Kontrolle

[Himmelsblaukalibrierer]

Hallo Kuddelmuddel!

Ich habe mich letztens mit einer Freundin unterhalten und wir haben beide festgestellt dass wir auf Kontrolle in Kink-Beziehungen stehen. Wenn auch aus unterschiedlicher Perspektive

Ich meine sowas wie Kontrollieren ob die Zähne geputzt wurden. Oder dass das Little fragen muss, wenn es Süßigkeiten essen darf. Dass es nicht selbst entscheiden darf, was es anzieht. Oder wenn man es etwas weiterdenkt natürlich auch die Kontrolle ob die Windel nass ist wenn man auf Windeln steht oder dass verbot, ohne Erlaubnis an sich herumzuspielen.

Mögt ihr das auch? Und was sind eure Phantasien und Kontrollwünsche? Welche Seite daran mögt ihr?

[Pimpernuckel]

Ja, klar, auf jeden Fall. Für mich als SM-affine Triene ist Kontrolle sowieso ein starker Reiz. Zum einen fördert es bestimmte Formen der Interaktion, zum anderen ist es eben eine weitere Einschränkung des eigenen Willens und der Unabhängigkeit. Das kann bei mir in beide Richtungen sehr extrem werden, auch außerhalb des ABDL-Spiels. Ich hab ja auch genug andere Fetische...

Pimpernuckel

[Stefan_PJ]

Hallo,

da kann ich nur zustimmen, Kontrolle gehört für mich unbedingt zu Ageplay dazu. Kinder können vieles noch nicht selber entscheiden deswegen müssen sie kontrolliert und beaufsichtigt werden. Darin liegt ja auch ein bisschen der Reiz das andre über mich entscheide z. B.: was ich anziehe, wann ich ins Bett muss und ob ich mir auch die Zähne geputzt habe.

mfg
Stefan

[baerschen]

Huhu,

interessante Frage, über die ich mir in letzter Zeit einiges an Gedanken gemacht habe, allerdings ohne richtiges Ergebnis. Habe ja auch schon in anderen Threads ein bisschen darüber geschrieben.

"Direkte" Kontrolle mag ich auch in meiner Kinderrolle nicht unbedingt. Hätte ich eine Erziehungsperson, die mich zum Essen rufen oder ins Bett stecken würde, dann wäre das für mich als Little genauso nervig, wie es für mich als Real-Achtjähriger war. Insofern kann so etwas Teil des Kleinseins sein, aber keiner, der mir ein besonders gutes Gefühl gibt. Ich fühle mich als Erwachsener schon kontrolliert - mehr als genug - und ich glaube, gerade davon möchte ich mich als Kind eher befreien als noch mehr davon haben.

Allerdings gibt es einen Unterschied: Wer als Erwachsener die gesellschaftlichen Regeln nicht befolgt / befolgen kann, kann sozial ins Bodenlose absinken. Als Kind gibt es (in einer funktionierenden Familie) maximal eine Standpauke, aber man bleibt von den Eltern geliebt. Gerade das scheint mir vielleicht der zentrale Punkt zu sein?

Mein Ding ist es aber, wie gesagt, nicht unbedingt, von jemand "Großem" kontrolliert und betüdelt zu werden. Andererseits... ich habe es auch noch nie erlebt, deshalb bin ich mir nicht 100% sicher.

Lg Micha

[linus]

Ein sehr schönes Thema, danke fürs Starten des Threads. Kontrolle ist für mich sehr, sehr wichtig in meinen Ageplay-Phantasien und auch beim Ausleben. Ich finde das ziemlich schwer in Worte zu fassen, was das für mich bedeutet. Vielleicht geht es am einfachsten, wenn ich eine Erfahrung aus der Vergangenheit erzähle, den ich damit verbinde.

