Moderne Gesellschaft

MysteryGirl
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Moderne Gesellschaft

von MysteryGirl » 03.01.2019

Moin zusammen,

nun mache ich mal einen guten Vorsatz wahr und bringe mich hier mehr ein.

Die Feiertage sind nun vorbei und ich habe etwas mehr Freizeit. Da bin ich im Fernsehen auf die Beiträge vom Katastrophenwinter 1978/79 gestossen, der vor 40 Jahren stattgefunden hat. Hierzu mal 2 Links über die Zustände damals:

https://www.mdr.de/mediathek/mdr-videos ... 60760.html
https://www.youtube.com/watch?v=K8fOLDlvA-c

Nun werden einige sagen, dass ist ja schon lange her und das waren ganz andere Zeiten, sowas kommt heute nicht mehr vor, wir sind nun ja auch auf alles vorbereitet. Da bin ich über einen Beitraq über das Schneechaos im Münsterland 2005 gestossen:

https://www.youtube.com/watch?v=ldC1H6ylr6c

Und da ist dann noch das Schneechaos in Meck-Pomm von 2010:

https://www.youtube.com/watch?v=Q3ZH2dlKeN0
https://www.youtube.com/watch?v=B-SX1-mFbNE
https://www.youtube.com/watch?v=ofC3TVZnEug

Nun als allgemeine Diskussionsgrundlage ein paar Fragen dazu:

- Sind wir wirklich auf solche extremen Wettersituationen allgemein und auch persönlich vorbereitet?
- Wie würdet ihr mit solchen Situationen umgehen?
- Hat einer von euch etwas von den Beiträgen mitgemacht und kann dazu auch persönlich was erzählen?
- Wie abhängig sind wir in unserer heutigen Zeit geworden? Würde es besser oder schlimmer aussehen?

Ich bin gespannt auf eure Beiträge dazu und freue mich auf Diskussionen.

lg Sarah

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Georg
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Re: Moderne Gesellschaft

von Georg » 03.01.2019

MysteryGirl,
in unserer kostenoptimierten Zeit gibt eben keine Rückfallebene mehr, wenn es mal heftig schneit. In einem der von dir verlinkten Filme kömmt das Thema Melken von Kühen vor. Die Kühe waren inzwischen an das Melken mit der elektrisch betriebenen Melkmaschine so gewöhnt, daß sie sich nicht von Hand melken ließen- wenn noch jemand da war, der das Melken mit Hand beherrschte. Und wenn man die Kühe melken kann, wohin mit der Milch? Der Milchtankwagen kommt ja nur einmal die Woche, wo früher täglich die Milch vom Bauernhof geholt wurde.

Beim nächsten größeren Schneefall wird man genauso wieder Bilder machen können, wie in den inzwischen historischen Filmen gezeigt. Nur die Autos sind andere/neuere Modelle. Es lohnt sich nicht für einen nur alle 10 Jahre stattfindenden Schneefall alles dafür bereit zu halten. Der Unterhalt für die viele Jahre ungenutzten Geräte will keiner bezahlen. So kenne ich es noch, daß an gefährlichen Stellen im Herbst nach der Ernte Schneeschutzzäune auf den Feldern aufgestellt wurden, die den Schnee von den Straßen fern hielten. Aufstellen und Wegräumen ist Handarbeit. Will keiner mehr bezahlen. Heute pökelt man da lieber die Straße mit Salz frühzeitig ein. Früher benutze man nur Sand; das reichte für den damaligen Verkehr.

