Nun, dann will ich - wirklich ausnahmsweise - ein wenig zur Historie beitragen und vielleicht mal den Versuch unternehmen mit einigen Missverständnissen aufzuräumen.
Die "Szene" gibt es im Grunde genommen schon sehr lange, selbst alte Geschichten erzählen über Windelfetischisten, die bei damals noch so genannten "Hübschlerinnern" oder "Huren" sich wie ein Baby behandeln ließen.
Einer der Ersten, der den Versuch unternahm, eine Gemeinschaft zu gründen war in Deutschland ein mir nicht mehr namentlich bekannter (weil Name vergessen) Windelfetischist, der eine Zeitschrift herausbrachte, die nur in geringer Auflage erhältlich war und "Das Windelhöschen" hieß.. Es waren sehr liebevoll gestaltete Hefte, damals noch gefertigt mit der so genannten "Matritzentechnik", bei der man eine Druckvorlage beschrieb, auf der Rückseite des Spezialpapiers spiegelverkehrt die Druckvorlage entstand (und damit auch jede Korrektur abbildete), die dann über ein Vervielfältigungsgerät mit Spiritus auf maximal 100 bis höchstens 200 Blätter aufgetragen werden konnte. Darum roch die frische Ausgabe immer nach Alkohol.
Einen der vielen Durchbrüche schaffte sicherlich Frau Lange, die neben dem altbekannten Magazin "Gum" für die Gummiliebhaber sich auf das Risko eines BabyGum einließ und damit auch Erfolg hatte, zumindest so sehr, dass dass Babygum immerhin in der soundsozigsten Ausgabe erschien.
Durch das sich verbreitende Internet erschienen auch erste Seiten von Adultbabies und Windelfetischisten. Es schossen Services aus dem Boden, die mithilfe heutzutage primitivster Homepagebaukästen oder auch einfach nur durch zur Verfügungsstellung von Webspeicherplatz die Möglichkeit eröffneten eine Homepage einzurichten.
Es entstanden viele Webseiten, viele verschwanden auch schnell wieder, auch bedingt durch die Servicedienstleister, die solchen "Schmuddelkram" nicht auf ihren Servern wollten.
Zusätzlich war es auch die Wende, die Wiedervereinigung Deutschlands, die viel dazu beitrug, dass die "Szene" in der Öffentlichkeit bekannt wurde. Besonders Windelfetischisten aus dem Osten spürten die neue Freiheit und die Medien gingen nur allzu gern darauf ein.
So war es die Sendung "Liebe Sünde" mit Matthias Frings, damals beim neuen offenen Sender VOX ausgestrahlt, die zum ersten mal im deutschen Fernsehen etwas über Erwachsenenbabys brachte. Auch heute, zurückblickend, war das nicht besonders positiv, denn einer der dort vorgestellten Protagonisten präsentierte sich im Babyoutfit nicht gerade babyhaft.
Auch bei "Schreinemakers Live" endete das Thema mehr oder weniger fast schon in einer Vorführung der damaligen eingeladenen Gäste, zB. Alexa, einer bekannten Domina aus Hamburg (glaube ich) und Nikolai, einem Adultbaby aus Dänemark, den man vollkommen verquer in ein viel zu kleines Laufgitter gesetzt hatte und damit das dadurch entstandene Bild nicht mit seiner sehr guten Darstellung und seinem offensichtlich vorhandenen Intellekt wett machen konnte.
Es fällt nun einmal schwer, sich gegenüber den Machern des Fernsehens zu behaupten und knallharte Forderungen zu stellen, erst recht wenn man gute Absichten mit seinem Auftritt verfolgen will.
Durch diesen Boom, man kann es so nennen, wurde auch die Firma Kunzmann auf die Babyszene aufmerksam und brachte den deutschlandweit ersten Katalog für Adultbabys raus, leider auch die ersten Filme, die so dermaßen grottenschlecht waren.
Seitens des auch über das neue Internet bekannten DPF (Diaper Pal Friends) gab es natürlich schon wesentlich länger entsprechende Artikel zu kaufen. So manch einer hat die durch den Zoll nochmals verdammt teuren Windelhöschen mit den Rüschen am Poppes gekauft, oder auch die Petticoats und andere Artikel. An erwachsenengerechte Nuckel und Babyflaschen, bzw. an Windeln in Erwachsenengröße mit Babymotiven war damals überhaupt nicht zu denken.
Profiteure der damals sich öffnenden Szene waren sicher die Firma Hartmann, Kunzmann, Suprima und Fashy, die durch den größer werdenden Mut der Szene nun auch mehr Gummihöschen verkauften. Auch die Firma Hygia-Versand aus dem schönen Pforzheim hatte Gummuhöschen im Angebot und der damalige Betreiber der Firma erzählte mir, dass tatsächlich zu seinen Stammkunden immer mehr Windelfetischisten und Erwachsenenbabys zählen und er und sein Team schon deshalb einige Versuche mit Kleidungsstücken aus PVC und Gummi starteten, die auch gern angenommen wurden.