Ich habe mal mit einer guten Freundin online gespielt. Es gab verschiedene Regeln z.b. zum Windeltragen und zur Bettzeit. Damit das kontrollierbar ist, hatte ich verschiedene IP Cams in Wohn- und Schlafzimmer hängen, auf die sie zugreifen konnte und mich sehen konnte, wenn ich zuhause war. Es ist klar, dass das natürlich nur geht wenn das entsprechende Vertrauensverhältnis gegeben ist. Für mich war dieses Gefühl, dass ich jederzeit beobachtbar und kontrollierbar bin, schon alleine sehr reizvoll.

Beim Zubettgehen hatte ich alle elektronischen Geräte wie Handy und Tablet so abzulegen, dass sie von der Kamera aus zu sehen waren. Der Reiz war dann natürlich gross, sich das Handy doch noch mal zu schnappen, obwohl man eigentlich schon im Bett sein und schlafen sollte. Damit man das Licht des Bildschirms nicht sieht habe ich die Bettdecke über mich gezogen und gehofft, dass es nicht auffällt, dass das Handy nicht an der gewünschten Stelle liegt. Da habe ich mich wirklich wie ein Kind gefühlt; zurückversetzt in die Zeiten in denen man mit Taschenlampe heimlich unter der Bettdecke noch gelesen hat, obwohl man morgens früh in die Schule musste.
Neben diesen Kontrollszenarien mag ich auch die liebevollen Szenarien im Ageplay gerne. Ich mag es auch sehr, wenn mir eine Geschichte vorgelesen wird oder ich ein Fläschen bekomme. Diese intensive Regression, wie ich sie beschrieben habe, erlebe ich aber nur mit Regeln und Kontrolle.

Viele Grüße
Linus

[Himmelsblaukalibrierer]

Aber lebt ihr das in eurem Alltag oder im Spiel mit eurem Partner aus?

[Löwenjunge]

Kontrolle wäre mich schon wichtig, aber eben nicht in Form von Regeln die um ihrer selbst willen eingehalten werden müssen. Mir geht es mehr darum, was für einen dreijährigen Jungen gut ist - das müssen an sich nicht mal richtige Regeln sein.

Solange es mein großes ich nicht zu sehr einschränkt dürfte dass auch per Internet in meinen Alltag integriert werden.

[shippo]

Aber lebt ihr das in eurem Alltag oder im Spiel mit eurem Partner aus?

Gerade nicht, im Prinzip zu einem gewissen Maße aber gerne

Was ich daran auch irgendwie toll finde ist das Maß an Teilhabe^^
In einer "erwachsenen Beziehung" (Juli Zeh) spielen die Notwendigkeiten des Alltags keine Rolle. Aber wenn man die Windel seines Partners kontrolliert und ob die Zähne geputzt sind... das ist irgendwie... echte Zusammengehörigkeit und Symbiose

Klingt vielleicht ein bisschen off^^
Aber sind wir nicht alle etwas komisch?^^

[eedoo]

Aber wenn man die Windel seines Partners kontrolliert und ob die Zähne geputzt sind... das ist irgendwie... echte Zusammengehörigkeit und Symbiose

Klingt vielleicht ein bisschen off^^

Nö, überhaupt nicht. Kann ich total nachvollziehen.

[nordstern]

Für mich ist Kontrolle in einer Beziehung eine sehr zentrale Sache. Lange bevor ich mich mit Ageplay auseinandergesetzt habe wusste ich schon, dass ich submissiv bin. Wenn ein geliebter Mensch Kontrolle über mich ausübt stellt das für mich eine zusätzliche Ebene von Nähe her. Kontrolle und Regeln gehen dabei für mich Hand in Hand. Gerade wenn ich Regeln befolge habe ich das Gefühl, dass meine geliebte Person (Herr/in, Caregiver... Wie auch immer man das nennen mag) mir dabei über die Schulter schaut obwohl sie gar nicht da ist. Kontrolle gib mir außerdem ein Gefühl von Sicherheit und geliebt werden. Es fühlt sich emotional in etwa so an wie eine feste Umarmung. Als Single war es für mich lange Zeit sehr schwer ohne diese Kontrolle und die Regeln zu funktionieren und glücklich zu sein. In den letzten Jahren habe ich aber immer besser gelernt, dieses Prinzip auch an mir selber anzuwenden. Hauptsächlich durch Strukturen und Routinen die ich mir erarbeitet habe.

