Also Lego muss erst mal warten
. Bisher haben ich den Eindruck, dass Herr Spahn in seinem Ministerium geistig noch nicht angekommen ist, sich im Posaunen von plakativen Halbweisheiten aber bestens auskennt. Danach kommt aber nicht viel Kontruktives, was man auch hier (
http://www.ardmediathek.de/tv/Hart-aber ... d=50971192 ) auch ganz gut nchvollziehen kann. So punktuell will ich mal ein paar Vorschläge zerpflücken......
Vorschlag ausländische Pflegekräfte importieren, die eine gleichwertige Berufsausbildung haben:
Warum sollten die kommen, wenn sie bis heute nicht gekommen sind? Es gibt bereits eine große Zahl vor allem osteuropäischer Pflegekräfte. Hier finden sich gut ausgebildetet erfahrene Leute genauso wie Menschen, die in der direkten Personenpflege zwar helfen können, aber von vielen Dingen (Wundversorgung, Hautpflege, Lagerung, Medikamente) wenig Ahnung haben. So in etwa wie bei uns die Krankenpflegehelfer/innen. Für Pflegekräfte aus dem Osten der EU wäre es also kein Problem hier eine Stelle zu finden. Womöglich spielt in deren Leben ihre Heimat aber auch eine Rolle, auch wenn sie hier vielleicht etwas mehr Geld bekommen würden. Zudem ist der Beruf in diesen Ländern oft höher angesehen als der Krankenpflegeberuf hier. Ich habe viele Patienten gesehen die mit alterfahrenen Krankenschwestern umgegangen sind wie man mit keinem Mensch umgehen darf. Und es liegt sicher auch an der gesellschaftlichen Stellung des Pflegeberufs, denn zu mir(nicht Pflegeberuf) sind die gleichen Patienten wie ausgewechselt. Ich finde sowas dreist und ekelhalft und habe es solche Menschen auch immer wissen lassen.
Zum anderen ist da für zugezogene Pflegkräfte oft eine Sprachbarriere, die zu überwinden es schon eine gewisse Zeit braucht.
Außerdem fehlt es dann in den entsprechenden Ländern an Pflegekräften. Dort sieht nämlich die prgnostizierte Altersverteilung ähnlich aus wie bei uns. Manche Stellen werden dann von Personal aus weiter östlicheren Länder aufgefangen (Ost-West-Migration von Fachräften). Sicher werden diese Länder aber auch Anstrengungen unternehmen ihre Fachkräfte zu halten. Außerdem ist es beschämend diesen Ländern ihre Fachkräfte zu klauen, nur weil man es selber verbockt hat den Pflegenotstand zu vermeiden.
Die einzigen Möglichkeit dem Pflegemangel zu begegnen ist jetzt für mehr Ausbildungsplätze und einen attraktiveren Beruf zu sorgen, vielleicht mit Karrierechancen, vielleicht mit deutlich mehr Geld und sicher mit geregelten Arbeitszeiten, die nur mit einer ausreichenden Personaldecke (es ist überhaupt wer da, der einen vertreten kann?) zu erreichen sind.
Die BlaBla Vorschläge von Herrn Spahn kann jeder am Tresen auch machen, ich vermisse was Konkretes. Ideen alleine helfen nicht, aber das können die Deutschen (bin auch einer) schon immer gut. Die Umsetzung erstickt dann häufig in der Bürokratie.
Stichwort Landärztemangel.......
Scheinbar hat kaum jemand verstanden warum es den gibt. Und es liegt nicht am Geld und nicht an den Arbeitszeiten. Denn Ärzte auf dem Land verdienen z.B gar nicht schlechter. Es liegt am "Land", das politisch in den letzten 30 Jahren im Gegensatz zu den städtischen Gebieten infrastrukturell vernachlässigt wurde. Hierzu für alle Städter ein kleiner Zeitungsartikel im link (
http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitges ... erland-d17 ). Es gibt ja nicht nur weniger Ärtze, sondern auch weniger Schulen, weniger öffentlichen Nahverkehr, weniger Firmen/Arbeitsplätze auf dem Land, weniger Schulen und Kindergärten, weniger Geschäfte, keine schnelle Datenverbindung (zuletzt genannt, aber enorm wichtig, dieser Beitrag wir übrigens nur dank LTE geschrieben) usw.. Dafür gibt es mehr Windkraftanlagen, mehr Ackerflächen, insbesondere Maisfelder, weniger Natur, mehr Insektizide, mehr Pflanzenschutzmittel, mehr Gülle, mehr Industriebauten, die aufgrund ihrer Hässlichkeit in der Stadt nie zu errichten wären und sicherlich andere regionspezifische Verschlechterungen (ich kenne einige!). Denn die Stadtbevölkerung muss ja möglichst billig versorgt werden! Die Leute auf dem Land sind oft unzufrieden, was sich auch im Wahlergebnis niederschlägt (AFD hier 13%!). Natürlich sind die Leute auf dem Land auch teurer was prokopf Infratsrukturausgaben angeht, was eine Verbesserung der Lebensbedingungen dort natürlich auch im Weg steht.
