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Eltern/Großeltern aus Ostdeutschland(Schlesien, Sudetenland, etc.)

Verfasst: 27.02.2019
von cvetoslava
Hi,

wer stammt aus dem deutschen Osten? Ich habe Großeltern aus Schlesien(Breslau und Raum Oppeln) und Urgroßtante aus Ostpreußen(Mohrungen).

ich stelle die Frage in dem Zusammenhang, weil es viele Forschungen über Kriegsenkel und Kriegskinder gibt, und die Erziehung der Kinder Eltern mit Kriegstraumata Problemen bereiten könnte.

LG KV

Re: Eltern/Großeltern aus Ostdeutschland(Schlesien, Sudetenland, etc.)

Verfasst: 27.02.2019
von Luci
Huhu,
meine Großeltern kommen aus Oberschlesien, meine Tante und mein Onkel sind sogar auch noch da geboren.

Meine Oma hat immer sehr von ihrer Heimat geschwärmt und hat sich in unserer Ecke Deutschlands nie so wirklich wohl gefühlt leider.

Ob es in der Erziehung Probleme gab weiß ich nicht. Meine Oma war ziemlich streng zu ihren Kinder und hat uns Enkel sehr verwöhnt. Keine Ahnung ob das irgendwas zu sagen hat, meine Mama hat sich jedenfalls nicht beschwert.

LG von Luci

Re: Eltern/Großeltern aus Ostdeutschland(Schlesien, Sudetenland, etc.)

Verfasst: 27.02.2019
von baerschen
Huhu,

meine Eltern und Großeltern kommen zwar nicht aus dem Osten, aber ich finde das Thema der generationsübergreifenden Kriegstraumata sehr interessant.

Etwas offtopic, aber thematisch verwandt ist ein weiterer Aspekt, nämlich die systematische Vernachlässigung von Kindern durch Erziehungsmethoden aus der Nazizeit, die teilweise heute noch angewandt werden, ohne dass die Eltern sich dessen bewusst sind. Hier ein Spektrum- (bzw. Gehirn-und-Geist)-Artikel dazu:
https://www.spektrum.de/news/paedagogik ... ng/1555862. Lesenswert und augenöffnend!

(Hinweis: ein dort zitierter Forscher hält Kriegstraumata für vergleichsweise unbedeutend, da bin ich persönluch aber eher skeptisch).

Lg Micha

Re: Eltern/Großeltern aus Ostdeutschland(Schlesien, Sudetenland, etc.)

Verfasst: 01.03.2019
von cvetoslava
Huhu,


Etwas offtopic, aber thematisch verwandt ist ein weiterer Aspekt, nämlich die systematische Vernachlässigung von Kindern durch Erziehungsmethoden aus der Nazizeit, die teilweise heute noch angewandt werden, ohne dass die Eltern sich dessen bewusst sind. Hier ein Spektrum- (bzw. Gehirn-und-Geist)-Artikel dazu:
https://www.spektrum.de/news/paedagogik ... ng/1555862. Lesenswert und augenöffnend!
Hallo Baerchen,

wobei dann heute und auch damals dazu kommt, dass man sich gerade in den Randgebieten besonders deutsch vorkommt. So kann sich dan beides verstärken.

LG WE

Re: Eltern/Großeltern aus Ostdeutschland(Schlesien, Sudetenland, etc.)

Verfasst: 01.03.2019
von MysteryGirl

wobei dann heute und auch damals dazu kommt, dass man sich gerade in den Randgebieten besonders deutsch vorkommt. So kann sich dan beides verstärken.

LG WE
Ist das wirklich so, dass man sich am Rand besonders deutsch vorkommt? Es ist mir bewusst noch nicht aufgefallen, würde aber einiges in Bayern und Sachsen erklären. ;)
Aber in Meck-Pomm oder Niedersachsen ist das doch auch nicht so stark ausgeprägt, oder?

Erziehung ist ein schwieriges Thema, ich kenne keine 2 Elternpaare, die das Thema Erziehung gleich angehen.
Dafür kenne ich einige, die alle Bücher darüber weggeworfen haben und das frei Schnauze machen und sich dabei auf ihre Erfahrungen verlassen.
Kriegs- und Nachkriegszeiten waren Zeiten, wo man sich wohl eher um das Überleben als um die Erziehung Gedanken gemacht hat, ich kann mir nicht vorstellen, dass man auch gerade das Buch über Erziehungsfragen auf der Flucht in den Westen unbedingt im Gepäck hatte. Auch wenn nach dem Krieg noch viel aus dem Buch nachvollzogen werden konnte, so wird sich das wohl inzwischen mehr als überholt haben und es sind neue Generationen gekommen.

lg Sarah

Eltern/Großeltern aus Ostdeutschland(Schlesien, Sudetenland, etc.)

Verfasst: 16.03.2019
von Janek
Meine Urgroßeltern väterlicherseits waren in Toruń (deutsch: Thorn) beheimatet, heute Woiwodschaft Kujawien-Pommern. Mütterlicherseits waren die Wurzeln nahe Gorzów Wielkopolski (Großpolnisch Bergen, deutsch: Landsberg an der Warthe), heute Woiwodschaft Lebus.