[Pimpernuckel]

Gerade wenn ich Regeln befolge habe ich das Gefühl, dass meine geliebte Person (Herr/in, Caregiver... Wie auch immer man das nennen mag) mir dabei über die Schulter schaut obwohl sie gar nicht da ist.

Da bin ich nicht so idealistisch. Für mich muss dann schon der reale Bezug da sein, dass jemand auch wirklich kontrolliert (oder es zumindest könnte) und auch ein bestimmtes Ziel dahinter steht bzw. man auch bestraft wird, wenn man Regeln nicht einhält.

Pimpernuckel

[Himmelsblaukalibrierer]

Da bin ich nicht so idealistisch. Für mich muss dann schon der reale Bezug da sein, dass jemand auch wirklich kontrolliert (oder es zumindest könnte) und auch ein bestimmtes Ziel dahinter steht bzw. man auch bestraft wird, wenn man Regeln nicht einhält.

Ich glaube, du hast Nordstern nicht so ganz verstanden. Sie meint ja, dass bei ihr sogar "realer Bezug" (um mal deine Worte zu benutzen) da ist, wenn man gerade nicht zusammen ist. Dass man möglicherweise sogar bestraft wird, wenn man Regeln nicht einhält, während man alleine war.

Ich kann mich mit dem was du, Nordstern, gesagt hast gut identifizieren. Das ist auch etwas besonders verbindendes einer solchen Beziehung: dass der oder die Partner/in immer Präsent ist durch diese Dinge, durch Regeln, Absprachen, "Vereinbarungen".

[Pimpernuckel]

Na dann vielleicht eher "reale physische Präsenz". Jedenfalls fällt es mir schwer, einfach nur abstrakte Regeln auf imaginativer Ebene einzuhalten. Ich kann das 'ne Woche lang oder auch zwei und natürlich kann ich auch Dinge, die sich physisch manifestieren wie Keuschhaltsgürtel tragen noch viel länger, aber insgesamt ist bei mir dann irgendwann die Luft raus, wenn es nicht zu "realen" Kontakten kommt. Letzteres kann zwar durchaus auch mal Kontrollen per Webcam bedeuten, aber auf diesem Weg kann man eben auch niemanden spanken oder sonstwie bestrafen. Es muss dann schon mal, und das möglichst regelmäßig, zu Begegnungen kommen und ich finde, je umfangreicher und komplexer die Regeln, um so öfter muss dan nauch deren Umsetzung kontrolliert werden...

Pimpernuckel

[nordstern]

Ich würde mir von niemandem in mein Leben reinreden lassen, der nicht auch physisch in meinem Leben wäre. Mir geht´s da eher um Situationen, in denen ich alleine bin oder mich mit Freunden treffe.
Zum Beispiel, wenn ich gesagt bekommen würde, dass ich darauf achten soll, schön gerade zu sitzen. Wenn ich mich mit ner Freundin auf ein Stück Kuchen verabreden würde und mir würde irgendwann auffallen, dass ich schief auf dem Stuhl sitze, würde ich ich dann denken "Oha! Ich soll doch gerade sitzen. Das hab ich doch so gesagt bekommen" und mich flott ordentlich hinsetzen. In dem Moment handel ich dann also nach einem Wunsch, der an mich gerichtet wurde auch ohne, dass diese Person körperlich vorhanden ist.
Für manche Menschen mag es reichen, so ein Machtgefälle nur virtuell auszuleben. Mein Ding wäre das nicht. Da würde ich ziemlich schnell denken "Scheiß drauf! Ich lümmel extra schief auf dem Stuhl! Kann ja nicht kontrolliert werden." Aber im Rahmen einer Beziehung ist das (zumindest für mich) ne schöne Sache