Allerdings kann ich Daddystricte schon gut verstehen, dass er gerne irgendwann auch mal einen "Beweis" haben möchte, dass er wirklich mit einer weiblichen Little in Kontakt ist.
Total! Ich schrieb ja auch selbst, dass es ich nach einiger Zeit ohne jegliche Fotos auch skeptisch werden würde. Ein Daddy hat natürlich genauso das „Recht“, irgendwann misstrauisch zu werden.
Es ist ein nur eben riesiger Unterschied, ob man gleich mit pauschalem Misstrauen in ein Kennenlernen geht oder ob sich ein Misstrauen erst mit der Zeit aufbaut. Es ist auch ein Unterschied, ob man Fotos gleich am ersten Tag des Kennenlernens fordert oder ob schon Wochen vergangen sind.
Wie es bei Daddystricte war, wissen wir nicht. Genauso wenig wissen wird, wer zuerst einen „Beweis“ wollte oder welche Fotos vielleicht ansonsten schon ausgetauscht wurden. Und wir wissen nicht, woher das Misstrauen auf beiden Seiten kommt. Es gibt so viele Gründe, wieso es so gelaufen sein könnte.
Was mir hier ehrlich gesagt aber aufstößt, ist das Wort „beweisen“. Wieso muss man sich denn überhaupt beweisen? Da schwingt doch schon eine pauschale Unterstellung mit.
Hätte mir mal jemand gesagt, ich solle irgendwas
beweisen, z.B. dass ich tatsächlich weiblich bin, hätte sich ein weiteres Kennenlernen für mich erledigt. Ich muss niemandem etwas
beweisen. Mir wäre das ehrlich gesagt zu blöd.
Wenn ich kein Foto schicken möchte, würde ich gerne nach dem Grund gefragt und nicht gleich als Fake verdächtigt werden. Denn was will ich mit einem Daddy, der nicht auf mich eingeht?
Ich möchte nicht das Gefühl haben, dass man mir pauschal misstraut. Ich möchte nicht, dass seine Ängste und Zweifel, mit denen ich nichts zu tun habe, im Fokus stehen. Sondern bei einem Kennenlernen möchte ich, dass es ihm um mich geht. Als Mensch. Ohne Druck, dafür mit viel Neugierde.
Wieso kann man nicht nach einem Gesichtsfoto fragen, weil man wissen möchte, wen man virtuell vor sich hat? Wieso geht es mehr darum, zu beweisen, dass man nicht doch lügt? Was sind das denn bitte für Prioritäten? Und was bedeutet überhaupt „wirklich weiblich“? Muss ich dann auch noch beweisen, dass ich nicht trans bin oder ist sind trans Frauen auch „wirklich weiblich“? Und ist es okay, wenn ich keine Model-Maße habe oder wann wäre es weiblich genug? Keine Ahnung wieso, aber alleine die Formulierung würde in mir ganz viele Zweifel auslösen, eh nicht genug zu sein.
Eine Sprachnachricht kriegt übrigens fast niemand von mir. Ich habe eine Sozialphobie. Telefonieren macht mir Angst. Sprachnachrichten finde ich noch schlimmer, weil mir die Reaktion des anderen fehlt. Wenn sich jemand wegen meiner psychischen Probleme nicht auf mich einlassen will, ist das total okay. Dann passt es eben einfach nicht. Aber wer mich deshalb als Fake abstempelt, der ist null bereit, sich auf mich einzulassen. Um den ist es dann auch nicht schade.
Wenn man schon schlechte Erfahrungen mit Fakes gemacht hat, kann man das doch auch offen ansprechen. Auch ein Little sollte sich auf sein Gegenüber einlassen können. Und auch ein Daddy sollte sich nicht beweisen müssen! Also das beruht für mich alles auf Gegenseitigkeit.