Hat sich Herr Spahn mal dazu bekannt, dass die Regierungen der letzten 30 Jahre diese Rahmenbedingungen eher verschlimmert als verbessert haben? Sollte er erstens als Zeichen, dass er das verstanden hat und zweitens als Weckruf jetzt schnell zu handeln. Für meinen Beruf scheint sich schon mal nach diesem Koalitionsvertrag, außer neuer bürokratische Hürden, überhaupt nichts zu ändern.
Also Landärztemangel = Landflucht = von der Attraktivität des Lebens im ländlichen Raum abhängig, ganz einfach. Also ländlichen Raum aufwerten und alles wird besser.
Fachärzte- und Hausärztemangel(wobei die ja auch alle Fachärzte sind...) allgemein....woher kommt das und was kann man dagegen machen?
Nach der Wiedervereinigung sind die Studienplätze für Humanmedizin deutlich gesunken, was nicht an fehlenden Bewerbern sondern an deren Kürzung lag (wir mussten mal wieder sparen). Also wurden mit Wissen aller schlauen Leute über die Bevölkerungesentwicklung der kommenden Jahre weniger Ärzte ausgebildet. Es wurde zwar mittlerweile "nachjustiert" aber trotzdem hat uns der Bedarf schon lange überholt (siehe auch
https://de.wikipedia.org/wiki/Demografi ... eutschland ).
Nun gibt es noch zahlreiche Hürden, die neben dem Personalmangel an sich eine Rolle spielen. Das gilt für Fach oder Hausärzte auf dem Land und in der Stadt gleichermaßen. Z.B. ist eine Praxiseröffnung nur mit einem Kassenarztsitz möglich. Diesen vergibt die kassenärztliche Vereinigung, die an sich ein bürokratisches Monster ist. Auch in unterversorgten Gebieten werden einem jungen Arzt immer noch Steine in den Weg gelegt, die so sehr abschrecken können, dass sich mancher Arzt lieber im Krankenhaus anstellen lässt. Die bisher geschaffenen Anreize sind "kalter Kaffee", insbesondere wenn es darum geht sein Lebensmittelpunkt aufs Land zu verlegen.
Zudem führen die Arbeitsbedingungen, die das Arbeitszeitgesetz oft verhöhnen, gerade in den Krankenhäusern dazu, dass Ärztininnen nach der Babypause nicht wieder in den Beruf einsteigen wolle. Ein volkswitschaftliches Drama mit einer absolut verständlichen Ursache!
Also was muss man tun? Das Berufsbild niedergelassener Arzt attraktiver machen, was leistungsorientierte Vergütung angeht, bürokratische Hürden abschaffen, Teilzeitarbeitsplätze attraktiver machen, Niederlassungsbeschränkungen gerade im ländlichen Raum abschaffen (man muss froh um jeden Trottel sein) = mehr Ärzte = weniger Wartezeit=bessere Versorgung. KV abschaffen? Vielleicht auch hilfreich.
Zudem sollte es mehr Gemeinschaftspraxen geben die gerade Teilzeitmodelle und kollegiales Miteienander erst ermöglichen.
Ich finde unser planwirtschaftliches Kassenarztsystem zwar fürchterlich, glaube aber, dass es bis auf die Terminvergabe keine großen Unterschiede in der Behandlungsqualität gibt. Im Gegenteil - ich würde oft gerne auf eine Chefarztbehandlung verzichten
Darauf einzugehen würde jetzt aber noch mehr den Rahmen sprengen.
Jetzt kommt der grooooooße Haken an der Sache. Wenn alles besser werden soll kostet das auch viel mehr Geld. Das heisst für jeden Einzelnen mehr Gesundheitsabgaben, was insgesamt auch nachrangig zu einer Lohnesteigerung führen wird (wogegen im Lohn-Dumping Land Deutschland auch nichts einzuwenden ist). Das heißt aber nicht, dass die Ärzte immer reicher werden, denn es soll ja mehr medizinisches Personal geben auf die das dann verteilt wird.
Also jeder der meckert muss dann auch bereit sein mehr zu bezahlen. Das heißt im Umkehrschluss für Meckerer im Wartezimmer, die nicht mehr bezahlen wollen: Schnauze halten!
Und wenn Herr Spahn das liest kann er mir gerne eine PN schicken. Ich werde ihm dann nochmal auf den SpahnZahn fühlen.
Es grüßt der Osterhase