Ja, und früher? Da gab es gar keinen Räumdienst. Da kam erst mittags ein Schneepflug vorbei, wenn es nachts geschneit hatte. Statt Staumeldungen gab es im Radio ein Straßenzustandbericht, wo die Straßen vereist waren. Man war aber auch noch nicht so auf das Auto fixiert. Das Auto ist eigentlich das ungeeigneste Verkerhsmittel bei Schneefall. Wer noch hatte, holte seinen Schlitten hervor und spannte sein Pferd davor. Aber wo gibt es das heute? Oder es wurden Schneeketten auf die Autoräder montiert. Damit wäre man heute ein Verkehrshindernis, weil mehr als 40 km/h damit nicht möglich sind und bei frei geräumter Straße, die Ketten abmontiert werden müssen, weil sie auf Beton und Asphalt ganz schnell verschleißen und mächtig Lärm wie eine Panzerkette machen.

Und dann gab es die Zeit der Autoreifen mit Spikes (Spie-kess, wie man des Englischen nicht mächtig damals sagte). Das sind kleine Stifte die in die Reifen gemacht wurden und ein paar Millimeter aus der Reifenlauffläche herausschauten. Das machte auch viel Lärm. Wenn man zu schnell fuhr flogen die Spikes auch schon mal aus ihren Löchern im Reifen heraus. Das war auch nicht ganz ungefährlich. Aber vor allen Dingen zerstörten Spikes-Reifen im Nu den Straßenbelag. Heutige Spurrillen sind dagegen unbedeutend. So wurden die Spikes-Reifen schnell wieder verboten.

Aber heute hat man ja den Strom vom eigenen Solardach! Da kann der Strom nicht ausfallen. Äh, wie bekommt man denn den Schnee von dem verschneiten Solardach? Dann gibt es ja doch keinen Strom.... Da wollen wir mal hoffen, daß wenigsten die Tragkonstruktion der Solarpanele so stabil sind, daß sie auch noch den Schnee tragen können.

Man kann geben starken Schneefall vorbeugen, aber das kostet eben Geld, daß der Staat für andere Wohltaten lieber ausgibt.

https://www.youtube.com/watch?v=1kj_4EEBqy8

LG Georg

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Luci
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Re: Moderne Gesellschaft

von Luci » 03.01.2019

Huhu,
ich kann ein bisschen was von den Schneemassen im Münsterland berichten, da ich zu der Zeit noch dort gewohnt habe. Bei uns im Kreis wurde Katastrophen Alarm ausgelöst, da besonders viele Haushalte von langanhaltenden Stromausfällen geplagt waren. Ich weiß noch, dass wir auch einen ganzen Abend und eine ganze Nacht im Dunkeln saßen. Wir hatten also echt sehr viel Glück, dass wir nur so kurz betroffen waren, einige Haushalte hatten über 4 Tage keinen Strom. Ich weiß noch wie schockiert wir alle waren, dass es überhaupt möglich ist, dass das Stromnetz aufgrund von Schneemassen einfach zusammenbrechen kann. Mein Vater hat sich sehr darüber ausgelassen, wie unmöglich es ist, dass RWE solche enormen Versäumnisse bei der Wartung der Strommasten hatte.
Wir persönlich hatten aber nicht so viele Nachteile. Es war zwar dunkel, aber wir haben uns mit Taschenlampen und Kerzen beholfen, es wurde der Kamin ausgezündet um es warm zu halten und lediglich die Dinge, die in der Tiefkühltruhe aufgetaut waren, mussten entsorgt werden. In den Dörfern um uns herum waren deutlich schlimmere Auswirkungen zu spüren. Ich kenne einige Familien, die mehrere Tage im Dunkeln saßen und massiv Probleme dadurch hatten.
Die Schule ist in der Zeit auch ausgefallen (was mich sehr gefreut hat, denn so hatte ich mehr Zeit für eine Mathearbeit zu lernen), aber generell war es in meinem persönlichen Umfeld nicht ganz so dramatisch, wie woanders im Kreis.

Generell ist es aber ein massives Problem, wenn solche Grundlegenden Dinge wie Strom ausfällt über einen langen Zeitraum. Es ist schon erschreckend, wie abhänging man eigentlich ist...