Derweil kam dann auch irgendwann jener Auftritt bei "Vera am Mittag", ein sehr vorbereiteter Auftritt, welcher ich meine damalige Sicht der Szene darstellte. Aus den Fehlern der vorangegangenen Sendungen hatte ich vollkommen freies Feld. Ich hätte auch aufstehen können um auch mal Kamerakind sein zu dürfen. Die Regie war auf alle unvorhergesehenen Handlungen von Denise vorbereitet, die Kameras auch.
Kann man aus heutiger Sicht diesen Auftritt sicherlich ebenfalls sachlich kritisieren, so muss man sich aber vor Augen halten, dass man sich in einer Talkshow in einer nicht geschützten Umgebung befindet, in der unerwartete Fragen schnell zu nicht durchdachten Antworten führen können. Leider bin ich auch auf dieses Glatteis gegangen, als ich die Frage einer vermeintlichen Zuschauerin aus dem Zuschauerraum beantwortete, die ich aber hinter der Bühne - ach wie "zufällig" - wiedergetroffen hatte. Sie war von der Produktionsfirma. Dennoch... auch nach dem 100. Male ansehen der Sendung war in vielen Gesichtern der Zuschauer eher ein symphatisierendes freundliches und neugieriges Lächeln zu sehen, als eine fragend-abwehrende Haltung.
Übrigens wurde ich auch nach der Sendung von Menschen wiedererkannt und man kam freundlich, offen und mit Neugier auf mich zu, woraus einige Freundschaften entstanden, ich beinahe Eltern bekommen hätte (leider rauchten beide, was für mich ein No-Go war), zwei Schneiderinnen sich meldeten, von der eine dann eine Zeitlang die Szene mit sehr exklusiver aber liebevoll gemachter Babykleidung belieferten. Eine der besten Kundinnen war wohl Bettina Stettler aus der Schweiz, welche mit ihrem Internetauftritt und den darauf zu sehenden Bildern eine der besten Werbungen für diese Schneiderin war.
Die größten Auftritte waren sicherlich WBKE, der Webauftritt des baby-doll von Gunter Stark, Exposchnuller und ABSSH und vielleicht auch Babywelt, welches eher als News-Portal verstanden werden wollte.
Der hier eingangs angesprochene vermeintliche Konkurrenzkampf, der nach außen hin so dargestellt wurde hatte seine tatsächlichen Wurzeln viel tiefer. Es ging nicht um Konkurrenz sondern um eine gegenseitige massive Antipathie zwischen Christian Nadler und mir. Diese resultierte und aus einer mir seinerseits gezeigten grenzenlosen Arroganz nicht nur mir gegenüber, sondern auch allen anderen Mitgliedern der "Szene" und ihren Ursprung noch vor der der Erstellung der Webseite von Babywelt hatte.
Durch ABSSH wurde dann auch ein Chat ins Leben gerufen, welcher auf jeden Fall zum Chat auf babygum und der Seite Christian Nadlers konkurrierte, weil das Chatprogramm nicht nur technisch überlegen war, sondern auch durch die drei Webauftritte Exposchnuller (Andy und Aaron), ABSSH (Mischka) und Babywelt / WIPU-Club, die beide mir gehörten, finanziert war und wir damit natürlich über mehr finanzielle Ressourcen verfügten.
Der hier bereits erwähnte WIPU-Club brachte ebenfalls eine Zeitschrift heraus, die anfangs "Win(i)Pu" hieß, dann aber nach einer Kontaktaufnahme und gemeinsamen Beratung mit der Disney-Corp. Deutschland sich in WIPU umbenannte, um einen möglichen Rechtsstreit zu vermeiden.
Gunter Stark war Herausgeber der Zeitschrift "Baby-Doll" und Inhaber der gleichnamigen Webseite über die er seine ebenfalls grottenschlechten Filme vertrieb. Mir wurde immer die harsche Kritik an den deutschen Produktionen vorgeworfen, wenn man sich allerdings die hochqualitativen Filme vom DPF oder anderen amerikanischen Communities ansah, musste man bei noch so wohlwollender Betrachtung eingestehen, dass diese deutschen Produktionen nicht mal die Qualität eines Groschenromans hatten. Konzeptionslos, ohne Drehbuch, Darsteller nicht überzeugend und mit katastrophalen Dialogen. Dass diese Filme durchaus das Kopfkino vieler Konsumenten bediente wunderte mich nie.
Und es entspricht der Tatsache, dass ich den Versuch unternahm, einen erneut geplanten Fernsehauftritt eines Senders in Zusammenarbeit mit Gunter Stark zu verhindern. Ich brauchte nur das Redaktionsbüro anzurufen, hatte auch gleich den richtigen Redakteur dran und präsentierte ihm einige handfeste Fakten, die unbestreitbar waren. Nannte ihm Quellen, in denen er prüfen konnte, was ich behauptete und verwies ihn schließlich auf die Folgen für SAT1, die nach der Ausstrahlung der Sendung bei der ich dabei war, durch die Landesmedienanstalten auferlegt wurden: eine öffentliche Entschuldigung und eine Strafzahlung. Das Redaktionsbüro, so erfuhr ich später über die Webseite Baby-Doll, nahm daraufhin Abstand von einer erneuten Veröffentlichung des Themas. Was genau der Ausschlag war, weiss ich nicht. Ich würde es wieder tun, wäre die Situation nochmal die Gleiche!
