Wie sieht euer CG/L-Beziehungs-Alltag aus?

[Lillisanne]

Hallo alle,

Ich habe mich ganz frisch hier angemeldet, mit vìelen Fragen im Kopf und momentan auch viel Kummer und Sehnsucht im Herzen. Das hat damit zu tun, dass das Thema CG/L zwischen mir und meinem Partner ziemlich kompliziert und belastet ist. Ich habe eine Vorstellung davon was ich will und schaue jetzt, was ich mit dieser Vorstellung anfange. Was realistisch ist, wovon ich mich vielleicht verabschieden muss usw.
Mich würde interessieren wie ihr eure Beziehungen lebt. 24/7? Beschränkt auf einzelne Szenen? Eingeflochten in den Alltag?
Und an die, die Kinder haben: wie funktioniert das?

Viele Grüße, Elie

[Pippi]

Hallo Elie,
Ich hoffe, ich kann dir irgendwie helfen.
Auch ich habe sehr lange eine innere Sehnsucht und Unruhe verspürt, die ich gar nicht so richtig zuordnen konnte und bei der ich mich immer gefragt habe, was eigentlich nicht stimmt. Mit meinem jetzigen Freund habe ich sehr früh über DS und DDLG gesprochen und konnte schon da für mich sagen, dass ich die Themen gerne in meinen Alltag eingeflochten haben möchte. Wir haben es aber leicht, weil wir recht ähnliche Vorstellungen haben. An ein paar Stellen haben wir natürlich auch Unterschiede, aber das konnten wir ganz gut in den Gesamtkontext einbauen - der für uns wichtiger ist, als eine konkrete Vorstellung.

Gemeinsam haben wir eine Dynamik begonnen, die mir genau diese Erfüllung gibt, die ich immer gesucht und nie gefunden habe. Das ging aber nur, weil wir sehr viel miteinander geredet haben und weil wir uns Zeit nehmen. Wir sind nach 2 Jahren immernoch am Anfang.

Ich glaube, dass nur gemeinsame Gespräche euch helfen können. Denn nur so kann es eine Veränderung geben. Vielleicht ein Brief, in dem du deinem Partner beschreibst, welche Vorstellungen du hast und dann könnt ihr sehen, wo es Überschneidungen gibt und welche Wünsche für euch nicht realistisch sind.

Auf Wiedersehen, Pippilotta

[eedoo]

Ich bin mir nicht sicher, ob unsere Beziehung als CG/L gilt, da wir keine fixen Rollen haben, gerne mal switchen und keiner von uns sein Erwachsenenleben für ein Little-Dasein aufgegeben hat.

Insofern sind wir, was Ageplay in der Beziehung betrifft, sehr sehr pragmatisch: gewisse Dinge sind Teil des täglichen Alltags, manche kommen bei Bedarf dazu, aber nie so, dass es sich nach Rollenspiel oder Szene anfühlen würde. Wir sind aber auch schon sehr lange zusammen und haben sehr viel über unsere Bedürfnisse kommuniziert, insofern sind wir inzwischen recht gut dabei, zu erkennen, was in der Situation gerade passt.

Wir halten beide nichts davon, beim Ageplay "so zu tun als ob". Nicht "ich tue so als ob ich Windeln bräuchte", sondern "ich trage Windeln, weil sich das gut anfühlt und mit Sicherheit gibt". Nicht "ich tue so als ob ich klein wäre", sondern "ich äußere eine Gefühlswelt so, wie sie sich für mich anfühlt". Wenn man diese und ähnliche Einverständnisse gemeinsam etabliert, kann Ageplay ganz natürlich und ungezwungen Teil des Alltags werden.

Ich stimme Pippi zu, dass Kommunikation das um und auf ist, um einen Weg zu finden, die Bedürfnisse auszuleben, sei es im täglichen Alltag oder in einzelnen Spielzeiten. Magst du uns sagen, warum es bei dir und deinem Partner "kompliziert und belastet" ist? Könnt ihr nicht darüber sprechen?

Meine Erfahrung ist, dass in einer funktionierenden Beziehung sehr viel mehr realistisch ist als man üblicherweise befürchtet, man muss oft nur den Mut fassen, es offen anzusprechen, es vorsichtig auszuprobieren, und bei Nichtgefallen es zu verändern oder bleiben zu lassen.

[Lillisanne]

Danke für eure Antworten.

Bei uns ist es so, dass die Beziehung im Alltag als erstes hinten runter fällt, wenn es stressig wird. Und stressig ist es oft. Wir kämpfen da heftig gegen an, vereinbaren Dates, reden mit einander, versuchen uns Zeit zu nehmen. Aber irgendwas ist ja immer, vor allem wenn Kinder da sind.
Er ist kein "natürlicher" CG. Für ihn ist das eher wie ein Spiel, oft mit sexueller Komponente (Was manchmal auch echt okay ist). Aber er ist kein Daddy im Sinne von "das ist ein Teil von ihm", oder "es ist ihm ein Bedürfnis". Ich *bin* aber klein, und auch submissiv. Ich brauche viel Nähe, Zuwendung, ich sehne mich danach dass sich jemand um mich kümmert. Nicht so, dass er sein ganzes Leben auf mich ausrichtet oder die riesen Verantwortung für mich übernimmt. Ich stehe wirklich mit beiden Beinen fest im Leben. Aber ich will so gern auch mal loslassen können und jemand kümmert sich um mich. Ich kann meine Bedürfnisse nicht abschalten, er kann sich nicht verbiegen.

Ui, das ist jetzt länger und persönlicher geworden als geplant. Ich schicke es trotzdem mal ab.

[eedoo]

Hallo, danke für deine Offenheit.

Nur eine kurze Verständnisfrage: darf ich "wir vereinbaren Dates" so verstehen, dass ihr nicht zusammen lebt? Oder meinst du damit Auszeiten vom normalen Beziehungsleben?

[Lillisanne]

Ich meine Auszeiten vom Alltag. Also bewusst Zeit nehmen für einander als Paar, wenn die Kids Abends im Bett sind und Ruhe herrscht. Wir leben zusammen.

[Lillisanne]

Und wie ist das mit dem Sich-Kümmern bei Sachen außerhalb des Ageplay? Z.B. wenn du krank bist? Oder wenn du bei anderen Dingen Hilfe brauchst? Wie sehr kannst du dich da auf ihn verlassen?

Ich würde "caregiver" als generellen Begriff, unabhängig von Ageplay verstehen. Jeder von uns ist immer wieder gefordert, sich um jemand anderen zu kümmern, und wir tun das wie selbstverständlich aus Zuneigung zu der betreffenden Person.

Es kann sein, dass bestimmte Formen des Sich-Kümmerns (wie z.B. Ageplay) einem anfänglich fremd sind, aber wenn die Zuneigung da ist und man nicht selbst gerade zu erschöpft dafür ist, lässt sich das Kümmern relativ leicht adaptieren und erweitern.

Schwierig natürlich, wenn man selbst den Kopf zu voll mit Stress und Problemen hat. Um sich um andere kümmern zu können, muss man erst mit sich selbst im Reinen sein und den Kopf frei haben.