LG von Luci
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Re: Moderne Gesellschaft

von Jona Windeltiger » 05.01.2019

Mir ist mal mein ganzer Stadtteil in einem lokal sehr begrenzten Starkregenereignis abgesoffen. Das war besonders unglücklich, weil die Elektrik unseres Gründerzeithauses im Keller war, die Vermieterin bereits vorher langfristig im Krankenhaus und ich kurz vor einem Umzug ins Ausland. Ein Bezug zu "moderner Gesellschaft" war neben dem Thema Elektrizität (und damit Warmwasser in meinem Fall) auch gegeben, weil die konkrete Bewältigung des Hochwassers durch (die Vorkehrung für) Bergbaufolgeschäden erschwert wurde.
Geängstigt habe ich mich nicht, es war nur einfach mega nervig, weil es halt meinen ganzen knappen Zeitplan für den Umzug durcheinandergebracht hat. Darüber hinaus ist man in einer Großstadt bzw. in der größten Metropolregion des Kontinents eben auch nie so direkt aufs sich alleine gestellt, wie vielleicht auf einem Bauernhof im Münsterland bei einer Schneekatastrophe.

Auch weil ich ein überzeugter Städter bin beuge ich nicht in irgendeiner Weise vor. Wenn ich jetzt auf einem Bauernhof wohnen würde, würde ich das möglicherweise anders sehen. Mangels Auto halte ich auch keine Schneeketten oder Spikes vor und mein Fahrrad fährt solange, wie die Kette nicht in den Schnee reicht :P
Generell bin ich schon der Ansicht, dass wir aktuell oft zu sehr von moderner Technik abhängig sind. Meine Erkenntnis wäre aber eher, nicht auf moderne Technik zu verzichten, sondern mehr Rückfallebenen einzubauen. Also "Ja zu Home Automation", aber man sollte die Rollläden dann auch noch ohne App und Strom auf- und zubekommen. Lasst Infrastruktureinrichtungen ruhig GPS nutzen, nur muss es Back-ups für die Zeit nach einem Sonnensturm geben.
Andererseits muss man manchmal einfach Ausfälle (oder selbst einzelne Todesfälle) in Kauf nehmen. Man wird nie allen Risiken vorbeugen können und irgendwo muss man einen Kompromiss zwischen Absicherung und Alltags-Komfort machen. Und nicht zuletzt sind solche Momente eben auch die Zeit, wo Menschen sich untereinander helfen können und dann auch solidarisch werden - jedenfalls war das meine Erfahrung, als mein Stadtteil abgesoffen ist ;) :)
MysteryGirl,
in unserer kostenoptimierten Zeit...
...begrüßt man nicht mehr, man benennt nur noch die Person, die man belehrt :D
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Re: Moderne Gesellschaft

von MysteryGirl » 19.01.2019

Sehr interessante Beiträge.. den vom MDR hab ich fast ganz gesehen..
Hmm also ehrlich gesagt Heizung läuft im Keller, kein Problem.
Ich würde mir evtl. Gedanken um die Schneemassen auf einem Dach machen.. dass das nicht zu sehr drückt.
Sonst, kein Strom - kein Problem.. man kann ja ein Buch lesen oder Spiele spielen... oder nutzt das Handy... (je nachdem wie weit die Funktion gegeben ist, Musik, Internet, lesen.. oder oder.. )
Läuft die Heizung denn auch ohne Strom? Viele moderne Heizanlagen brauchen für die Pumpen etc doch inzwischen Strom. Wie schaut das bei euch aus?

Hier läuft das Internet über den Router - und der braucht Strom, sonst gibt es keine Verbindung zur Aussenwelt.
Die nächste Frage ist ja auch die Wasserversorgung, inwieweit die Zwischenpumpen Strom beziehen können.
Kühlschrank und Kühltruhen sind ja nebensächlich - was soll bitte passieren, wenn das draussen friert? Dann kommen die Sachen solange in die Garage oder in eine Kiste vor die Haustür und fertig (Unsere Kühltruhe steht in einem nicht beheizten Raum.)


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