Die Rechtslage und die zunehmend auf den Plan gerufenen oft selbsternannten "Hüter der Ordnung" machten das Betreiben der drei Webseiten ABSSH, Exposchnuller und Babywelt zunehmend schwerer. Wie es Nadler mit seiner Seite ergangen ist, vermag ich von hier aus nicht zu berichten. Aber auch diese Seite verschwand irgendwann. Die Webseite WBKE wurde irgendwann verkauft und von mir übernommen. Damals hatte ich eine Helferin für Babywelt und WBKE an meiner Seite. Eine Frau, die selbst sehr unter verschiedenen Pseudonymen in der Szene aktiv war und bei mir unter "Tatjana" agierte. Ich habe sie persönlich kennengelernt.
Auch hatten sich die Sichtweisen der Betreiber von Exposchnuller und Babywelt / WIPU-Club zunehmend zum negativen geändert. Je mehr man erlebte mit Mitgliedern dieser "Szene" umso mehr hatte man den Eindruck es mit Menschen zu tun zu haben, die - wie "Harti" vom früheren WBKE es sinngemäß ausdrückte, die Windel um den Kopf haben. Der Rückzug dieser beiden Seiten basierte schließlich und letztendlich auf dieses "Schnauze voll".
Warum andere "alte Hasen" verschwunden sind, mögen sie - sofern sie je davon erfahren - selbst erzählen. Leben heisst Veränderung. So hat sich auch mein Leben grundlegend verändert.
Ich hatte immer den Traum vom eigenen Haus, eigenem Garten, einer Frau an meiner Seite, die mich auch als Denise akzeptiert und dem Traum der Freiheit mich auch als Denise frei bewegen zu können. Ich habe alles erreicht, ja, sogar mehr als ich mir erdacht hatte. Aus der oben genannten Sendung habe ich als Freundin eine damals sehr bekannte Domina aus Berlin kennengelernt (Katharina Schwarz), die mich an die Hand und mich in die Berliner Szene mitnahm und ich auch anderes interessantes sah. Dort lernte ich weitere wichtige Menschen in meinem Leben kennen und konnte so einige Babytreffen in Berlin veranstalten, ua. eine Piratenfahrt bei der wir ein anderes Schiff gekapert haben.
Nachdem ich der "Babyszene" den Rücken gekehrt hatte wurde ich in der Berliner SM-Szene als das "Bondagekind" bekannt, ich schnürte im Kinderkleidchen mitten im SM-Club alles weg, was sich in meine Hände begab. Weil ich dabei eine große Menge an Stahlringen benutzte, hatte ich bald den Spitznamen "Prinzessin der Ringe" oder auch kurz "die Ringprinzessin". Ich fand ein tolles Paar, die nicht nur mich als Denise annahmen, sondern mich auch in die Kunst des SM einführten und sorgfältig meine Ergebnisse des Bondage begutachteten. Da sie aus dem medizinischen Bereich kam, lernte ich auch alles über Go's und No-Go's im SM...
Mein weiteres Leben bleibt hier ein Geheimnis, weil das niemanden weiter angeht.
Vielleicht noch soviel: den Titel der Prinzessin habe ich mir nie selbst gegeben. Er kam aus der Szene, weil ich mich immer gern prinzessinnenhaft kleidete. Sicherlich typisch für kleine Mädchen.
Und vielleicht ein letzter Satz zu meiner Haltung: es war und es ist mir heute immernoch vollkommen egal, was einige aus der "Szene" über mich meinen, denken oder in welche Schubladen sie mich stecken. Ich weiss aber, dass viele von denen immernoch den gleichen Traum träumen, den sie damals schon geträumt haben, dass sie in ihrer Zukunftsplanung hinsichtlich des Littles keinen Schritt vorangekommen sind. Sie träumen weiterhin von der (am liebsten) Kinderkrankenschwester, die ganz wild darauf ist, diesem Erwachsenenbaby ständig die Windeln zu wechseln.
Ich lasse sie weiterträumen.
Und ich weiss auch, dass es welche gibt, die allein beim Lesen meines Namens einen Brechreiz bekommen. Ich wünsche denen viel Freude beim Vomitus. All das ist mir seit vielen Jahren vollkommen egal. Ich habe mich nie viel um andere geschert. Wer mich in meinem Leben begleiten wollte, war immer herzlich eingeladen.
Das war es auch schon. Reagieren oder lesen werde ich nicht mehr. Wollte lediglich zur Historie etwas beitragen. Wird also wenig bringen, mir Fragen zu stellen oder ein Statement abzugeben. Es wird mich nicht erreichen.
Wünsche Euch allen aufrichtig noch viel Lebensfreude, Erfolg und vorallem den alten Hasen viel Gesundheit, die immer kostbarer wird, je älter man wird.
Gruß
Denise van Hoorn
(ja, die echte!)