braucht bedingungslosen Respekt und möchte geliebt werden. Es gibt sehr unterschiedliche Sprachen und Mittel, um Liebe und Respekt zu zeigen und wahrzunehmen. Für das eine Little ist sexuelle Begierde ein Zeichen von Liebe, für ein anderes sind es die richtigen Worte, kleine Gesten und Aufmerksamkeiten oder das Auffangen in schwierigen emotionalen Situationen. Für den einen Caregiver ist es respektvoll, wenn Entscheidungen und Ratschläge befolgt werden, ein anderer braucht klare Erkennungszeichen, sexuelle Hingabe oder verbal geäußerte Wertschätzung. Die jeweiligen Sprachen von Liebe und Respekt der Partner herauszufinden und zu erkunden, ist nicht nur spannend, sondern auch Voraussetzung, um Emotionen und Verhalten des anderen zu verstehen und positiv triggern zu können.

7. Zwang vermeiden

In einer CGL-Beziehung funktioniert die Machtverschiebung auf sehr spezifische Weise, da sie entscheidend vom Little ausgeht: Das Little lässt sich führen, weil sie sich wohl fühlt, weil sie zu ihrem Caregiver aufschaut, weil sie spürt, dass sein Blick auf sie gerichtet und sein Verhalten ihr gegenüber in höchstem Maße liebe- und respektvoll ist, und eben nicht durch Egoismus motiviert. Die Dominanz der Rolle des Caregivers ist also nicht einfach per definitionem da, nicht einfach gottgegeben oder weil man - wie bei narzistischen CGs und Daddys durchaus zu beobachten - sich einfach selbst so geil findet. Sie ergibt sich vielmehr aus dem Vertrauen, das der Caregiver durch sein eigenes Fühlen, Denken und Handeln in der Lage ist aufzubauen sowie immer wieder zu bestätigen und zu bestärken. Das muss man können und wollen, und ein CG muss damit leben, dass ihm dies auch nicht immer so gelingt, wie er es sich wünscht. Jegliche Form von Zwang hingegen, unterläuft diese freiwillige Form der Hingabe des Littles und wirkt sich negativ auf die CGL-Dynamik aus. Ein Caregiver sucht den Weg zu Dominanz und Führung immer in seinen eigenen Impulsen und nicht in dem Verhalten und den Reaktionen seines Little.

8. Eigenständigkeit der Little fördern

Das Little erlebt die intensiven Abhängigkeiten in einer CGL-Beziehung häufig als große persönliche Herausforderung, sie machen Angst (z. B. sich zu öffnen und verletzt zu werden oder zu merken, dass der Partner diesen oder jenen Teil an der eigenen Person doch nicht liebt), vor allem wenn das Vertrauen in den Partner und die emotionale Nähe nicht hinreichend gegeben sind. Häufig kommen noch finanzielle Abhängigkeiten hinzu, so dass die Beziehung Teil der Existenz- und Zukunftssicherung ist. Diese Ängste können schnell zu einem emotionalen Rückzug des Little führen und damit eine negative Spirale auslösen. Es ist daher eine der wesentlichen Aufgaben des Caregivers das Little darin zu unterstützen, die Eigenständigkeit zu fördern, sich sukzessiv selbst etwas im Leben aufzubauen, eine eigene Absicherung zu schaffen, um sich auch im Laufe der CGL-Beziehung weiterhin tatsächlich frei dafür oder dagegen entscheiden zu können - und dafür ist es notwendig, im Zweifel auch unabhängig leben und fest auf eigenen Beinen stehen zu können.

9. Bedürfnisse balancieren


Anders als Wünsche sind Bedürfnisse innerhalb einer Beziehung (und sowieso im Leben) nicht verhandelbar. Es sind die individuellen Dinge, die ein Mensch wirklich braucht, die nicht substituierbar sind, deren Verzicht schmerzhaft und vor allem längerfristig nicht tragbar ist. Nicht erfüllte Bedürfnisse sind eine wesentliche Triebfeder für toxische Beziehungsmuser sowie ein unglückliches, ungesundes, frustriertes und unerfülltes Leben. Der Caregiver ist für das Little, aber auch für die Beziehung und für sich selbst verantwortlich. Die eigentliche Kernaufgabe ist es daher, nicht nur das Little glücklich zu machen, sonden eine gesunde Balance zwischen den Bedürfnissen des Little und den eigenen zu finden. Wenn Bedürfnisse systematisch unerfüllt sind, wirkt das destruktiv auf die Beziehung, und in der Folge wird das Wohlbefinden beider Beziehungspartner leiden - egal auf welcher Seite der Mangel ursprünglich entstand. Nur durch den regelmäßigen Austausch über die eigenen Bedürfnisse (und auch über die verhandel- und substituierbaren Wünsche) wird für Caregiver und Little klar, wo diese wirklich liegen, und welche Gestaltungsmöglichkeiten es gibt, um sie zu bedienen und in eine Balance zu bringen.

10. Freude am eigenen Weg empfinden

Die CGL-Beziehung ist von ihrer Natur, ihrer Intensität und von ihren Herausforderungen her sehr speziell. Für die Beteiligten bietet sie enormes Potential, sich selbst zu finden, sich dem Partner und dem Leben gegenüber zu öffnen, sich und den anderen lieben zu lernen. Für Caregiver und Little kann sie daher Kern und Ausgangspunkt eines glücklichen und erfüllten Lebens werden. Aber die CGL-Beziehung ist nicht einfach gegeben oder von Anfang an passend - sie braucht eine lange Zeit der gemeinsamen und auch individuellen Entwicklung. Zudem wird die Beziehungsform häufig (je nach sozialem Umfeld) als spleenig angesehen, die Partner müssen sich rechtfertigen (ähnlich wie Queers) und haben zudem noch mit ihren ganz eigenen und emotional stark aufgeladenen Challenges zu tun, die sonst kaum einer verstehen kann. Auf all das muss man Lust haben, und es geht nur, wenn beide Freude daran empfinden, einen besonderen Weg zu Zweit zu gehen, sich gemeinsam als Paar und als Einzelperson zu entwickeln. Bereitschaft, Freude und die entstehende Leichtigkeit helfen dann im Umgang mit sensiblen und emotionalen Themen, und sie geben der wachsenden Beziehung viel Luft zum Atmen und Raum sich zu entfalten.
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baerschenChichibiRegenhut

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