Hallo,
ich bin mir nicht sicher, ob diese Frage an diesem Ort richtig ist und ich bin mir auch nicht sicher, ob ich mein Gefühlschaos richtig beschrieben bekomme. Viel hängt auch von meiner jeweiligen Konstitution ab. Mal gibt es das Thema gar nicht, mal belastend sehr stark.
Ich habe bereits in meiner Jugend begonnen BDSM zu leben und Mitte meiner 20er ist ABDL dazu gekommen. Beides habe ich nicht 24/7 gelebt und in beiden Fällen gab es kein D/s, kein Erziehungsanteil. Es ging um Spiel, Spaß und Fallen lassen, Sexualität und offene Arme. Damit bin ich mit mir immer im Reinen gewesen, hatte grundsätzlich keinen großen Gesprächsbedarf außerhalb der Beziehung und habe vor allem nicht an mir und diesem kleinen Teil meiner selbst gezweifelt.
Seit ein paar Jahren habe ich nun einen neuen Partner und in dieser Beziehung leben wir aktiv DDlg, mit einem Schwerpunkt auf D/s. Wir haben uns auf einer der bekannten Plattformen kennen gelernt, haben uns viel Zeit genommen uns gegenseitig zu erleben und kennen uns als Paar aber nur innerhalb der Dynamik. Auch hier gibt es neben D/s natürlich spielerische Anteile, Entspannung Littlespace, Sexualität, ganz normalen Alltag… Aber eben auch 24/7 Machtgefälle, Regeln, Erziehung. Mal mehr mal weniger. Je nach Zeit, Bedürfnissen und was sonst im Leben so los ist. Aber die Regeln gelten immer und es wird auch immer – egal, ob mein Daddy Lust hat, ob ich Lust habe – auf die Einhaltung geachtet und ggf. sanktioniert. Dieses Leben entspricht meinen Wünschen und Vorstellungen von Gemeinsamkeit mit diesem Mann. Der Unterschied zwischen BDSM, ABDL und DDlg ist für mich, dass tatsächlich zum Teil massiv korrigierend Einfluss auf mein ganz reales Leben genommen wird und dass der Zeitraum nicht mehr auf ein paar Stunden begrenzt ist. Und da beginnt meine Zerrissenheit.
Auf der einen Seite macht mich das, was man schon als klischeehaft DDlg beschreiben kann, sehr zufrieden und ausgeglichen, lässt mich geliebt und angekommen fühlen. Auf der anderen Seite widerspricht es allem, wie ich mir Gesellschaft und wie ich mir Umgang mit Menschen vorstelle. Mein Selbstverständnis von Gleichheit und Augenhöhe wird hier von mir selbst untergraben. Insbesondere, weil die Eingriffe in mein alltägliches Leben durchaus zum Teil recht weitreichend sind.
Dieses gefühlte Verraten meiner eigenen Ideale belastet mich. Ich lebe, was ich falsch finde. Klar, ich weiß im Kopf, das ist freiwillig und gewollt und das ist der entscheidende Unterschied zu Unterdrückung und Gewalt. Trotzdem, ich verzweifele emotional da manchmal an mir selbst, uns und unserer Beziehungsform.
Ich empfinde es als sehr schade, etwas so wertvolles und schönes wie diese bunte Beziehung mit einem Graustich leben zu müssen. Meinen Partner zu zwingen den Graustich zu ertragen und uns beide so sehr zu belasten.
Geht es jemand anderem auch so? Habt ihr Tipps? Kann mir wer einen Farbvertiefer reichen?
Vielen Dank für's Lesen. Vielleicht hat ja doch der ein oder andere einen wertvollen Impuls.
Have a break
kidcat