Das Schicksal einte sie, nämlich die Vertreibung nach dem Kriegsende. Eine Kupferschmiede bei einer Seite und ein bäuerliches Großgut gingen durch Enteignung verloren. Man hatte das, was man am Leibe trug, dazu wenige Familienstücke (Schmuck, Gemälde) und je einen Karton mit persönlichen Dokumenten. Alles drängte nach Berlin, obwohl es dort nach dem Krieg vergleichbar schlechte Bedingungen für Vertriebene gab. Was von Wert war, das wurde für das Überleben weg gegeben.

Der Kupferschmied-Meister gab seinen Beruf auf. Einerseits wurde ihm der Meister hier nicht anerkannt, andererseits war der Beruf schon vor dem Krieg eine sehr kleine Nische. Er war sogar bereit, seinen Beruf nochmal als Lehrling zu erlernen, fand aber keinen Lehrmeister, der ihn wollte. Man nahm lieber einen gebürtigen Berliner. So ließ er sich zur Polizei werben, ausbilden und arbeitete in diesem Beruf bis zur Rente. Trotzdem er bei der Flucht auch noch angeschossen wurde blieb er mir als sprichwörtlicher "Kerl wie ein Baum" mit großen Händen und festem Händedruck in Erinnerung. Sein Leben endete nach 98 Lebensjahren ohne große Qualen.

Mütterlicherseits wurden aus Bäuerinnen nach der Vertreibung in Berlin Junglehrer. An die Forderung nach einem komplexen Hochschulstudium für den Lehrerberuf war direkt nach dem Krieg nicht zu denken, Junglehrer wurden durch die Alten angelernt. Das ging Jahrzehnte gut, bis plötzlich doch das Studium gefordert wurde. Es folgte die Degradierung zu Horterzieherinnen, was einen deutlichen Einkommensverlust und letztlich eine nur kleine Rente mit sich brachte. An das Nachholen des Studiums war damals nicht mehr zu denken, es fehlte ja noch das Abitur, um studieren zu dürfen. Ein Mitglied dieser Vorfahren-Schiene lebt noch und ist 87 Jahre alt. Meine eigenen Eltern sind Mitte bis Ende 60 und wie ich in Berlin geboren. Als Bewahrung dieser Wurzeln wählten meine Eltern für mich einen polnischen Vornamen. Auch ein wenig um ihre Versöhnung mit der Vertreibung ihrer Eltern aus der Heimat zu machen, die beide Seiten als deutsch und nicht als polnisch bezeichneten.

Re: Eltern/Großeltern aus Ostdeutschland(Schlesien, Sudetenland, etc.)

Verfasst: 17.03.2019
von Jona Windeltiger
Ich habe auch in mehreren Linien Ostflüchtlinge als Vorfahren, aus sehr unterschiedlichen sozialen Herkünften. Die Familie einer Großeltern-Linie hat einen recht großen Bauernhof verloren, aber meine Oma wollte schon vor dem Krieg nach Berlin und war insofern vielleicht weniger durch den Verlust der Heimat betroffen als sie dann in einer westdeutschen Großstadt eine neue Heimat gefunden hat. Aber auch die Seiten, die nicht geflüchtet sind, haben zum Teil - vielleicht nicht ihre "Heimat"(stadt), aber doch sehr viel verloren.
Ist das wirklich so, dass man sich am Rand besonders deutsch vorkommt? Es ist mir bewusst noch nicht aufgefallen, würde aber einiges in Bayern und Sachsen erklären. ;)
Aber in Meck-Pomm oder Niedersachsen ist das doch auch nicht so stark ausgeprägt, oder?
In NRW nehme ich das auch überhaupt nicht wahr, aber Deutsche und Niederländer sind sich kulturell (und sprachlich, insbesondere dialektal) auch vergleichsweise ähnlich. Auch für Schleswig-Holstein nehme ich es nicht so sehr wahr, was nur auffällt ist die hohe Anzahl deutscher und vor allem schleswig-holsteinischer Flaggen im Land, die ich immer für eine Reaktion auf die vielen dänischen Flaggen auf der andere Seite der Grenze gehalten habe (die ihrerseits wiederum eine Reaktion auf die deutsche Besatzungszeit darstellen.)

Re: Eltern/Großeltern aus Ostdeutschland(Schlesien, Sudetenland, etc.)

Verfasst: 17.03.2019
von cvetoslava
Auch für Schleswig-Holstein nehme ich es nicht so sehr wahr, was nur auffällt ist die hohe Anzahl deutscher und vor allem schleswig-holsteinischer Flaggen im Land, die ich immer für eine Reaktion auf die vielen dänischen Flaggen auf der andere Seite der Grenze gehalten habe (die ihrerseits wiederum eine Reaktion auf die deutsche Besatzungszeit darstellen.)
Hi,

da gibt es soch extra ein Schwein:



LG KV